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Pretty in Black

Pretty in Black
So manch älterer Rockfan rieb sich verwundert die Augen, als er die Poster und Flyer entdeckte, die ein Konzert der Pretty Things im Nachtleben ankündigten. „Die leben noch“, war ein oft gehörter Kommentar. Ja, eine der dienstältesten Beatbands von der Insel sind nach wie vor on the road, auch wenn die Frontleute der einst wildesten Rockband (gegen sie sehen Jagger Co. wie Waisenknaben aus), Sänger Phil May und Gitarrist Dick Taylor, übrigens eine frühes Mitglied der Rolling Stones, längst Mitte Sechzig sind,


So tauchten an diesem Montagabend viele „Zeitzeugen“ vorm Nachtleben auf, meist viel zu früh (man kennt sich eben nicht mehr aus mit Konzertgepflogenheiten) und dann auch gleich ein wenig angesäuert, weil der Auftritt erst um 22 Uhr beginnen sollte. Fans der ersten Stunde Mitte/Ende der Sechziger formulierten ihre Erwartungshaltungen ganz deutlich. Einer meinte, „Hauptsache sie spielen ,L.S.D.´ das war damals unsere Hymne“. Klar, dass auch über eigene Drogenerfahrungen berichtet wurde. Am Tisch rechts vor der Tür saß gegen Acht noch einsam und allein der Ex-Betreiber des Bistro M. im Mousonturm, Christian Augustin. Und der erinnerte sich an die Zeiten, als der Sinkkasten noch Zoom hieß und der legendäre Gastronom „Cooky“ Dahl da die wichtigsten Bands der frühen Siebziger veranstaltete, auch die Pretty Things. Mit denen sollte Augustin zu einem Konzert nach Bayern fahren, nur Sänger Phil May fehlte. Als plötzlich die Polizei anrückte, entdeckten sie den damals langmähnigen Shouter hoch auf einem Baukran. Er habe sich Frankfurt mal von oben anschauen wollen.


Mehr und mehr Konzertschaffender von früher, aber auch noch heute, gesellten sich an den Tisch. Uwe Vollmershausen, der ehemalige Chef der Musichall. „Amsel“ Mangold, Frankfurts Stagehand-Legende. Rudi Link vom Sinkkasten, Frank Dietrich vom Bett und viele andere mehr. Derweil schlenderten die Pretty Things lässig vom Hotel herüber, Phil May in ziemlich knappen, roten Shorts. Schließlich muss man keine Mädels mehr von sich überzeugen.


Auf der Bühne standen sie dann aber ganz klassischen in schwarzen Anzügen, so stilvoll wie authentisch, und begannen ohne Umschweife gleich mit einem großen Hit, „Roadrunner“. Angetrieben von einer jungen Rhythmussektion an Bass und Schlagzeug (es wäre jetzt vermesse zu sagen, die Jungs könnten ihre Enkel gewesen sein, ihre Söhne allemal), rockten May, Taylor und Co. ohne Verschleißerscheinungen zwei lange Sets. „Wir spielen heute unser altes Zeugs, R&B, Blues und Bo Diddley, der leider schon verstorben ist“, gab May hinter seiner stylischen Sonnenbrille die Marschrichtung für den Abend vor. Und so mischten die manch synkopischen Beat zwischen ihre sonst losmarschierend und bluesig langsamen Songs.


Auch „S. F. Sorrow“ fehlte nicht im Programm und so spielten sie auch Ausschnitte aus dieser frühen Rockoper, ein wahrlich psychedelisches Werk und ein wahrer Meilenstein der Rockgeschichte, der The Who zu „Tommy“ inspirierte. Schön zu hören, dass May kaum an Stimmkraft verloren hat und Taylor noch immer ein echter Gitarrenstilist ist, dessen mitunter wenige Töne mehr auszudrücken vermögen als der Geschwindigkeitsrausch vieler späterer Kollegen. Jeder Ton sitzt und das alte Equipment, ein Selmer-Verstärker, bringt den authentischen Klang.


Eine kleine Pause musste sein. Und neben weiteren Hits wie „Don’t Bring Me Down“, oder „Midnight To Six Man spielten die Pretty Things auch ein wunderbares kleines Akustikset, bei dem Taylor an der akustischen Klampfe glänzte. Das war fast Talking Blues und folgerichtig gab May unumwunden zu, dass dafür der legendäre Robert Johnson Pate gestanden hatte. Für den zweiten Gitarristen Frank Holland, gehobenes Mittelalter und auch schon länger dabei, war da Platz für auffällige Blues Harp-Soli. Am Ende des Sets, inklusive, langer, fast „trippiger“ Gitarrenimprovisation, Feedbacks und anderen Atmosphären, kam dann der ersehnten „L.S.D.“ zumindest als Song in Umlauf. Das hielt es auch den einen oder anderen Raucher nicht und die dennoch dezenten Rauchschwaden sorgten dann tatsächlich beinah für ursprüngliches Rock`n`Roll-Flair und schönere Lichtbrechung auch auf der Bühne. Für diesen Abend war`s ok, kaum einer beschwerte sich.


Foto © Detlef Kinsler

 
15. Juli 2008, 15.15 Uhr
red
 
 
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