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Demo fürs U60

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Am Mittwoch demonstrierten rund 150 Techno-Fans gegen die Schließung des U60311 – obwohl der Club bereits seit Freitag versiegelt ist. Einen Termin für die Räumung gibt es indes noch nicht.
Sie wollen nicht aufgeben. Kevin Friedrich, Yvonne Alexander und Fouad Bouraoui stehen vor dem U60311 auf dem Roßmarkt. Sie glauben fest daran, dass der Techno-Club wieder aufmacht. „Was haben wir denn für Clubs in der Stadt, die noch Techno spielen?“, fragt Kevin Friedrich und schiebt die Antwort gleich nach. „Nur noch das Tanzhaus West ist übrig.“ Seitdem das U60 versiegelt ist fürchten die Fans der elektronischen Musik um ihre Ausgehmöglichkeiten. Das Monza hat angekündigt, im April schließen zu wollen, der CocconClub Insolvenz angemeldet. Das „U“ war einer der letzten Orte, an denen nachts Technobässe wummerten. Friedrich sagt, er komme sich ein wenig verfolgt vor: „Das ist wie mit den Junkies, die keiner in der Stadt haben will, die erst zum Hauptbahnhof gescheucht wurden und dann wieder weg.“ So ergehe es nun auch den Techno-Fans, findet der junge Mann. Deshalb haben er und seine Mitstreiter auch die Demonstration auf die Beine gestellt. „Wir wollen zeigen, dass man uns nicht so einfach vertreiben kann“, lautet die Botschaft. Es müsse einen Platz für die elektronische Musik in der Stadt geben. „Wir haben die Hoffnung, dass das U wieder aufmacht“, sagt Friedrich. Wer der Betreiber ist, ist den Dreien eigentlich egal. Sie seien Gäste, hätten mit den Mietschulden und dem Totschlag an Ostern 2011 nichts zu tun. Sie wollten einfach nur weiter zu ihrer Musik feiern können. Dass sie das künftig am Rossmarkt tun können, ist mehr als nur unwahrscheinlich.

Alfred Gangel, der Leiter des Liegenschaftsamtes, hatte vergangenen Freitag per Gerichtsvollzieher das U60 versiegeln lassen – wegen „unzulässiger Besitzweitergabe“. Zudem haben Polizisten mit Hunden den Club nach Rauschgiftdepots durchsucht. Es habe „einen großen Verdacht“ auf deren Existenz gegeben, sagt der Liegenschaftsamtleiter. Die Auskunft über den Erfolg der Suchaktion: Es seien „Restbestände“ gefunden worden. Die Stadt wollte das U60 ursprünglich räumen lassen. Weil der Ex-Geschäftsführer des Clubs, Alexander Eger, die Führung allerdings weitergegeben und die Einrichtungsgegenstände an seine Nachfolger veräußert haben soll, sind der Stadt vorerst die Hände gebunden. Die Räumung ist mit dem Namen Eger verbunden. Sollte die Einrichtung tatsächlich nicht mehr ihm gehören, müsste ein neuer Gerichtsbescheid her. Bei der Stadt ist man sich aber gar nicht sicher, ob Eger nicht doch noch die Fäden in der Hand hält. „Wir lassen derzeit prüfen, wer der anerkannte Besitzer ist“, sagt Gangel. Bevor die Besitzverhältnisse nicht geklärt sind, kann auch nicht geräumt werden.

Die Demonstration auf dem Roßmarkt kommt am Mittwoch nicht richtig in Schwung. Bis 22 Uhr ist der Protest beim Ordnungsamt angemeldet. „Wahrscheinlich, wenn es zu dunkel und zu kalt wird, machen wir früher Schluss“, sagt Friedrich. Eine kleine Anlage spielt leise Musik. Einige Demonstranten tanzen zaghaft, um sich warm zu halten. Nur wenige haben Plakate mitgebracht. Hätten die Veranstalter einen musikalischen Protest angemeldet, hätten sie einen dreistelligen Betrag an die Gema zahlen müssen, erzählen sie. Alexander Eger hatte angekündigt, Glühwein ausschenken zu wollen. Am frühen Abend ist er noch nicht aufgetaucht. An der Rückseite des Club-Eingangs haben die Technoiden eine Art Borte aus Pappe mit Gaffer Tape befestigt. Darauf kann jeder seine Liebe zum Club festhalten, Nachrufe schreiben. „U60 4 life“ steht dort zum Beispiel. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
 
23. Januar 2013, 19.05 Uhr
Gerald Schäfer
 
 
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