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Eric Clapton ins Wiesbaden

Wie das Clapton-Konzert ins Wiesbaden war? Wunderbar und supergeil. Das Bowling Green ist eine schöne Kulisse. Die Arkaden und das Kurhaus hinter der Bühne in der Dämmerung: traumhaft. Man sieht zwar von den Musiker wenig, die Distanz zwischen Stehplätzen und Bühne ist ungefähr 350 m, aber wir sind ja zum Hören gekommen und nicht zum Gucken. Hören geht gut, der Sound ist überraschend klar. Gucken wird möglich gemacht durch große Bildschirme links und rechts neben der Bühne und über der Bühne. Bildregie ist genussreich, bei den entscheidende Passagen kann man Clapton auf die Finger gucken. Wie im Fernsehen.


Das Publikum bunt gemischt, viele Ältere, die in Anbetracht des Wetters endlich mal in ihrer Schöffel-Wanderkleidung aufs Konzert dürfen (sonst zwängen sie sich ja in die zu eng gewordenen Lederjäckchen), aber geregnet hat es keinen Tropfen. Aber auch junge Leute – begeistert und stimmgewaltig: „gib uns alles, Eric“.


Von Jacob Dylan habe ich nicht viel mitgekriegt, ich kam um 5 nach 8 Uhr und er war um 10 nach acht fertig. Verabschiedet hat er sich mit den Worten „My name is Jacob“, sehr bescheiden, seine Musik (was ich davon gehört habe) ist okay, aber nichtssagend. Dann Umbaupause und um 20 vor 9 Eric Clapton, der knapp 2 Stunden lang spielt. Jetzt musst du folgendes wissen: Eric Clapton ist schon immer mein absoluter Gitarrenheld, das bleibt er auch, obwohl ich zugebe, dass junge Gitarristen mindestens so gut sind wie er, wenn nicht technisch besser. Aber er hat eben das Feeling.


Clapton fängt mit rockig gespielten Bluesnummern an, unter den ersten drei Stücken ist "Hoochie Coochie Man". Dann kommt ruhiges, klares konzentriertes Gitarrespiel, so habe ich ihn noch nie gehört. Das Publikum ist leicht irritiert aber er nimmt alle mit. In der Mitte des Konzertes dann einige Stücke auf der akustischen Gitarre. Jetzt nur noch Blues, hinreißend: „Nobody knows you (when you’re down and out)” , eine langsam gespielte Nummer von Robert Johnson, einfach großartig. „Before you accuse me (take a look at yourself)“. Das sind für mich die all-time Klassiker. Dann wieder Stromgitarre und zum Ende des Konzerts unvermeidlich: „Wonderful Tonight“, „Layla“ und „Cocaine“. Ja, wer will das noch hören?


Bei „Wonderful tonight“ reißen auch noch die Wolken auf und hinter der Bühne über dem Kurhaus zeigt sich der Mond (fast voll). Ich dachte, nun übertreibt er aber wirklich. Nein: er fängt die Sache ein, in dem er in die olle Schnulze immer wieder wunderbar schräge Töne einschiebt. Layla? Naja. Ich habe mir heute noch mal die Originalversion mit Derek the Dominos angehört, früher klang es noch schlimmer.


"Cocaine" rettet er durch ein Gitarrensolo und ein langes mitreißendes Piano-solo, sehr bluesmäßig und traditonell. Der alte Mann am Piano, dessen Name ich nicht kenne ist sowieso ein ganz großer. Super eingespielt mit Clapton in allen Bluesnummern. Ende des Konzerts. Das Publikum aus dem Häuschen. Ich denke: Jetzt bitte noch Crossroads. Clapton kommt auf die Bühne und spielt Crossroads. Das Leben ist eben doch ein Wunschkonzert. Aber das war es dann auch, es ist 5 nach halb 11, weitere Zugaben gibt es nicht und alle müssen nach Hause gehen.


Was noch? Zu dem Pianomann habe ich schon gesagt: super. Dann hat er noch einen 2. Gitarristen dabei, den Namen kenne ich nicht, er tritt mit Wollmütze auf und ist eine perfekt Ergänzung zu Clapton, macht einen ziemlich bekifften Eindruck, spielt aber supersauber, er ist nicht Slowhand, sondern Fastfinger. Die Background Sängerinnen braucht kein Mensch, aber ich mag diese Poprock-Clapton-Sachen sowieso nicht. Ich habe ja seine Biographie gelesen und weiß, dass er zu der Zeit nur zugedröhnt war und so hört sich das Zeug auch nach wie vor an. Dafür weiß er nun, was der Blues ist und das trifft mich bei allen bluesigen Stücken mitten ins Herz.


Das Programm war für mich großartig, weil viele Bluesnummern drin waren, weitaus mehr als bei dem letzten Konzert in der Festhalle. Auch Clapton kommt zurück zu seinen Anfängen. Mir gefällt es.
Was gefehlt hat? Eigentlich nur Jack Bruce und Ginger Baker. Die beiden sind eben unersetzlich, aber an der Stelle ist das Leben eben doch kein Wunschkonzert.


Foto: Wikipedia

 
20. August 2008, 15.01 Uhr
red
 
 
Fotogalerie:
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