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Seid ihr überhaupt da? Dobet Gnahoré im Palmengarten

Das Wetter spielte am gestrigen Abend nicht mir bei Weltmusik im Palmengarten. Zu grau, zu frisch, zu feucht (auch ohne Regen), um wirklich Musik im Grünen richtig genießen zu können. Gut doppelt so viele Besucher hätte das Konzert vertragen können. Aber die, die schließlich da waren, haben ihr Kommen nicht bereut.


Es ging recht verhalten los. Nette Akustikgitarrenklänge, ein leicht groovender Bass, zurückhaltendes Schlagzeug und eine Sängerin, die sich in diesem Ambiente noch zu orientieren schien. Wieder einer dieser afrikanischen Acts auf dem Weg zum beliebigen, noch hörbar, aber nicht wirklich intensiv von der Heimat geprägten Popmusik? Aber auch das Publikum wirkte eher müde. Bis Dobet Gnahoré sich dann raute zu fragen, hey, seid ihr überhaupt da? Ein kleiner Pygmäengesang, eine Frage- und Antwort-Spiel mit dem Publikum, die beinah nach Jodeln klang, brach dann das Eis. Von da an wurde es ein richtig gutes Konzert.


Die Sängerin stammt von der Elfenbeinküste, hatte das Glück, in einem Künstlerdorf aufwachsen zu können, kam früh mit Musik, Theater, Tanz in Berührung. Von all dem lebt die Performance der jungen Frau, die extravagant wirkt, aber nicht exzentrisch rüber kommt. Es ist ihre leicht heisere Stimme, die das Publikum fasziniert. Und es sind die Geschichten, die sie mit ihren Songs erzählt, auch wenn man die nicht versteht. Aber man hat gelesen, dass es auf ihrem zweiten Album „Na Afriki“ nicht nur um das Leben, die Lieben und den Tod geht, sondern auch um die Stellung und Ausbeutung der Frauen und Kinder in der afrikanischen Gesellschaft. Das nimmt für sie zusätzlich ein, denn solches Engagement ist vonnöten und Dobet Gnahoré ist mit ihrer Ausstrahlung ein wunderbares Sprachrohr für die Sache.


Das ist im Hinterkopf, kann man die Einlagen tänzerischer Akobatik fast als kämpferisch begreifen. Ein Warrior für die gute Sache. Eine moderne Amazone? Wir wollen es nicht übertreiben... Einigen wir uns auf Mens sana in corpore sano. Musikalisch hat das Quartett mit akustischer Gitarre (gespielt von ihrem französischen Ehemann Colin Laroche de Feline – ein eher unauffälliger, aber sehr versierter wie virtuoser Musiker, der unterschiedliche Technikenafrikanischer Instrumente wie Kora oder Daumenklavier mühelos auf seine Gitarre überträgt), Bass (der Tunesier Nabil Mehrize ist auch ein toller Duettpartner beim Singen) und Drummer Tchango Amontete „Boris“ Kassoung, subtil percussiv und dynamisch rockig zugleich, und Dobet an zusätzliche Percussion erstaunlicherweise den Sound einer großen Combo und letztlich ein eigenen, auch von Europa geprägten, pan-afrikanischen Stil. Schließlich ist der schwarze Kontinent voll unterschiedlicher Musik, die man auf die eine oder andere Weise beerben und zusammenführen kann. Dass dabei etwas Total Homogenes entsteht, spricht für die Persönlichkeit der Musiker.


Ein am Ende total begeistertes Publikum, das diesmal eher wie hypnotisiert auf der Wiese und nicht im ausgelassenen Volkshochschulkursstil vor der Bühne tanzte, erklatschte noch eine zweite Zugabe. Die sang Dobet auf beeindruckende Weise a cappella ins Dunkel des späten Abends (ja, es wird schon wieder früher dunkel) bevor sie dann zum Albumsignieren und auf ein Schwätzchen mit ihren Fans zum CD-Verkaufsstand kam. Die Schüchternheit der jüngsten ihrer Fans konnte sie allerdings nicht knacken. Und irgendwie flößt sie mit ihrer Erscheinung auch Jung und Alt wirklich Respekt ein.
Foto: Kinsler

 
13. August 2008, 14.29 Uhr
detlef kinsler
 
 
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