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Ausstellung „Auf Herz und Nieren“

Das Frankfurter Gesundheitswesen im Wandel

Harnröhrenspritzen, Syphilisgesichter und Tuberkulosespuckgläser – es gibt viel zu sehen und zu bestaunen in der neuen Ausstellung im Institut für Stadtgeschichte, die mehr als 100 Jahre Frankfurter Gesundheitswesen Revue passieren lässt.
Gleich zu Beginn der Ausstellung „Auf Herz und Nieren“, die seit Dienstag in einem großen Saal des Instituts für Stadtgeschichte gezeigt wird, bestaunen wir einen Instrumentenkasten aus dem Jahr 1895. In der hölzernen Kiste befinden sich unter anderem eine Knochensäge und eine Zange. Wir bekommen beim Anblick eine leichte Gänsehaut. Überhaupt wecken die gezeigten Fotos und Exponate recht unterschiedliche Gefühle. Mal wirken sie kurios, mal etwas eklig und mal erschüttern sie einen, wie etwa die Haarfarbentafel, wie sie im Institut für Erbbiologie und Rassenhygiene im Nationalsozialismus eingesetzt wurde.

Die von der Journalistin Sabine Börchers kuratierte Ausstellung nimmt den 100. Geburtstags des Gesundheitsamtes zum Anlass, die Geschichte des Frankfurter Gesundheitswesens zu erzählen. Freilich komprimiert, unterteilt in sechs Kapiteln, vom ersten Stadtarzt im Mittelalter bis zu Epidemien und medizinischen Herausforderungen wie Pest, Pocken, Syphilis oder Aids bis hin zur heutigen Gesundheitsvorsorge. Börchers hatte sich zuvor schon als Autorin des anschaulichen Buches „Aufklärung Vorsorge Schutz – 100 Jahre Gesundheitsamt Frankfurt“ mit der höchst wechselvollen Geschichte auseinandergesetzt, eine perfekte Vorbereitung also für die außergewöhnliche Ausstellung.

Das Gesundheitsamt sei mit seinen 50 Ärzten und 220 Mitarbeitern eines der größten Ämter Deutschlands, sagt dessen Leiter René Gottschalk. Es habe öfter eine Vorreiterrolle übernommen, etwa auch als erste Stelle in Deutschland, die Aids-Beratung angeboten habe. Vieles darüber kann man bei dem Besuch der Ausstellung lernen. Man erfährt aber en passant auch einiges über medizinische Errungenschaften der Frankfurter Region, sieht etwa Medikamentenverpackungen mit Wirkstoffen der Farbwerke Höchst oder man staunt über den „blauen Heinrich“, ein blaues Spuckfläschchen, in das von Tuberkulose betroffene Menschen abhusteten. Ein in Falkenstein erfundenes Gefäß, das selbst in Thomas Manns „Zauberberg“ Eingang fand.

Sabine Börchers zeigt uns ein Plakat, das die mangelhafte Ernährungssituation im 1. Weltkrieg verdeutlicht. Und dann stehen wir plötzlich vor dem Kapitel „Nationalsozialismus“ und zucken zusammen. Das Gesundheitsamt sei gleichgeschaltet worden, man habe Erbkarteien angelegt, die selbst bis in die 60er-Jahre (!) fortgeführt worden seien. 420.000 Personen, also Zweidrittel der damaligen Frankfurter Bevölkerung, habe man in der fragwürdigen Erbkartei erfasst. „Eine Aufarbeitung der NS-Zeit hat damals nicht stattgefunden“, fasst Börchers zusammen. Sie berichtet über 2000 Zwangssterilisationen, die in Frankfurt an Menschen vorgenommen worden seien, erzählt von Erbgesundheitsgerichten, die darüber entschieden, welches Lebewesen lebenswert sei, oftmals mit Unterstützung der Ärzte des Gesundheitsamts.

Die Zeiten haben sich gottlob geändert und auch die Herausforderungen des Gesundheitsamtes haben sich gewandelt. Am Wochenende noch hatte sich das Amt um die Evakuierung der Krankenhäuser und Altenheime wegen der Entschärfung der Weltkriegsbombe bemüht. Zu den heutigen allgemeinen Aufgaben des Gesundheitsamts gehören Service- und Vorsorgedienstleistungen, in den vergangenen Jahrzehnten waren der Umgang mit Drogen und die Aids-Aufklärung wesentliche Themen.

Die Ausstellung „Auf Herz und Nieren“ ist noch bis zum 8. April 2018 im Institut für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster, Münzgasse 9, zu sehen.
 
5. September 2017, 11.00 Uhr
nb
 
 
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