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Wie man Stromgitarre ohne Steckdose spielt

Band im Solarbetrieb

In Oberrad bastelt die Band "Sun Power & Groove" an einer kleinen musikalischen Revolution: Dank selbstgebauter Verstärker und einer kleinen Photovoltaik-Anlage kommen die drei Jungs trotz Keybord und E-Gitarre völlig ohne Steckdose aus.
Man könnte die Jungs von "Sun Power & Groove" gut und gerne als „Gutwetter-Musiker“ bezeichnen. Denn wer den Strom für seine Verstärker nicht aus der Steckdose zieht, sondern über eine angeschlossene Solaranlage, der steht bei wolkenverhangenem Wetter zwar nicht zwangsläufig im Regen, aber auf jeden Fall ohne die passende Lautstärke da.
Ganz so ist es dann aber doch wieder nicht, wie Bandleader Thomas Reußenzehn sich beeilt zu erklären: „Der Strom für unsere Soundanlage kommt zwar komplett von der Sonne, aber wir haben natürlich einen Akku, der die ankommende Energie zwischenpuffert“. Dadurch könne die Band, in der er Gitarre und den Gesang übernommen hat, auch bei völliger Dunkelheit mindestens zwei-einhalb Stunden bei voller Leistung auftreten, meint Reußenzehn, der hauptberuflich Verstärker konstruiert und zusammenbaut.
Wie sich diese volle Leistung anhört, demonstriert die Band natürlich gerne. Im Hinterhof des Oberrader Gasthofs „Zum Hirsch“ wird am frühen Donnerstagmittag werden die Stammkunden nicht nur mit ersten Bierchen und deftigem Braten versorgt. Nein, auch „Sun Power & Groove“ zocken sich zwischen Gartenzwergen und Festzelt-Garnierten vergnügt - vor allem auch bei „amtlicher“ Lautstärke - durch ihren ersten quasi-öffentlichen Auftritt. Klar, dass bei dieser Gelegenheit Donavans „Sunshine Supermann“ zum besten gegeben wird. Bei diesem Song spielte im Original immerhin der spätere Led Zeppelin-Mann Jimmy Page Gitarre, es wäre also eher peinlich wenn hier plötzlich mitten im Solo der Saft ausgeht.
„Natürlich können wir mit der Leistung von drei kleinen Solar-Panels keine riesigen Open-Airs spielen, aber wir kommen mit dieser anlage ungefähr auf 100 Dezibel. Für 200 oder 300 Leute müsste das eigentlich locker langen“, meint der 29-jährige Florian Reußenzehn, der eigentlich als Web-Entwickler arbeitet, sich als guter Sohn von Papa Thomas ganz selbstverständlich ans Schlagzeug bei „Sun Power & Groove“ setzt.
Als drittes festes Bandmitglied ist übrigens noch Florian Reheis dabei, der selbst jahrelang Gitarre gespielt hat, bei „Sun Power & Groove“ aber den Bass übernommen hat. Fast noch wichtiger ist aber, dass Reheis, neben Reußenzehn-Senior der zweite Technikfreak in der Band ist. Reheis studiert an der Fachhochschule Frankfurt Informationstechnik und schreibt gerade seine Diplomarbeit über das Solarband-Projekt.
„Die Idee für so eine Anlage, die ohne Steckdose funktioniert, hatten wir schon vor einiger Zeit“, erzählt Reheis. Damals wollte ein Bekannter eine Verstärkeranlage für sein Boot – bekanntermaßen eher steckdosenfreies Terrain. Vor etwa einem Jahr hätten sich Reußenzehn und Reheis dann erstmals ernsthaft zusammengesetzt und gemeinsam beschlossen, mal „was richtig Geiles“ zu machen. „Das größte Problem bei der technischen Umsetzung war das Herunterschrauben des Energieverbrauchs“, sagt Reheis. Denn eigentlich gelten Röhrenverstärker, wie sie Reußenzehn baut zwar als qualitativ hochwertig, aber eben auch als Energiefresser. Alles in allem brauche eine Anlage wie sie „Sun Power & Groove“ heute nutzt mindestens 1500 Watt. „Und wir bekommen dieselbe Lautstärke durch pfiffige Schaltungen und den Einsatz von anderen Materialen inzwischen mit einem Zehntel, also mit rund 150 Watt hin.“
Bis die Band sich auf ihr energiesparendes Solar-Equipment verlassen konnte, hat es allerdings auch einige Entwicklungsarbeit gekostet. Erst vor dreieinhalb Monaten war der erste wirklich „betriebssicher“ laufende Prototyp fertig, erzählt Thomas Reußenzehn. Bis dahin habe man durchaus Lehrgeld zahlen müssen: Unter anderem haben Reußenzehn und Reheis einen Akku zerstört und „die Arbeitsstunden, die für das Projekt daufgingen, darf man sowieso nicht rechnen“ grinst Reußenzehn. Anfragen solch eine Anlage auch für andere Bands zu bauen, habe es übrigens bereits gegeben, meint er weiter. Doch solange man noch ganz am Anfang stehe, bleiben „Sun Power & Groove“ wohl vorerst die einzige Solarband: „Das ist ja definitiv kein kommerzielles Projekt“. Viel wichtiger ist Reheis sowieso der Umweltaspekt: „Was wir hier mit Verstärker gemacht haben, ließe sich genauso Energiesparend auf viele andere Electrogeräte übertragen. Nur wenn wir den Verbrauch senken, kann man auch die Energieproduktion, etwa in Atomkraftwerken drosseln.“ Von daher kann man also durchaus noch etwas lernen von diesen Oberrader „Gutwetter-Musikern“.
 
29. September 2011, 17.15 Uhr
tig
 
 
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