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Foto: Symbolbild © Imago/Hannes P. Albert
Foto: Symbolbild © Imago/Hannes P. Albert

Projekt „Gegenuni“

„Eine rechtsextreme Veranstaltung, die sich elegant gibt“

Mit der „Gegenuni“ tut sich in Frankfurt ein Projekt auf, das rechtes Gedankengut verbreiten und jungen Neurechten eine Plattform bieten soll. Viel Propaganda, auf die man nicht hereinfallen sollte, sagen Experten. Viel Neues stecke jedoch nicht in dem Projekt.
Unter dem Namen „Gegenuni“ hat die Neue Rechte ein neues Online-Projekt gestartet, um die Universitäten, wie es sie heute gibt, abzuschaffen und einen eigenen Abschluss zu etablieren. Sitz des Unternehmens, das dahinter steht, ist in einem Gebäude an der Darmstädter Landstraße in Sachsenhausen. Die Frankfurter Rundschau hatte zuerst über das Projekt berichtet, das am Donnerstag offiziell online gegangen ist. Was dahintersteckt, ist viel Pathetik und Propaganda, meinen Experten. Eine große Zukunft rechnen sie der „Gegenuni“ nicht aus.

Das Ziel der „Gegenuni“ ist die Verbreitung von rechtem Gedankengut. Eine „Bildungsoffensive“; zunächst als E-Learning-Plattform, später auch live, sind Audio-Kurse, Lesekreise, Diskussionsrunden oder Seminare geplant. Auf der Lektüreliste der Seminare finden sich in der rechten Szene bekannte Autoren wie Carl Schmitt, Alain de Benoist, Ernst Jünger oder auch Thilo Sarrazin. Die Dozenten: Junge Neurechte, die sich mit der Verbreitung ihres Gedankenguts ein Zubrot verdienen wollen. Unter ihnen auch bekannte Namen wie der rechte Podcaster Carsten Krug oder der österreichische Publizist Martin Lichtmesz, der unter anderem für die rechte Zeitschrift „Sezession“ schreibt.

Unterstützung von selbsternannten „Patrioten“ und AfD-Mitgliedern

Unter den Followern und Unterstützern der „Gegenuni“ auf Twitter finden sich neben vielen selbsternannten „Patrioten“ auch Autoren rechter Medien und Persönlichkeiten aus politischen Kreisen, wie die Dresdner AfD-Stadtverordnete Silke Schöpf oder Mitglieder aus dem Bundesvorstand der Jungen Alternative für Deutschland. Auf lange Sicht wollen die Initiator:innen der „Gegenuni“ ein rechtes Netzwerk erschaffen. Mit Uni-Touren sollen lokale „Stundent:innen“ vernetzt und „aktive Zellen“ gebildet werden, wie es im Telegram-Kanal der „Gegenuni“ heißt.

Die Idee der Vernetzung ist, genauso wie die einer „Bildungseinrichtung“ für junge Rechte, nicht neu. „Das sogenannte ‚Institut für Staatspolitik‘, zu dem hier ja auch die Verbindung gezogen wird, fährt seit Jahren dieses Programm der sogenannten Sommer- und Winterakademien, bei denen sie auch den Anspruch haben, die zukünftige Rechte heranzubilden“, erklärt Kai Arzheimer, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Mainz. Den Ansatz der „Metapolitik“, also nicht direkt Politik zu machen, sondern deren Rahmenbedingungen verändern zu wollen, gebe es in der rechten Szene schon seit den 1960er-Jahren. „Bisher war das nicht so der durchschlagende Erfolg. Auf der anderen Seite wird hier natürlich viel versucht, junge Leute in einer bestimmten Weise ideologisch zu beeinflussen. Wenn das erfolgreich wäre, wäre das ein großer Grund zur Sorge“, so Arzheimer.

„Provokation an die Frankfurter Stadtgesellschaft“

In Frankfurt gehe mit der „Gegenuni“ zudem eine besondere Provokation einher, sagt Kai Arzheimer. Jahrelang richteten Aktivist:innen des Instituts für vergleichende Irrelevanz, einem autonomen linken Zentrum, zum Semesterbeginn an der Goethe-Universität Veranstaltungen unter dem Namen „Gegenuni“ aus. „Dieses Label hat sich in Frankfurt über Jahre hinweg etabliert. Es jetzt von den Linken zu klauen, ist eine Provokation an die Frankfurter Stadtgesellschaft.“ Das sagt auch der Berliner Professor für Politikwissenschaften Hajo Funke: „Bei der Gegenuni damals ging es genau um das Gegenteil: mehr Demokratie, mehr Entfaltung, mehr individuelle und gesellschaftliche Emanzipation. Das wird jetzt abgekupfert und verdreht.“

Der Ton der rechten „Gegenuni“ ist dabei direkt und unverblümt. „Wir bieten gefährlichen Denkern eine Möglichkeit zur Verbreitung ihrer Ideen“, schrieben die Initiator:innen in der Ankündigung auf ihrer Webseite. Auch von Begriffen wie „Kulturkampf“ und dem „metapolitischen Kampf um die Nation“ war dort zu lesen. Überraschend oder neu ist aber auch das nicht. „Das sind alte Kamellen“, sagt Hajo Funke. Wie erfolgreich die Initiator:innen mit ihrem Projekt werden, hänge auch davon ab, wie die lokale Öffentlichkeit damit umgehe. Eine wirkliche Gefahr sieht Funke darin nicht. „In Deutschland kritisiert man die Gefahren der Neuen Rechten und auch der AfD sehr genau. Die Diskussion seit dem Mord an Walter Lübcke oder den Attentaten von Halle und Hanau zeigt, dass in der Bevölkerung sehr genau wahrgenommen wird, dass diese Hetze zu Mord und Totschlag führt. Seitdem sinkt auch der Zuspruch für die AfD“, so Funke.

„Nicht auf Propaganda reinfallen“

Was die „Gegenuni“ betreibt, da sind sich Funke und Arzheimer einig, ist Propaganda. „Das ist eine rechtsextreme Veranstaltung, die sich elegant gibt“, sagt Hajo Funke. Die Initiator:innen wollen Aufmerksamkeit. Auf diese Propaganda dürfe man jedoch nicht reinfallen, stellt Kai Arzheimer klar. „Das ist das sehr stark angeblich Intellektualisierte dessen, was im Internet längst passiert und was man natürlich mit großer Sorge beobachten muss.“ Denn gerade auf Plattformen wie YouTube gelinge es hervorragend, junge Menschen zu radikalisieren. Auch aufgrund des Curriculums, dass sich die „Gegenuni“ selbst auferlegt hat, erwartet Arzheimer aber nicht, dass dort ebenso viele Menschen erreicht werden. „Gemessen an dem, was dort schon unterwegs ist, glaube ich nicht, dass die ‚Gegenuni‘ jetzt der ‚Dealbreaker‘ ist, der völlig neue Dinge auslösen wird.“
 
2. Juli 2021, 13.10 Uhr
Laura Oehl
 
 
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