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Zwischenruf von Siegrid Herrmann-Marschall

Falsche Pfade in der Jugendarbeit

„Erst vor der Notwendigkeit, einer Radikalisierung der Jugend vorzubeugen, wurden Gelder zur Verfügung gestellt“, prangert Siegrid Herrmann-Marschall in ihrem Zwischenruf an.
Miteinander leben lernen – wann wäre die beste Zeit, das zu erlernen als in der Jugend? Die Erwachsenen sprechen von Integration. Für die Jugendlichen sind es Begegnungen miteinander, in der Schule, in der Freizeit, in Freundschaften. Lange wurde in der Jugendarbeit gespart. Der Bedarf ist da. Die Jugend in der Region hat oft einen Migrationshintergrund, manchmal sind Wohnsituation und familiäre Lage prekär. Doch erst vor der Notwendigkeit, einer islamistischen Radikalisierung eben dieser Jugend vorzubeugen, wurden wieder mehr öffentliche Gelder zur Verfügung gestellt. Die Furcht, ein Teil einer Generation könne entgleiten, öffnete die Börse.

„Die Islamisten sind die besseren Jugendarbeiter“ meint Ahmad Mansour in seinem Buch „Generation Allah“. Er meinte damit unter anderem die Koranverteilungsaktion „LIES“, die auch auf der Zeil Jugendliche anlockt. Einfach, weil sie dort sind, wo die Jugendlichen sind, seit viereinhalb Jahren. Eine Gegenhaltung der Moscheevereine ist nicht öffentlich zu sehen. Gleichzeitig sind hessenweit über 130 Personen ausgereist, um in Syrien zu kämpfen. Ein Teil fand seinen Weg über LIES.

Gerufen wird aktuell vor allem nach Angeboten für muslimische Jugendliche. Vier von fünf Jugendlichen, die uns derart entgleiten, stammen aus muslimischen Familien. Es werden mehrheitlich also muslimische Familien zerstört. Was liegt näher, als Angebote für diesen Kreis zu gestalten? Leider ist das ein Irrweg. Man muss die Jugendlichen zwar dort abholen, wo sie sind: in der Schule, auf der Straße und ja, auch in der Moschee. Die Jugendarbeit in den Moscheen jedoch stattfinden zu lassen, stellte staatliche Jugendarbeit unter religiöse Regeln. Geschlechtertrennung, offensive Religiosität, Gruppengebet sind dort schwerlich anzumahnen. Auch Radikalisierung wurde dort manchmal nicht bemerkt und nicht unterbunden.

Angebote nur für muslimische Jugendliche vermindern zudem die Außenkontakte, weil die Jugendlichen dann auch in der Freizeit unter sich bleiben. Diese Absonderung sollte ja gerade aufgebrochen werden durch Begegnungen. Dies schafft man nur, wenn in der Freizeit so attraktive Angebote gemacht werden, dass die Jugendlichen sie wahrnehmen. Alle gemeinsam. Gesonderte Jugendarbeit heißt auch, dass säkulare Jugendliche aus muslimischer Herkunftskultur, die nicht religiös sind, sich entscheiden müssen. Ist die Einordnung erst einmal da, wird sie benutzt: „Du bist doch auch Muslim, warum gehst du dorthin?“. Das ist beim Religionsunterricht so, auch beim Essen. Das wird bei der Jugendarbeit nicht anders sein. Das Gemeinschaftsgefühl, das in Moscheen oft gelehrt wird, ist jedoch auf die religiöse Gemeinschaft gerichtet, nicht auf die Mehrheitsgesellschaft. Man schafft über diese Identität Abgrenzung. Das kann nicht das Ziel sein.

Siegrid Herrmann-Marschall, Jahrgang 1964, ist unabhängige Sekten- und Islamismus-Expertin, SPD-Mitglied in Offenbach und Bloggerin.
 
29. Juni 2016, 12.49 Uhr
Siegrid Herrmann-Marschall
 
 
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