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Ferienzeit im Tierheim

Wo die ungewollten Tiere leben

Der Urlaub steht vor der Tür. Aber wohin mit dem Haustier? Ab ins Tierheim, heißt leider allzu oft die Antwort. Wir haben nachgefragt, wie es im Frankfurter Tierheim während der Sommermonate zugeht.
Drei Hundewelpen standen diesen Sommer schon vor der Tür des Frankfurter Tierheims, herrenlos und auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Etliche ausgesetzte Vögel wurden von Privatpersonen gefunden und her gebracht. Auch eine Babyschildkröte wurde hier einfach zurückgelassen – die einstigen Besitzer besaßen nicht einmal den Mumm, den Tierpflegern in die Augen zu sehen, als sie ihr Haustier abgaben.

Wie immer zur Ferienzeit kommen dazu auch einige „normale“ Abgaben. „Wenn die Tiere hier einfach ausgesetzt werden, besteht die Gefahr, dass sie weglaufen und überfahren werden. Oder sie haben das Pech, in den Regen zu kommen und krank zu werden“, erklärt Tierheim-Mitarbeiterin Sabine Urbainsky das Problem mit den Findelkindern. Für sie ist die Bilanz dieses Sommers dennoch positiv. Denn im vergangenen Jahr wurden weit mehr Haustiere verstoßen. Das Tierheim war überbelegt und konnte keine neuen Bewohner mehr aufnehmen. „Dann müssen wir auf andere Heime verweisen", berichtet Urbainsky. Eine Ausnahme ist, „wenn man vermutet, dass das Tier entsorgt wird.“ Bangen die Mitarbeiter um das Leben eines Tieres, wird Platz geschafft. Egal wie. „Dann lebt ein Hund auch mal vorübergehend im Heimleiter-Büro“.

120 Hunde, 200 Katzen und 140 Kleintiere können in dem Heim in Fechenheim vorübergehend ein neues Zuhause finden. Katzen haben ein weitläufiges Gehege. Hunde müssen dagegen in Zwingern leben, allerdings mit einem Auslaufgehege, in dem sie sich täglich austoben dürfen. Kleintiere leben in offenen Käfigen in Wohngemeinschaften zusammen. Der Platz ist hier dringend nötig. Denn leider stellen immer wieder Tierhalter fest, dass sie eigentlich gar nicht in der Lage sind, ein Lebewesen zu versorgen. Das liege auch maßgeblich am Onlinehandel mit Tieren, findet Urbainsky. Denn dort gibt es keinerlei Kontrollen oder Zuchtordnungen, an die sich die Verkäufer halten müssen. „Es geht nur darum, dass es billig ist. Wenn man sieht, was da abgeht, wird’s einem übel“, so Urbainsky. Denn hier kann einfach jeder so viele Tiere kaufen, wie er möchte. Nur allzu oft landen diese Käufe schnell im Tierheim. Die Schwierigkeiten mit den Massenzüchtungen müssen dann die Pfleger ausbaden. „Die Tiere sind nicht geimpft oder entwurmt. Es geht eben nur um den größtmöglichen Gewinn.“ Darüber hinaus fühlen sich die Käufer oft noch als Retter, haben sie doch das Tier aus den Fängen der Züchter befreit, die die Babytiere oft in untragbaren Umständen halten, sagt Urabinsky. „Ich sage denen dann: Sie haben das Leid noch unterstützt. Nur wenn die Züchter keine Käufer mehr finden, wird sich etwas ändern“, sagt sie.

Die Tierheim-Mitarbeiterin hat hier schon so einiges erlebt. Von lustigen bis grotesken Ereignissen. Etwa einem neugeborenen Lamm, das ziellos durch die Stadt irrte, und das nun auf dem Gnadenhof ein neues Heim fand. Hier leben hauptsächlich Huftiere, aber auch Katzen oder Hunde, die nicht mehr vermittelbar sind. Geschockt sei Urbainsky häufig von Menschen, die einfach nicht einsehen wollen, dass sie nicht in der Lage sind, einem Lebewesen ein gutes Zuhause zu bieten. Dann weigert sie sich schon mal, Interessenten das Wunsch-Tier zu überlassen. „Neulich kam eine Frau und sagte 'in zwei Wochen bekomme ich meine Kinder aus dem Heim zurück. Dann hätte ich gerne einen Hund für die Kleinen'“, erzählt die Mitarbeiterin. Sie kann darüber nur den Kopf schütteln. „Wie kann man sich um ein Tier kümmern, wenn man es nicht bei den eigenen Kindern schafft?“.

Da das Tierheim von der Stadt nur eine geringe Unterstützung erhält, ist es auf Spenden angewiesen. Seit knapp einem Jahr werden Spender auch über Facebook gesucht. Urbainsky postet Bilder von Tieren, die etwa eine Operation brauchen. Man kann dann ganz gezielt helfen. Eine gute Sache für das Heim, Urbainsky wundere sich nur manchmal darüber, wie die Sympathien verteilt werden. Für Hundewelpen machen viele Geld locker, die verwahrlosten Katzen dagegen bekommen kaum einen müden Cent. Dennoch freue man sich hier über jeder Spende. Gerne gesehen ist auch Zeit. Immer gesucht werden Gassi-Geher und Kleintier-Schmuser – Menschen, die mit Hunden spazieren gehen oder Kleintiere streicheln. Leider ist das aus versicherungstechnischen Gründen erst ab 18 Jahren möglich. Sachspenden sind ebenfalls immer willkommen. Interessenten können sich direkt im Tierheim melden.
 
4. August 2014, 11.39 Uhr
Christina Weber
 
 
Fotogalerie:
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