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Editorial 06/2019 JOURNAL FRANKFURT
This is not a phase
Am heutigen Donnerstag erscheint die Juni-Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT. Das Editorial von Chefredakteurin Ronja Merkel fasst ausnahmsweise nicht das Heft zusammen, sondern widmet sich dem Internationalen Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie.
Normalerweise versuche ich, einleitend kurz das Heft für Sie zusammenzufassen. Aber der Zufall will es, dass ich dieses Editorial am Internationalen Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie schreibe. Ein wichtiger Tag mit ernstem Hintergrund, über den meiner Meinung nach nicht häufig genug gesprochen werden kann. Daher hoffe ich, Sie verzeihen es mir, dass ich Sie bezüglich unserer Storys ausnahmsweise auf das Inhaltsverzeichnis verweise und die mir zur Verfügung stehenden 2350 Zeichen einem Thema widme, das noch lange nicht fertig diskutiert ist.
Am 17. Mai 1990 beschloss die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass Homosexualität keine Krankheit ist. Vier Jahre später wurde §175 des Strafgesetzbuches, der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte, abgeschafft. Das ist gerade einmal 25 Jahre her. Bis 1969 enthielt besagter Paragraph zudem einen Absatz, der sexuelle Handlungen mit Tieren verbot. Ist das vorstellbar? Vor nur 50 Jahren wurde die Liebe unter Männern in einem Atemzug mit Sex mit Tieren genannt.
Und heute? Zwischen dem 22. und 25. Juni wird die „Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main“ neun Stolpersteine in Gedenken an homosexuelle Männer verlegen, die von den Nazis ermordet wurden. Wie viele Opfer es tatsächlich gab, ist noch lange nicht auf- gearbeitet. In Deutschland haben hoffentlich die meisten Menschen inzwischen verstanden, dass Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transsexuelle nicht krank sind und auch nicht bloß eine „Phase“ durchleben. Doch die Diskriminierung und Ausgrenzung von LGBTQ+ ist dennoch allgegenwärtig – nicht nur in fernen, totalitären Regimen.
Erst seit eineinhalb Jahren ist bei uns die gleich- geschlechtliche Ehe möglich – deren Durchsetzung wäre fast am Widerstand großer Teile der christlichen Unionsparteien gescheitert. Und erst vor kurzem wurde im Europaparlament darüber abgestimmt, ob die „Homo-Heilung“ endlich verboten werden soll. Gegen ein Verbot der Konversionstherapie stimmte unter anderem Manfred Weber, gemeinsamer Spitzenkandidat von CDU und CSU bei der diesjährigen Europawahl. Noch Fragen?
Unsere Gesellschaft ist nicht annähernd so fortschrittlich und zivilisiert, wie wir es uns gerne einreden. Aber ich vertraue auf Sie, liebe Leserinnen und Leser, dass Sie sich, wann immer sich die Gelegenheit bietet, für ein tolerantes, weltoffenes Miteinander einsetzen.
Am 17. Mai 1990 beschloss die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass Homosexualität keine Krankheit ist. Vier Jahre später wurde §175 des Strafgesetzbuches, der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte, abgeschafft. Das ist gerade einmal 25 Jahre her. Bis 1969 enthielt besagter Paragraph zudem einen Absatz, der sexuelle Handlungen mit Tieren verbot. Ist das vorstellbar? Vor nur 50 Jahren wurde die Liebe unter Männern in einem Atemzug mit Sex mit Tieren genannt.
Und heute? Zwischen dem 22. und 25. Juni wird die „Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main“ neun Stolpersteine in Gedenken an homosexuelle Männer verlegen, die von den Nazis ermordet wurden. Wie viele Opfer es tatsächlich gab, ist noch lange nicht auf- gearbeitet. In Deutschland haben hoffentlich die meisten Menschen inzwischen verstanden, dass Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transsexuelle nicht krank sind und auch nicht bloß eine „Phase“ durchleben. Doch die Diskriminierung und Ausgrenzung von LGBTQ+ ist dennoch allgegenwärtig – nicht nur in fernen, totalitären Regimen.
Erst seit eineinhalb Jahren ist bei uns die gleich- geschlechtliche Ehe möglich – deren Durchsetzung wäre fast am Widerstand großer Teile der christlichen Unionsparteien gescheitert. Und erst vor kurzem wurde im Europaparlament darüber abgestimmt, ob die „Homo-Heilung“ endlich verboten werden soll. Gegen ein Verbot der Konversionstherapie stimmte unter anderem Manfred Weber, gemeinsamer Spitzenkandidat von CDU und CSU bei der diesjährigen Europawahl. Noch Fragen?
Unsere Gesellschaft ist nicht annähernd so fortschrittlich und zivilisiert, wie wir es uns gerne einreden. Aber ich vertraue auf Sie, liebe Leserinnen und Leser, dass Sie sich, wann immer sich die Gelegenheit bietet, für ein tolerantes, weltoffenes Miteinander einsetzen.
23. Mai 2019, 12.49 Uhr
Ronja Merkel
Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin. Mehr von Ronja
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