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Umarmung heute gratis

"Vor drei Tagen habe ich mir auf meine to-do-Liste geschrieben, dass ich mal etwas Verrücktes machen möchte, und heute bin ich also hier“, sagt Monika Redmann. Sie steht mit einem Pappschild auf dem „Free Hugs – Gratis Umarmung“ zu lesen ist, gemeinsam mit etwa 20 weiteren Menschen an der Frankfurter Alten Oper und wartet, dass es endlich losgeht. Und zwar mit den Gratisumarmungen für wildfremde Menschen.
Organisiert hat das Ganze Anne Heintze, die als Coach für Hochbegabte in Frankfurt arbeitet. „Free hugs“ ist eine weltweite Bewegung und ich wollte endlich mal sehen, wie die Frankfurter auf spontanen Körperkontakt reagieren. So hat sie auf der Businessplattform xing einen Aufruf gestartet; die Resonanz war enorm. „Wir berühren uns zu wenig und werden zu wenig berührt“, davon ist Anne Heintze überzeugt, deshalb will sie Frankfurt herzen – ist sich aber noch nicht sicher, ob sich die als unnahbar verschrieene Mainmetropole darauf einlassen wird. „Doch genau das ist ja das Spannende“. Von anderen Aktionen, die bereits weltweit stattgefunden haben, existieren sogar Videos auf youtube – wer weiß: „vielleicht ist ja auch bald eins aus Frankfurt dabei?“ mutmaßt Heintze.
Am Freitagabend wurden die Pappschilder gebastelt, denn ganz ohne Vorwarnung wolle man sich den Menschen auf Fressgass’ und Zeil doch nicht nähern. Zum Basteln haben sich zehn Freiwillige zusammengefunden, nun warten rund 20 Umarmer auf den Start. Alle sind gespannt wie die Leute reagieren werden. „Schade, dass das Wetter so mies ist, aber ein Grund mehr, jemandem ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern“, sagt Monika Redmann. Furcht vor Ablehnung hat sie nicht. „Ich bin letztes Jahr den Jakobsweg gelaufen, mich kann eigentlich nichts mehr erschüttern.“
Die Gruppe setzt sich in Gang. Eigentlich war geplant von der Alten Oper über die Fressgass bis zur Hauptwachse zu laufen. Aber da hier kaum Passanten unterwegs sind, beschließt man zum Erzeugermarkt zu marschieren. Da sind immer Menschen, egal wie schlecht das Wetter ist. „Darf ich Sie umarmen?“ Die meisten Angesprochenen reagieren positiv überrascht wie die ältere Dame: „Ach, das ist aber nett. Wie schön“, freut sie sich. „Das tut richtig gut, wenn man so spontan in den Arm genommen wird. Gerade bei dem Wetter“. Mit einem Lächeln im Gesicht setzte sie ihren Weg fort. Andere schauen skeptisch, reagieren gar nicht oder suchen nach der versteckten Kamera: „Wer steckt den da dahinter?“, will eine Passantin wissen. Sie kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass man eine solche Aktion „einfach so“ macht. „Das ist ein Geschenk von mir zu Ihnen und zurück“, erläutert die Umarmerin Cornelia Gärtner. Die Yogalehrerin ist ganz begeistert von der Idee. „Das ist mein heutiger Beitrag die Welt ein bisschen positiver zu machen. Man spürt richtig wie die Energie fließt. Und irgendwo hat es auch etwas Spirituelles.“
Auf dem Erzeugermarkt wird’s dann richtig voll „Danke, ich hab schon eine Umarmung gehabt, eine reicht für heute“, wehrt ein Mann ab und schielt auf seine Frau, die die gut gelaunte Cornelia Gärtner misstrauisch beäugt. Als Gärtner außer Sichtweise ist, zischt sie ihrem Mann zu „Guck, ob dein Portemonnaie noch da ist, vielleicht war das nur ein Trick“. Als der Geldbeutel jedoch unverrückt an Ort und Stelle sitzt, kann sie es nicht glauben. „Dinger gibt’s, die gibt’s gar net“, sagt sie und schüttelt mit dem Kopf. Und lächelt – eine indirekte Reaktion auf das Umarmen zwar, aber ein Lächeln. „Das ist genau die richtige Aktion bei diesem Wetter, sagt Rainer Petschenka. Er steht an einem Weinstand und betrachtet das muntere Treiben: „In Frankfurt gibt es so viel Beton und Steine, da bleibt das Zwischenmenschliche auf der Strecke“. Besonders gut gefallen ihm auch die Sonnenblumen, die einzelne Umarmer in der Hand halten: „Die sind so ein fröhliches Symbol.“ Hier Ungewöhnlich findet er das Treiben nicht. „Warum denn? Jeder Mensch hat zwei Arme und da sind Umarmungen doch das selbstverständlichste Geschenk, das man sich einfach mal so machen kann. Ich finde das sehr lebendig.“ Auch die aktiven Umarmer sind begeistert. Das war sicher nicht das letzte Mal, dass es Gratisumarmungen gab.
Foto: Dirk Ostermeier
 
19. April 2008, 17.01 Uhr
red
 
 
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