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Vince Ebert: Vom trockenen Physikstudium zum Bühnenstar

Mit seinem Kabarettprogramm "Physik ist sexy" platzte der Diplomphysiker Vince Ebert 2004 mitten in die Comedy-Szene Deutschlands - die trockene Wissenschaft gepaart mit Gags aus dem Alltag kam bestens an. Derzeit ist der 39 Jahre alte Frankfurter mit einer Schau unter dem Titel "Denken lohnt sich" auf Deutschland-Tournee.

Er scheint ein wenig anders als seine Kollegen zu sein. Damals wie heute. Das trockene Physiklabor mit endlosen Versuchreihen zwischen Reagenzgläsern und Bunsenbrennern war viele Jahre die hassgeliebte Heimat von Vince Ebert. Mit Note 1,7 als Examensergebnis: Nicht schlecht für einen, der eigentlich lieber in der Sonne Beach-Volleyball spielt oder am helllichten Tage in Frankfurter Cafés hockt. "'Infrarot- und Ramanspektoskopische Untersuchungen von ferroelektrischen Phasenübergängen an Betain-Mischkristallen' hieß das Thema der Arbeit", sagt Vince Ebert trocken. "Soll ich das mal genauer ausführen?", fragt er dabei, ohne mit der Wimper zu zucken.



Nach vielen Jahren im Kunstlicht der Universität und in wirtschaftlich schlechten Zeiten war allerdings die Aussicht auf einen Job, selbst mit einer guten Note, nicht gerade rosig. Ebert arbeitete in einer Frankfurter Unternehmensberatung und stellte sich nach ein paar Jahren die Frage: "Soll ich mich jahrzehntelang in Bürozimmern mit den Problemen fremder Firmen herumschlagen?" Eines Morgens schaute er beim Rasieren in den Spiegel und erinnerte sich an den Rat einer Freundin: "Nutze dein Talent im Beruf, sei lustig!" Er hatte sein Gesicht noch nicht richtig getrocknet, da bekam er 2003 den bayerischen Kabarettpreis in der Sparte Senkrechtstarter. Seine Themen: Liebe, Alltag, Job. Ein Jahr später fällt es ihm wie Schuppen vor die Augen: Warum nicht aus dem erlernten Beruf des Physiker-Kenners eine Comedy-Show machen? Wem sonst außer ihm sollte der Spagat zwischen Wissenschaft und Komik gelingen?



Seitdem erklärt der heute 39-Jährige auf renommierten Bühnen des Landes, warum der Himmel blau ist, was die Verspätung der Deutschen Bahn mit Einstein zu hat und warum man keinen gelben Schnee essen sollte. "Es sind oft die einfachsten Frage, die man sich nicht zu stellen traut, die dennoch hochinteressant sind", sagt Ebert. "Beispielsweise fragen Kinder sensationell wichtige Dinge aus dem Alltag." Man sollte ihnen nur mal genau zuhören, so Ebert.


Ebert erklärt auch schon mal anhand von Milchschaum die radioaktiven Zerfallsgesetze. "Der ist kurzlebig", sagt der Kaffeehaus-Fan. "Nach acht Minuten ist der Schaum um die Hälfte geschrumpft. Nach weiteren acht Minuten ist vom Rest wiederum nur die Hälfte übrig." Klar sei, so der Komiker, dass die Verringerung des Schaums pro Zeiteinheit proportional zum vorhandenen Volumen ist. "Wer hätte das gedacht?", fragt Ebert mit leicht ironischem Ton und schlauem Blick. "Milchschaum verhält sich wie Plutonium, allerdings mit einer wesentlich geringeren Halbwertzeit." Angesichts solch anschaulicher Erklärungen hätte vermutlich so mancher Pennäler den Frankfurter Komiker gerne als Physiklehrer. Und Ebert selbst legt Wert darauf, dass die Besucher seines Programms etwas mit nach Hause nehmen. "Ich will auf die Wichtigkeit der Wissenschaft aufmerksam machen", sagt der Diplomphysiker. "Wenn die Leute noch lachen, umso besser."



Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat Vince Ebert den Durchbruch geschafft. "In den ersten Jahren bin ich mal vor sechs Zuhörern aufgetreten", sagt Vince, den das aber scheinbar nicht sonderlich schockte. Sein Motto: "Das muss man durchziehen. Knallhart. Auch, wenn niemand lacht." Mittlerweile zählt er zur ersten Garde der deutschen Kabarettisten. Auftritte im Pro7-Quatsch Comedy Club, bei Stefan Raab, den WDR-Mitternachtsspitzen, in Ottis Schlachthof haben ihn bekannt gemacht und bestätigt in seiner Entscheidung, auf die Bühne zu gehen. So wird Ebert sich auch in Zukunft jede Menge Gags rund um vermeintlich trockene Themen ausdenken. Mit seinem aktuellen Kabarettprogramm "Denken lohnt sich" tourt er zurzeit quer durch Deutschland. Vince Ebert packt, was in Europa noch keinem Kabarettisten gelungen ist: der Spagat zwischen trockener Physik und unterhaltsamer Komik.


Text: Thorben Leo/PIA Stadt Frankfurt, Foto: Angelika Zinzow

 
22. Februar 2008, 14.11 Uhr
red
 
 
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