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Foto: Symbolbild / Unsplash
Foto: Symbolbild / Unsplash

Corona-Schutzimpfung

Der lange Weg zum Impftermin

Seit Dienstag können sich Personen aus der höchsten Priorisierungsgruppe für einen Impftermin gegen das Coronavirus anmelden. Überlastete Leitungen, verwirrende Rückmeldungen und haarkleine Details sorgten dabei bei vielen Hess:innen für Frust.
Drei Tage hat es gedauert, bis Christiane Weber* einen Impftermin für ihre Mutter ausmachen konnte. Wie viele Hessinnen und Hessen, hat Weber ihrer 89-jährigen Mutter die Terminvergabe abgenommen. Die Frankfurterin versuchte über das Online-Portal, einen Platz im Impfzentrum zu bekommen. „Meine Mutter ist zwar recht fit und auch mal in der Lage, etwas zu googeln, aber das hätte sie ohne Hilfe wahrscheinlich nicht hinbekommen“, so Weber. Ähnlich ging es auch Michaela Witt* aus Homberg (Efze). Gemeinsam mit ihrem Mann versuchte sie allein am Dienstag rund 200 Mal, über die Telefon-Hotline einen Impftermin für ihren 90-jährigen Vater auszumachen. Ohne Erfolg.

„Wartzeiten unvermeidbar“

Rund zehn Millionen Versuche, einen Termin für die Schutzimpfung zu vereinbaren, verzeichnete das Hessische Innenministerium allein am ersten Tag der Terminvergabe. Dabei hätte man mehr als acht Millionen Zugriffe auf das Online-Portal und fast zwei Millionen Anrufe registriert. Zu viel für Server und Telefonleitungen. Am Ende des Tages konnten etwa 9000 Personen Termine in einem der zunächst sechs hessischen Impfzentren vereinbaren. Die Hotline und die Online-Plattform liefen mittlerweile stabil, Wartezeiten seien aber weiterhin unvermeidbar, erklärte das Innenministerium am Mittwoch. Bis zum Donnerstagnachmittag waren rund 36 000 Termine vergeben.

Nach der ersten Euphorie über die baldige Öffnung der Impfzentren kam bei vielen Menschen in Hessen erst einmal Frust auf. Und Verwirrung. Denn obwohl das hessische Innenministerium für einen Zeitraum bis zum 5. Februar 60 000 Impftermine eingeplant hat, bekamen viele Hess:innen auf der Suche nach einem Termin die Information, dass eine Terminvergabe momentan nicht möglich sei, weil kein Impfstoff mehr vorhanden wäre. So auch bei Petra Zahn aus Bad Soden. Drei Anläufe brauchte sie nach der Registrierung, bis die Termine für die erste und zweite Impfung feststanden. Die ersten beiden Versuche endeten mit der Aussage, es sei kein Impfstoff mehr vorhanden, beim dritten Versuch klappte es schließlich. „Ich habe von vielen Bekannten gehört, dass die Registrierung zwar mit viel Weh und Ach geklappt hat, aber letztlich kein Impfstoff zur Verfügung steht. Vielleicht hatten wir einfach Glück und es ist kurz vorher jemand von seinem Termin zurückgetreten“, so Zahn.

Personalausweis als Maßgabe

Die Freude über den Termin war groß – nicht nur, weil Petra Zahn vom Pech ihrer Bekannten gehört hatte, sondern auch, weil die Registrierung ihrer Mutter viel Zeit und Geduld in Anspruch nahm. Wie über die Hotline auch, können die Impfwilligen im Online-Portal zunächst prüfen, ob sie aktuell schon für eine Impfung in Frage kommen. Falls ja, geht es weiter mit der Angabe der persönlichen Daten: Name, Geschlecht, Geburtsdatum, Straße, Wohnort, Postleitzahl. Sind die Daten eingegeben, werden sie mit dem Register des Meldeamts abgestimmt. „Auf einmal hieß es: Kann nicht mit dem Meldeamtsregister abgeglichen werden“, so Petra Zahn. Auch die Angabe des zweiten Vornamens und des Geburtsnamens ihrer Mutter brachte sie nicht weiter. „Dann bin ich darauf gekommen, dass im Personalausweis beim Wohnort Bad Soden am Taunus steht, ich aber nur Bad Soden angegeben hatte. Damit ging es dann.“

Dieselbe Erfahrung machte auch Michaela Witt, die nach den knapp 200 telefonischen Versuchen am Dienstagabend probierte, ihren Vater online zu registrieren. „Wenn man die Kontaktdaten nicht haargenau so angibt, wie sie im Personalausweis stehen, funktioniert es nicht.“ So habe sie während der Registrierung noch dreimal bei ihrem Vater anrufen und nachfragen müssen. Welcher Name wird im Ausweis zuerst genannt? Wird die Straße mit ss oder ß geschrieben? „Weil das alles so lang gedauert hat, bin ich jedes Mal wieder aus dem Portal rausgeflogen“, erzählt Witt. In der Nacht kam schließlich die Mail mit der persönlichen Kennziffer und dem Link zur Terminvergabe. Doch auch dort kam Witt zunächst nicht weiter – kein Impfstoff vorhanden. In der Nachtschicht probierte ihr Mann es also erneut telefonisch. Wieder ohne Erfolg.

Unterstützung der Kinder auch am Impftag nötig

Nach vielen weiteren erfolglosen Versuchen am Mittwoch, übernahm am Donnerstag Witts Schwester den Telefondienst. 43 Mal probierte sie es über die Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes, schaffte es aber nicht einmal bis in die Warteschleife. Unterdessen vermeldete Christiane Weber in Frankfurt einen Erfolg: Gleich beim ersten Versuch konnte sie am Donnerstag online die beiden Termine für ihre Mutter ergattern. Nachdem sie ihr bei der Terminfindung geholfen hat, wird sie sie auch zum Impfzentrum in der Frankfurter Festhalle begleiten. „Theoretisch käme meine Mutter auch mit der Bahn dorthin, aber ich versuche zurzeit, sie so gut wie möglich vom ÖPNV (Öffentlichen Personennahverkehr) fernzuhalten“, sagt Weber.

Auch Michaela Witt wird ihren Vater selbst zum Impfzentrum in Kassel fahren. Am Donnerstagnachmittag standen schließlich auch für ihn die Termine fest. Nach den erfolglosen Versuchen über die 116 117 hatte ihre Schwester es noch fünfmal über die zweite Hotline-Nummer versucht und dort einen Termin bekommen. Mit Glück, wie man ihr am Telefon sagte, denn zu diesem Zeitpunkt sei das Impfzentrum in Kassel das einzige gewesen, dessen Terminsystem funktioniere und bei dem man sich sogar noch Termine aussuchen könne.

*Namen von der Redaktion geändert
 
15. Januar 2021, 12.10 Uhr
Laura Oehl
 
 
Fotogalerie:
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