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Bowerbirds in der Brotfabrik

Ich hätte mir in den A....llerwertesten gebissen, hätte ich aus falscher Sentimentalität und aufgrund von Erwartungshaltungen auf das Konzert der Bowerbirds in der Brotfabrik verzichtet und wäre ausschließlich beim Jocco Abendroth-Memorial-Konzert im Sinkkasten geblieben. Ok – die erste Band des Abends und des New American Folk-Doppels in der Bachmannstraße, Neva Dinova, war so prickelnd nicht. Man wunderte sich zunächst nur, wie man eine vergleichsweise laute Kapelle vor die eher fragilen Bowerbirds platzieren konnte. Die Jungs aus Omaha, Nebraska schrammelten erst mit unüberhörbarer Folk- Nähe vor sich, verschärften aber immer mal zwischendurch das Tempo und auch die Lautstärke und wurden dann der Einschätzung durch Medien und Fans eher gerecht, doch eine Indie Band zu sein, die tatsächlich mitunter dem Post Rock-Klischee nahe kam und dann klang wie Isländer, die sich bei einem USA in den Mittelwesten verirrt hatten. Auch wenn Frontmann Jake Bellows mit seinem schütteren Haupthaar optisch eher einem David Crosby nahe kam, klang die Musik doch oft nach dem Spannungsfeld, in dem sich Neil Young seit Jahrzehnten bewegt. So bescherten Neva Dinova eher D´jà vus.


Anders die Bowerbirds, das Trio mit der romantischen Vergangenheit (Leben im Airstream Wohnwagen am Stadtrand und später auch in einer Blockhütte) und den naturverbundenen Songs. Ihre „Hymns For A Dark Horse“ als CD zuhause im CD-Player bei voller Konzentration gehört, bedeuten einen absoluten Genuss. Nr würden sich die Songs, gerne als besonders natürlich, sehr organisch, melancholisch, naturverbunden, ausdrucksstark, schlicht und ergreifend beschrieben, in einem Club funktionieren, würden sie da nicht zu fragil, zu (selbst)verloren, zu introvertiert wirken oder schlimmsten Falls in ihrer eigenen Schönheit ersaufen?


Schon als die Drei ihre Plätze auf der Bühne einnahmen, verbreiteten sie ein ganz spezielle Aura, individuell wie als Team. Hauptsongwriter Phil Moore genügt eine simple Akustikgitarre, er singt und spielt – wenn´s das Stück verlang – auch mal HiHat oder Bassdrum. Seine Seelenverwandte, Beth Tacular, nimmt – mit kunstvoll geflochteter Vogelnest (da war doch was in den letzten Wochen...)-Frisur zunächst Platz an einer Riesentrommel, die sie mit ihrem Beinen umrankt, ist die Taktgeberin und singt die zweite Stimme oder den weiblichen Solopart. Später wechselt sie zum Akkordeon. Und Mark Paulson, der Dritte im Bunde, spielt Geige und Percussion, ist die dritte Stimme im Chor. Alle Drei beherrschen ihre Instrument auf klassische wie traditionelle Weise. Aber alle Drei schaffen es auch – viel wichtiger –, daneben eine eigene Spielweise zu entwickeln. Im Trio führt das in der Addition zu einem originellen wie originären Sound, dem man gar nicht mehr zu beschreiben versuchen sollte außer als – wie schon geschehen – reine Musik, spirituell und auf perfekte Weise ungeschliffen.


Selten hat man das Glück, eine Band mit überzeugendem Sänger zu hören. Bei den Bowerbirds sind es gleich drei charaktervolle Stimme, die im Zusammenklang locker Crosby, Stills Nash in ihren tightesten Zeiten übertreffen. Es ist kein Appalachen-Folk, kein Nashville-Country, kein wie auch immer geartetes Americana-Klischee, kein Singer/Songwriter-Pop, auch keine verklärte Hippiemusik. Hier haben Menschen ihren (alternativen) Lebensstil gefunden, versuchen im Einklang mit ihrem Environment zu leben und vertreten das so poetisch wie selbstbewusst in ihrer Musik, verkörpern es ohne es zum Dogma zu erheben. Und damit nehmen sie jeden noch klar denkenden Menschen einfach gefangen.


Foto: © Kinsler

 
29. August 2008, 16.18 Uhr
detlef kinsler
 
 
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