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Schöne Aussichten im Literaturhaus
Sehr harmonisch ging es zu bei der Premiere der Reihe „Schöne Aussichten“ im Frankfurter Literaturhaus. Angelehnt an das legendäre Literarische Quartett diskutierten nun zum zweiten Mal die Kritiker Ina Hartwig, Hubert Spiegel und Alf Mentzer über aktuelle Literatur-Neuerscheinungen; zu Gast war der Schriftsteller und Büchnerpreisträger Martin Mosebach (Foto) – und es wurde ebenso unterhaltsam und wesentlich kontroverser als beim ersten Mal, was dem Niveau keinen Abbruch tat.
Einhellig war sich die Runde in der Begeisterung für Sibylle Lewitscharoffs Roman „Apostoloff“; gespalten war das Urteil zu Thomas Klupps rasantem Debütroman „Paradiso“, wobei Mosebachs Argumentation nahe legte, dass er das Buch eventuell nicht verstanden haben könnte. Keinen Widerspruch wollte HR-Literaturredakteur Mentzer für seinen Enthusiasmus gelten lassen, mit dem er Junot Díaz’ Roman „Das wundersame kurze Leben des Oscar Wao“ vorstellte – und erntete heftigen Widerspruch. Gut so. Endlich einmal Stimmen gegen dieses mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnete, vollkommen überschätzte Buch. Mosebach immerhin verglich die Lektüre mit dem Genuss einer ganzen, großen Tüte Chips. Wie man sich danach fühlt, weiß man ja.
Hochinteressant schließlich der so genannte „Haltbarkeitstest“: Christa Wolfs 1963 erschienener Roman „Der geteilte Himmel“ wurde allgemein als bizarres Zeitdokument gelesen; wieder war es Mosebach, der die treffendste Pointe setzte, als er den Geist des Buches und dessen Arbeiter- und Kollektivpathos sprachlich mit der Landser-Romantik des Nationalsozialismus gleichsetzte. Allgemeines Raunen im Publikum zum Abschluss eines gelungenen Abends.
Beim nächsten Mal im Juni wird die Berlinerin Katja Lange-Müller zu Gast sein. Harmonie ist dann ganz bestimmt nicht zu erwarten.
Foto: Mosebach
Einhellig war sich die Runde in der Begeisterung für Sibylle Lewitscharoffs Roman „Apostoloff“; gespalten war das Urteil zu Thomas Klupps rasantem Debütroman „Paradiso“, wobei Mosebachs Argumentation nahe legte, dass er das Buch eventuell nicht verstanden haben könnte. Keinen Widerspruch wollte HR-Literaturredakteur Mentzer für seinen Enthusiasmus gelten lassen, mit dem er Junot Díaz’ Roman „Das wundersame kurze Leben des Oscar Wao“ vorstellte – und erntete heftigen Widerspruch. Gut so. Endlich einmal Stimmen gegen dieses mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnete, vollkommen überschätzte Buch. Mosebach immerhin verglich die Lektüre mit dem Genuss einer ganzen, großen Tüte Chips. Wie man sich danach fühlt, weiß man ja.
Hochinteressant schließlich der so genannte „Haltbarkeitstest“: Christa Wolfs 1963 erschienener Roman „Der geteilte Himmel“ wurde allgemein als bizarres Zeitdokument gelesen; wieder war es Mosebach, der die treffendste Pointe setzte, als er den Geist des Buches und dessen Arbeiter- und Kollektivpathos sprachlich mit der Landser-Romantik des Nationalsozialismus gleichsetzte. Allgemeines Raunen im Publikum zum Abschluss eines gelungenen Abends.
Beim nächsten Mal im Juni wird die Berlinerin Katja Lange-Müller zu Gast sein. Harmonie ist dann ganz bestimmt nicht zu erwarten.
Foto: Mosebach
5. April 2009, 17.21 Uhr
christoph schröder
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