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Foto: Bürger für Frankfurt
Foto: Bürger für Frankfurt

Hans Joachim Mendig und die Rechtspopulisten

Klappe, die Zweite

Vor bald einem Jahr musste der ehemalige Geschäftsführer der Hessenfilm und Medien GmbH seinen Posten räumen. Grund waren anhaltende Proteste aufgrund Mendigs Nähe zur AfD. Nun präsentiert sich der Produzent in neuer Runde – und zeigt überdeutlich, wes Geistes Kind er ist.
Hans Joachim Mendig kann es nicht lassen. Ende September 2019 musste der ehemalige Geschäftsführer der Hessenfilm und Medien GmbH aufgrund seiner zweifelhaften Bekanntschaft mit dem AfD-Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen und dem für seine rassistischen Ausfälle berüchtigten ehemaligen PR-Berater Moritz Hunzinger seinen Posten räumen. Weniger als ein Jahr später zeigt Mendig erneut allzu deutlich, wes Geistes Kind er ist.

Doch von vorn: Am 5. September 2019 berichtete das JOURNAL FRANKFURT erstmals über das bereits im Juli 2019 bei Instagram veröffentlichte Foto, das Hans Joachim Mendig das Amt kosten sollte. Darauf zu sehen: Mendig beim Mittagessen mit Jörg Meuthen und Moritz Hunzinger. Geteilt hatte das Foto der AfD-Politiker Meuthen, darunter der Text: „Sehr angeregter und konstruktiver politischer Gedankenaustausch heute in Frankfurt mit Prof. Dr. Moritz Hunzinger und Prof. Dr. Hans Joachim Mendig. #AfD #FFM #Politik #Politics #Frankfurt“. Dieser „konstruktive politische Gedankenaustausch“ rief massive Kritik seitens der Politik sowie zahlreicher Film- und Kunstschaffender hervor.

In der Öffentlichkeit entbrannte eine Debatte darüber, ob sich ein solcher „Gedankenaustausch“, geführt mit einem die Integration ablehnenden AfD-Politiker und ausländische Menschen als „Wilde“ bezeichnenden PR-Mann, mit dem Auftrag der Hessenfilm und der Verwaltung der öffentlichen Gelder im Sinne der kulturellen Vielfalt vereinbaren lässt. Eine von Filmkritiker Rüdiger Suchsland initiierte und als Online-Petition veröffentlichte Rücktrittsforderung sammelte innerhalb weniger Tage hunderte Unterschriften, Mendigs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter distanzierten sich öffentlich von ihrem Chef und auch Angela Dorn (Bündnis 90/Die Grüne), Ministerin für Wissenschaft und Kunst, zeigte deutlich ihre „Verwunderung“ über das Treffen. Am 24. September 2019 musste Hans Joachim Mendig seinen Hut nehmen; bis heute hat er sich nicht weiter zu den Vorwürfen geäußert.

Nun scheint Hans Joachim Mendig eine neue Aufgabe ganz nach seinem Gusto gefunden zu haben. Der inzwischen vor allem als freiberuflicher Marketing- und PR-Berater tätige ehemalige Produzent unterstützt in diesem Jahr das Kuratorium der Bürger Für Frankfurt (BFF) bei der Verleihung eines Bürger- sowie eines Stadtteilpreises. Ebenfalls Kuratoriumsmitglied und Mitbegründer der Wählervereinigung BFF ist Wolfgang Hübner. Hübner, Jahrgang 1946, war in den 60er-Jahren ein bekennender Linker. Heute ist er vor allem für seine rechtspopulistischen Parolen bekannt, die er regelmäßig auf der rechten Plattform „Politcally incorrect“ (PI) veröffentlicht. Schon in seiner Zeit als Stadtverordneter hetzte er offen gegen Muslime, nahm an Pegida-Demonstrationen teil und erklärte die Integrationspolitik für gescheitert. Die BFF sah er in direkter Konkurrenz zur AfD.

Hübners Texte bei PI tragen Titel wie „Antirassismus als Ideologie der Umvolkung“, „Wer schützt unsere nationale Gemeinschaft in Deutschland?“ und „Die Niederlage, die ein erster Sieg ist. AfD bringt frischen Wind in den Bundestag“. Seine Fans ereifern sich in Kommentaren unter Hübners Artikeln über „schwarze Kackbratzen“ und „korrupte Negerkönige“ und bedienen sich weiterer, ähnlich widerwärtiger, menschenverachtender Formulierungen. Hübner ist noch immer Ehrenvorsitzender der BFF. Sein Nachfolger, der amtierende Fraktionsvorsitzende Mathias Mund, führt die politische Linie seines Vorgängers fort. Munds fundamental-christliche Ehefrau Heidi organisierte die Pegida-Aufmärsche in Frankfurt und tritt noch immer regelmäßig als Rednerin bei rechtspopulistischen, islamfeindlichen Veranstaltungen auf.

Das ist also die Gemeinschaft, die Hans Joachim Mendig für sich gewählt hat. Ähnlich fröhlich wie schon auf dem von Meuthen veröffentlichten Bild, strahlt Mendig auch auf dem Foto der BFF in die Kamera. Neben ihm ein ähnlich begeistert dreinschauender Matthias Mund. Und auch Moritz Hunzinger spielt wieder seine Rolle und gratuliert bei Facebook zu der „erstklassigen Aufstellung“. Ließ Hans Joachim Mendigs beharrliches Schweigen zu den Vorwürfen des vergangenen Jahres den ein oder die andere noch verwundert zurück, wirkt es nun umso schlüssiger und ist sich selbst Antwort genug.



 
29. Juli 2020, 09.18 Uhr
Ronja Merkel
 
Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin. – Mehr von Ronja Merkel >>
 
 
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