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Schöner Hippiescheiß

Was sagen uns die Songs von The Who, The Rolling Stones, Janis Joplin, Jimi Hendrix, Bob Dylan, Greatful Dead, The Beatles, Cream, Eric Burdon, Joan Baez etc. im Jahr 2008? Sie waren die musikalischen Begleiter der 68er, ihre innovativen Kreationen das musikalische Pendant zur 68er Bewegung. Provokativ und aufmüpfig in Texten und Sounds, prägten die Songs der Rock- und Folk-Bands das Lebensgefühl der damaligen Protestgeneration. Viel mehr noch als Sprache gelang es ihrer Musik, Grenzen zu überwinden und Menschen verschiedener Länder und Kontinente emotional zu einen. Was ist von dieser musikalischen Sprengkraft heute geblieben? Was können junge Musikerinnen und Musiker nach 40 Jahren mit diesen Songs anfangen?


Tja, das war die Fragestellung der Macher von VirusMusikRadio für das ...Talking About My Generation-Festival in der Batschkapp gestern Abend als musikalische Begleitung zur 68er-Ausstellung im Historischen Museum (noch bis 31.8.) - mit vielen lokalen Bands. Klar lockte der Veranstaltungstitel auch ein paar in die Jahre gekommene Rockfans nach Eschersheim. Aber Diskussion, wie´s denn nun damals gewesen ist, hörte ich zumindest nur einmal zwischen zwei Streithähnen an der Tür. Die Jüngeren lauschten zwar den mitunter etwas chaotischen Moderation von Sepp'l Niemeyer (nach nur einer Stunde Schlaf wegen Vorbereitung der Projektion kein Wunder)l, aber ob sie nun gewillt waren, sich Fragen zum damaligen (wie auch heutigen) Zeitgeist zu stellen, darf bezweifelt werden. Egal - den Versuch war es allemal wert.


Die Meisten (leider nicht genug, was immer wieder verwundert, schönes Wetter hin oder her), die gekommen waren, hatten den Weg in die Kapp gefunden, weil sie mal wieder zum Nulltarif viele Bands hören konnten, die jeweils für 15 Minuten in der Welt rund um 68 eintauchen konnten - mit teils eigenwilligen Coverversionen von höchst unterschiedlicher Qualität. Ob sich die Musiker besonders viel Kopf um 68 als Bewegung gemacht hatten? Wohl eher auch nicht, sondern sie hatten sich - passend oder weniger passend zum eigenen Sound - Songs ausgesucht, auf die sie einfach Bock hatten sie einmal zu interpretieren.


Deshalb waren die "Gewinner" des Abends nicht von ungefähr die beiden aktuellen ProRock-Gruppen, Nova Drive und Ayefore (unser Foto). Die einen, Nova Drive, interpretierten Can und kamen - obwohl sie als echte Neo-Kraut-Rocker eigentlich länger als 20 Minuten brauchen, um richtig "warm" zu werden für ihren hypnotischen Trance-ähnlichen Sound - recht schnell auf den Punkt dank der Bühnenpräsenz von Sängerin/Keyboarderin Suse Michel, die wie eine moderne Schamanin wirkt als mehr Sexappeal ausstrahlt als alle US-amerikanischen R&B-Wäscheständer zusammen. Die anderen, Ayefore (eh einen der spannendsten Bands in Rhein-Main), überraschten mit Spirits "Fresh Garbage" und King Crimsons "21st Century Schizoid Man", den vielleicht anspruchsvollsten Stücken des Abends und begeisterten das Publikum ansprechend. Wow - wie fragil und brachial man zugleich doch spielen kann wenn es die Komposition hergibt...


Daneben verblassten die anderen Beiträge entsprechend, so gut das junge Trio Electric Elephant (schon auch ein Bringer) auch Beatles, Steppenwolf und Hendrix spielten oder sich Humus um TonSteineScherben bemühten. Auch The Water Safety, die Nachfolgeband von Colourful Grey, überraschten mit ihren Synthie- und Sample-Versionen von Hendrix.


Der Brüller des Abends war Häns Dämpf, der respektlos Dylans "Blowin´ In The Wind" eins zu eins übersetzte und mit seinem deutschen Nonsens-Subtext für viele Lacher sorgte. Auch Degenhardts "Schmuddelkinder" wurden so eher eine Lachnummer. Und Joan Baez "We Shall Overcome" sang er als deutsche Pseudoantwort auf Mika wie eine angestochene Operndiva. Ob das im Sinne der echten 68er war, die das Konzert besuchten? Wenn ihnen der nötige Abstand und auch die (selbst)ironische Distanz nicht fehlten, konnte auch sie drüber lachen. Aber die Frage bleibt trotzdem im Raum stehen: wie kann man einem solchen Thema wirklich gerecht werden? Mit Akribie? Mit Dilettantismus? Mit Identifikation? Mit Ignoranz?


An den Turntables war für die Zeit bis in den frühen Morgen hinein DJ Ralf angekündigt. Und tatsächlich: Nicht nur als Gitarrist der Band The Terrible Noises lässt sich Batschkapp-Chef Ralf Scheffler von seiner Jugend einholen, auch als DJ legte er die entsprechende Musik auf und hielt Alt und Jung auf der Tanzfläche. Zum Einstieg gab´s Creams "NSU": "Driving in my car, smoking my cigar, the only time I´m happy´s when I play my guitar..." Ob sich darin eine politische Botschaft finden lässt...


Foto © Kinsler

 
7. Juni 2008, 14.06 Uhr
detlef kinsler
 
 
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