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Neben dem Europaviertel
Gentrifizierungsgefahr im Gallus?
Der Trend ist kein neuer: Noch immer wollen alle in der Stadt wohnen. Doch der Platz ist begrenzt. Mit dem Bau des Europaviertels rückt auch das Gallus in den Fokus der Zuzügler. Müssen Alteingesessene jetzt zittern?
Den wichtigsten Satz des Abends sprach Frank Junker, der Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft ABG Holding. Auf der Podiumsdiskussion „Gentrigallus“ im Gallus-Theater, initiiert von den Grünen im Römer im Rahmen des Kunstprojekts „Entlang der Mainzer“, haute Junker auf den Tisch: „Die ABG Holding ist ein Garant dafür, dass es im Gallus keine Gentrifizierung geben wird.“ Rums! Die städtische Wohnungsbaugesellschaft sei immerhin Eigner von gut 5.500 Wohnungen im Viertel, was über den dicken Daumen gepeilt etwas mehr als die Hälfte aller Apartments im Gallus sei. „Unsere Durchschnittsmiete beträgt etwas unter sieben Euro pro Quadratmeter“, sagt Junker. „Und da sind die Sozialwohnungen nicht einmal mit eingerechnet.“ Da sich die ABG bei den Mietpreisen am Mietspiegel orientiert und maximal den dort angeführten Preis pro Quadratmeter verlange, müssten sich die Bewohner um explodierende Preise keine Sorgen machen.
In seinen Ansichten gestüzt wurde der ABG-Geschäftsührer durch Dieter von Lüpke, seines Zeichens Leiter des Stadplanungsamtes. „Das Europaviertel ist eine Chance, keine Bedrohung“, sagt er. Weil dort Wohnungen entstünden, sinke die Gefahr, dass alteingesessene Bewohner aus dem Gallus verdrängt werden. Und wenn das neue Messe-Viertel keine Wohnungen mehr bereithält, gebe es insbesondere südlich der Mainzer Landstraße noch einigen Puffer für Neubauten.
Etwas anders beurteilte die Lage Maren Harnack. Die Professorin für Städtebau an der Fachhochschule Frankfurt spricht den Trend vom Wohnen in der City an und verweist darauf, dass „die Ressource städtischer Boden“ eben begrenzt sei. Das Gallus ist aufgrund der (noch) niedrigen Mieten für Studenten attraktiv. Einige Künstler haben sich hier bereits niedergelassen. Sie alle machen das Viertel noch bunter. „Gentrifizierung ist nicht nur negativ aufzufassen“, so Harnack. Die Aufwertung eines Viertels komme zu einem gewissen Grad allen Bewohnern zugute. Vielleicht, so hoffen einige Anwohner, führe die Entdeckung des Gallus ja auch endlich dazu, dass hier endlich ein Oberstufengymnasium entsteht, das die Bewohner schon seit langem fordern.
Junkers Rechnung indes geht langfristig betrachtet nicht auf. Sollte der Trend anhalten, dass alle lieber in der Stadt wohnen, als auf dem Land, werden im Gallus neue Gebäude entstehen. Leerstehende Büroräume könnten umgewandelt (so fordern auch die Bewohner), Freiflächen zugebaut werden, wie von Lüpke bemerkte. Die Bauherren, damit ist zu rechnen, werden dort allerdings private Investoren sein, die es mit dem Mietspiegel nicht unbedingt so genau nehmen wie die ABG. Dieser gibt übrigens nicht den durchschnittlichen Quadratmeterpreis des Viertels wieder, sondern setzt sich aus den durchschnittlichen Neuvermietungspreisen zusammen. „Wir müssen zusehen, dass wir auch künftig genügend bezahlbaren Wohnraum, auch für Geringverdiener anbieten“, gibt Heike Hambrock (Die Grünen) die Richtung vor. Als Vorbild könne der Kulturcampus Bockenheim dienen, der derzeit geplant wird. Ein Drittel der dortigen Fläche ist für sozialen Wohnungsbau reserviert. „Aber in Bockenheim wird doch auch gerade über Verdrängung gesprochen“, wirft ein Zuhörer ein.
Weiter darüber gesprochen wird bestimmt auch im Gallus. Ob es sich verhindern lässt? „Wenn sie viel Geld in die Hand nehmen“, sagt Harnack.
In seinen Ansichten gestüzt wurde der ABG-Geschäftsührer durch Dieter von Lüpke, seines Zeichens Leiter des Stadplanungsamtes. „Das Europaviertel ist eine Chance, keine Bedrohung“, sagt er. Weil dort Wohnungen entstünden, sinke die Gefahr, dass alteingesessene Bewohner aus dem Gallus verdrängt werden. Und wenn das neue Messe-Viertel keine Wohnungen mehr bereithält, gebe es insbesondere südlich der Mainzer Landstraße noch einigen Puffer für Neubauten.
Etwas anders beurteilte die Lage Maren Harnack. Die Professorin für Städtebau an der Fachhochschule Frankfurt spricht den Trend vom Wohnen in der City an und verweist darauf, dass „die Ressource städtischer Boden“ eben begrenzt sei. Das Gallus ist aufgrund der (noch) niedrigen Mieten für Studenten attraktiv. Einige Künstler haben sich hier bereits niedergelassen. Sie alle machen das Viertel noch bunter. „Gentrifizierung ist nicht nur negativ aufzufassen“, so Harnack. Die Aufwertung eines Viertels komme zu einem gewissen Grad allen Bewohnern zugute. Vielleicht, so hoffen einige Anwohner, führe die Entdeckung des Gallus ja auch endlich dazu, dass hier endlich ein Oberstufengymnasium entsteht, das die Bewohner schon seit langem fordern.
Junkers Rechnung indes geht langfristig betrachtet nicht auf. Sollte der Trend anhalten, dass alle lieber in der Stadt wohnen, als auf dem Land, werden im Gallus neue Gebäude entstehen. Leerstehende Büroräume könnten umgewandelt (so fordern auch die Bewohner), Freiflächen zugebaut werden, wie von Lüpke bemerkte. Die Bauherren, damit ist zu rechnen, werden dort allerdings private Investoren sein, die es mit dem Mietspiegel nicht unbedingt so genau nehmen wie die ABG. Dieser gibt übrigens nicht den durchschnittlichen Quadratmeterpreis des Viertels wieder, sondern setzt sich aus den durchschnittlichen Neuvermietungspreisen zusammen. „Wir müssen zusehen, dass wir auch künftig genügend bezahlbaren Wohnraum, auch für Geringverdiener anbieten“, gibt Heike Hambrock (Die Grünen) die Richtung vor. Als Vorbild könne der Kulturcampus Bockenheim dienen, der derzeit geplant wird. Ein Drittel der dortigen Fläche ist für sozialen Wohnungsbau reserviert. „Aber in Bockenheim wird doch auch gerade über Verdrängung gesprochen“, wirft ein Zuhörer ein.
Weiter darüber gesprochen wird bestimmt auch im Gallus. Ob es sich verhindern lässt? „Wenn sie viel Geld in die Hand nehmen“, sagt Harnack.
14. September 2012, 11.05 Uhr
ges
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