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Alarm im Darm

Infektionen im Keim ersticken

Am Mittwoch sind in Frankfurt vier weitere EHEC-Fälle gemeldet worden. Damit ist die Zahl der Erkrankten auf 27 gestiegen. Zwei davon haben nicht in einer der mittlerweile geschlossenen Kantinen gegessen.
Vier weitere Frankfurter haben sich laut Gesundheitsamt wahrscheinlich mit den gefährlichen EHEC-Bakterien infiziert. Sie alle leiden an blutigem Durchfall. Zwei der Patienten haben offenbar ebenfalls in den Kantinen der Beratungsgesellschaft gegessen, die mittlerweile geschlossen worden ist. Die beiden anderen müssen sich anderswo mit den Erregern infiziert haben. Das Gesundheitsamt hat die Patienten eingehend befragt und will nun der Infektionsquelle auf den Grund gehen.

Während im Norden Deutschlands die Ursache noch unklar ist, so weiß man in Frankfurt zumindest, dass von den mittlerweile 27 Erkrankten 21 offenbar Anfang Mai in einer von zwei Kantinen der Beratungsgesellschaft an der Friedrich-Ebert-Anlage gegessen haben. Beide Essensausgabestellen waren bereits am Montag vorsorglich geschlossen worden. Das Amt für Gesundheit geht davon aus, dass spätestens in der kommenden Woche die Kantinen ihren Betrieb wieder aufnehmen können.
Bei zwei der Patienten handelt es sich um Menschen, die sich vor kurzem in Norddeutschland aufgehalten haben, bei zwei weiteren Fällen ist der Infektionsweg noch unklar. „Wir gehen davon aus, dass es noch andere Infektionsquellen in Frankfurt gibt“, sagt Manuela Rottmann, Dezernentin für Umwelt und Gesundheit. Bei den Erkrankten in Frankfurt handelt es sich um Erwachsene, die um die 30 Jahre alt und zumeist weiblich sein sollen. „Das hängt vielleicht mit den Ernährungsgewohnheiten zusammen“, sagt René Gottschalk, Leiter des Amts für Gesundheit (Foto).

Bundesweit werden immer mehr Erkrankungen durch EHEC (Enterohämorrhagische Escherichia coli) bekannt. 350 Infektionen und Verdachtsfälle wurden bis zum Mittwochabend gezählt, mindestens drei Menschen sind nach EHEC- Infektionen gestorben. EHEC-Erreger können Toxine (Gifte) bilden, die den Darm, die Nieren, die Blutgefäße und Blutzellen schädigen. Sie sind sehr ansteckend. Eine geringe Keimzahl von 10 bis 100 Bakterien reichen für den Ausbruch einer Erkrankung aus. Am meisten von der sich rasch ausbreitenden Infektion betroffen sind Schleswig-Holstein sowie die Bundesländer Niedersachsen, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern.

Lage in Frankfurt recht glücklich
Blutige Durchfälle sowie das sogenannte hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) zeichnen die Ansteckungskrankheit aus. HUS geht mit akutem Nierenversagen, der Zerstörung von roten Blutkörperchen und einem Mangel an Blutplättchen einher. In Frankfurt verlief die Infektion bei den Patienten noch halbwegs glimpflich, auch weil früher ärztlicher Rat eingeholt wurde: Die Mehrzahl der Erkrankten der vergangenen Tage hatte sich auf die Empfehlung des Gesundheitsamtes und anderer Stellen hin wegen blutiger Durchfälle beim Hausarzt gemeldet und konnte bei geringerer Schwere des Erkrankungsbildes und fehlenden Anzeichen für Komplikationen ambulant behandelt werden.

Das Gesundheitsamt geht daher davon aus, dass kontaminierte Lebensmittel in Frankfurt über die beiden Kantinen, wahrscheinlich durch einen einzigen Lebensmittellieferanten, in Umlauf gebracht wurden. Es gibt derzeit keine Anhaltspunkte, dass kontaminierte Lebensmittel im Frankfurter Einzelhandel vertrieben werden. Allerdings spricht die Entwicklung in Norddeutschland dafür, dass kontaminierte Lebensmittel offenbar immer noch in Umlauf sind und daher auch Frankfurt erreichen könnten.

Was nun?
Derzeit versuchen die Mediziner und die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes mittels Fragebögen zu eruieren, welche Speisen die Erkrankten zu sich genommen haben und somit die Ursache des Übels zu erkennen. Kein leichtes Unterfangen, beträgt die Inkubationszeit doch 3 bis 4 – in manchen Fällen sogar 10 – Tage. Wer erinnert sich da noch an seinen Speiseplan?

Fest steht, dass die Bakterien im Darm von Rindern und anderen Wiederkäuern leben und über Milchprodukte aus unpasteurisierter Milch (zum Beispiel Rohmilchkäse) und schlecht durchgegartes Rindfleisch zur Erkrankung führen können. Aber auch über den Kuhmist, zum Beispiel als Dünger kann der Erreger auf letztlich auf Gemüse und Salate gelangen und dann zu einer Erkrankung führen. Auch eine Übertragung von Mensch-zu-Mensch ist bei mangelnder Hygiene möglich. Dabei sind die Keime nicht neuartig, neu ist nur die aktuelle großflächige Verbreitung. Normalerweise werden jährlich zwischen 800 und 1200 Erkrankungen registriert.
Die Infektion macht sich durch Bauchkrämpfe und blutigem Durchfall bemerkbar, beides rührt von einer Darmentzündung. Meist bessern sich die Symptome nach wenigen Tagen, lebensbedrohlich kann jedoch ein HUS sein. Zur Behandlung wäre dann eine Blutwäsche angezeigt, gegebenenfalls sogar eine Behandlung auf der Intensivstation. Antibiotika werden bei der Behandlung nicht verabreicht, weil das durch das Abtöten des Keims verstärkt Giftstoffe freigesetzt werden könnten, die die Krankheit verschlimmern.

Was kann man zur Vorbeugung tun?
Doch wer im Alltag und bei der Zubereitung von Speisen Hygienregeln einhält, kann das Risiko sich zu infizieren minimieren. So sollten Salat und Gemüse gründlich unter fließendem Wasser gereinigt werden. Obst wenn möglich geschält verzehren und nach dem Schälen die Hände waschen. Vor und nach den Mahlzeiten, nach dem Toilettengang, insbesondere auch nach dem Wickeln von Säuglingen, dem Streicheln von Tieren und der Versorgung inkontinenter Patienten müssen die Hände ebenfalls gründlich mit Seife gewaschen werden. Auch eine Handdesinfektion kann nicht schaden.
 
25. Mai 2011, 17.20 Uhr
nb/pia
 
 
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