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Foto: Bernd Kammerer
Foto: Bernd Kammerer

Terror-Prozess um Halil D.

Mr. MacGyver?

Schon in der Schule habe sich der Angeklagte Halil D. mit Waffen und selbstgebauten Bomben beschäftigt. Stammen gefundene Waffen aus dieser Zeit? Die Rohrbombe aus seinem Keller sei jedenfalls tödlich gewesen, gab ein Gutachter an.
Tim L. sollte schon am vergangenen Verhandlungstag beim Terror-Prozess um Halil D. aussagen. Der Schulfreund des Angeklagten aber ließ sich wegen Krankheit entschuldigen, was der Richterin nicht reichte. „Daher haben wir beschlossen, Ihnen bei der Anreise ein wenig zu helfen“, scherzte sie nun. Denn der Zeuge wurde von der Polizei Zuhause abgeholt und zum Landgericht gebracht. Dort musste er kurzzeitig in einer Zelle Platz nehmen, bevor er seine Aussage machte konnte. Bei so viel Unannehmlichkeiten ließ Richterin Clementine Englert dann auch etwas Milde walten – und zog die angedrohten 300 Euro Bußgeld für das Nicht-Erscheinen vergangene Woche zurück.

Aber was konnte der Zeuge beitragen? Er war bereits zweimal polizeilich vernommen worden – und der zuständige Polizeibeamte hatte ebenfalls schon ausgesagt. Dazu kommt, dass Halil D. und Tim L. seit gut 15 Jahren keinen Kontakt mehr haben. Wie Englert betonte, sei die Zeugenaussage dennoch sehr wichtig. Denn Halil D. hat bisher keine Angaben zu seiner Person gemacht. Und die Kammer versucht zu verstehen, was für ein Mensch der Angeklagte ist. Ein „lieber Junge“ sei er damals gewesen, so sein Schulfreund. Gut in der Schule, besonders gut in Naturwissenschaften, hilfsbereit, sportlich. Sein berufliches Ziel: Arzt. Ganz unschuldig war er aber offenbar nicht – denn gemeinsam hätten sie sich öfters geprügelt oder Mitschüler „abgezockt“, gibt Tim L. an.

Halil Ds. Spitzname soll zu dieser Zeit MacGyver gewesen sein – nach der US-Serie über einen Mann, der aus Alltagsgegenständen so gut wie alles bauen konnte. Das brachte auch eine Erklärung für allerlei abstruse Karteikarten, die in der Wohnung des Angeklagten gefunden wurden. Das seien Anleitungen aus der Serie, die Halil D. aufgeschrieben habe, so sein Anwalt. Denn Halil D. habe selbst immer gerne getüftelt und gebastelt: Da wurden Silvesterknaller aufgepeppt, um lauter zu knallen, an Schreckschusspistolen rumgeschraubt und – auch wenn Tim L. sich gegen den Begriff wehrte – Rohrbomben gebaut. Die landeten dann in Schultoiletten oder Zigarettenautomaten. Das alles hat durchaus einen Bezug zum aktuellen Fall: Halil D. wird vorgeworfen, einen Anschlag auf das Radrennen am 1. Mai 2015 geplant zu haben. Auf ihn aufmerksam wurde die Polizei, weil er im großen Stil Chemikalien gekauft hatte. Was sie in seinem Keller vorfanden, wirkte sich nicht gerade entlastend aus: eine Rohrbomben, Waffen und allerlei Munition.

Nun stellt sich die Frage, woher diese Dinge stammen. Von einem geplanten Anschlag oder aus Schulzeiten? Ein Sachverständiger sollte Aufschluss über die gefundenen Waffen geben – und gab an, dass der Großteil legal ist. Illegal seien lediglich ein Schlagring, ein Springmesser sowie zwei Butterflymesser – alles Gegenstände, die in Deutschland grundsätzlich verboten sind. Ansonsten fanden sich Schreckschusspistolen, Softairwaffen etliche Patronen für Schreckschusswaffen und legales Zubehör für Sturmgewehre, etwa ein leeres Magazin und eine Schulterstütze. Zwei Schreckschusspistolen sowie einige Patronen seien umgebaut worden, so der Gutachter. Offenbar wurde versucht, sie zu scharfen Waffen umzuwandeln – jedoch mit keinem bis mäßigem Erfolg. Mit einer Waffe konnte zwar eine Kugel abgefeuert werden, allerdings blieb die Hülse im Lauf stecken. Um diese zu entfernen, sei Zeit und Werkzeug nötig. Man könne also immer nur einen Schuss abfeuern, erläuterte der Gutachter. „Ich würde so etwas für einen Kampfeinsatz nicht verwenden“, sagt er.

Ein weiterer Gutachter hatte sich mit der Rohrbombe beschäftigt, die im Keller von Halil D. gefunden wurde. Sie sei unprofessionell hergestellt aber dennoch tödlich, gab der Sprengstoffexperte des Landeskriminalamts an. Er und seine Mitarbeiter hatten die Bombe nachgebaut und kontrolliert gesprengt. Die Metallsplitter hätten noch neun Meter entfernte Metallwände durchschlagen, so der Experte.
 
1. Juni 2016, 09.48 Uhr
Christina Weber
 
 
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