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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

EDITORIAL 05/2020

Kapitale Phalli

Chefredakteurin Ronja Merkel kritisiert die fehlende Sozialarbeit im Bahnhofsviertel – die Lage dort spitzt sich zu. Ein Editorial über die Zustände rund um Taunus- und Niddastraße, das Versagen der Politik und die Solidarität der Bürgerinnen und Bürger.
Frankfurt wird gern als Stadt der Widersprüche bezeichnet. Auf der einen Seite protzige Bankentürme, auf der anderen Seite nicht weniger protzige Altbauvillen. Und dazwischen der prägnante Pisse-Geruch des Bahnhofsviertels. Nicht zu vergessen die Menschen, denen man
rund um Taunus-, Niddastraße und Co. begegnet und deren Lebensrealitäten nicht weiter von den kapitalen Phalli entfernt sein könnten, in deren Schatten sie existieren. Auf nur wenigen Straßenzügen wird das gesamte Versagen der Politik sichtbar. Nicht erst seit Corona, seitdem aber noch etwas mehr.

Hilfseinrichtungen kämpfen derzeit darum, die Angebote für die Wohnungs- und Obdachlosen und Drogenkranken aufrechtzuerhalten. Das heruntergefahrene Leben hat Folgen: Pfandflaschen und Spenden werden
knapper, das Überleben umso schwerer. In den Hilfseinrichtungen zeigt sich ein klares Bild: Es fehlt an Mitarbeitenden und finanziellen Mitteln, die Hygienemaßnahmen und Sicherheitsabstände sind nur schwer einzuhalten. Sollte es in einer der Einrichtungen zu einem Corona-Ausbruch kommen, wäre das eine Katastrophe. Sollten die Einrichtungen geschlossen werden und die Nahrungsversorgung sowie der soziale Beistand wegfallen, wäre das nicht weniger katastrophal. Viele Frankfurterinnen und Frankfurter haben die Notlage erkannt und engagieren sich mit viel Hingabe für die Bedürftigen.

Doch Lösungen zu finden, ist Aufgabe der Stadt, nicht der Bürgerinnen und Bürger. Und auch nicht der Polizei, die von der Stadt Frankfurt immer häufiger vorgeschoben wird, sobald es um nicht eingehaltene Sicherheitsabstände vor Drogenkonsumräumen oder Müllberge in den
Straßen geht. Das Bahnhofsviertel braucht nicht primär eine höhere Polizeipräsenz, sondern eine umfassende Sozialarbeit. Doch was machen die Entscheidungsträger? Die veröffentlichten kürzlich eine Sondermeldung“, in der dazu aufgerufen wird, keine Spenden an den sogenannten Gabenzäunen anzubringen. Denn die seien „unter ethischen Gesichtspunkten unvertretbar“. Hilfsbedürftige Menschen würden dazu genötigt, „ihre Mittellosigkeit vor den Augen der Öffentlichkeit zu offenbaren, indem sie sich an diesen Verpflegungsstellen bedienen“, heißt es in der Erklärung. Eine Mitteilung, die an Scheinheiligkeit kaum zu überbieten ist.

Man möchte die Verantwortlichen fragen, wann sie zuletzt das Bahnhofsviertel aufgesucht und sich mit der Situation vor Ort befasst haben. „Unter ethischen Gesichtspunkten“ ist dort schon seit geraumer Zeit vieles nicht mehr zu vertreten. Und der Handlungsunwille der Verantwortlichen wird durch Corona nur einmal mehr deutlich.
 
28. April 2020, 13.11 Uhr
Ronja Merkel
 
 
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