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Laue Sommernacht(smusik)

Ein Event war’s allemal, ganz sicher auch eines der interessantesten Open Airs dieses Sommers. Die Linz Europa Tour West machte Station in Offenbach. Hubert von Goisern mit seinem Konzertschiff auf großer Reise – mit Band und wechselnden Gästen, gestern Xavier Naidoo.


Nicht nur für den Tourveranstalter, auch für den örtlichen Promoter ein logistisches Problem, die Durchführung eines Großkonzertes an einem Ort, der dafür nicht gemacht ist, mitten im Wohngebiet an einem Samstagabend. Sichtblenden müssen aufgebaut werden, in öffentlicher Platz abgesperrt werden, Tribünen aufgestellt und auf freie Sicht auf die Bühne geachtet werden. Nicht so einfach, wenn das Ufer von Bäumen bestanden ist. Immerhin gab es kein Parkplatzproblem (dafür mürrischer, unfreundliche Kassierer und Einweiser), dafür lange Schlangen vor den drei Ständen, Bier und Softdrinks hier, Sekt und Wein dort, und am obligatorischen Bratwurstgrill. Und das obwohl weniger – und dennoch recht viele – Gäste kamen. Für 3.000 war der Platz ausgelegt, gut 2.500 werden es letztlich gewesen sein.


Hubert von Goisern ist ganz bestimmt ein besonderer Musiker, aber eben keiner, der die Massen zieht in Deutschland. Naidoo sollte da ganz sicher auch das eine oder andere – nicht billige – Ticket sichern. So ganz ging da die Rechnung nicht auf. „Wir waren viel zu spät im Vorverkauf“, hieß es von Seiten Shooter Promotions.


Punkt 20 Uhr ging’s los, gleich mit Naidoo, der lässig auf die Bühne geschlendert kam und den Eindruck erweckte er wolle das Finale eines Konzertes gleich an den Anfang stellen. Gut aufgelegt plauderte er, Deutschlands Prediger Nr. 1 unter den Musikern, als Einstieg zu seinem Song „Keine wie Du“ von Nachrichten von Frauen, die ihn erreicht hätten, dass sich die Männer für sie generell mehr ins Zeugs legen könnten. „Wir reden zu wenig, ihr zu viel“, entglitt es dem Charmebolzen, die einen lachten ob der vermuteten Ironie, die anderen pfiffen und Xavier versuchte sich mit Schadensbegrenzung: „Wir haben ja frühen in Höhlen gelebt, mussten jagen gehen und dabei ganz leise sein. Deshalb reden wir auch heute noch weniger.“ Na dann. Jedenfalls wollte er die Männer zum mitsingen „mit dem verrückten Xavier“ animieren, um die Mädels zu versöhnen und zu becircen. Das ging allerdings gründlich in die Hosen. Denn Männer sind auch faul und überhaupt war die Stimmung die eines lauen Sommerabends. Das Publikum ließ es ruhig angehen.


So kam bei Naidoo, nach wie vor eine der schönsten und besten Stimmen des deutschen Pops, nicht wirklich Stimmung auf, selbst wenn er mannemerisch sang oder – nun halbwegs Boots-erfahren – Witze über seine Fahrtüchtigkeit auf der Straße machte. Nach einer kurzen Pause übernahm Weltmann Hubert von Goisern ganz in Rot das Rudern. Krank sei er, hieß es im Vorfeld, aber davon war wenig zu spüren, denn er bot seinem Publikum eine 2-Stunden-Show. Wann immer er zu Akkordeon, Trompete oder dem Flügelhorn mit seinem wunderbar warmen Klang griff, wurde es besonders. Denn wenn die Band (an der Basis Gitarre, Bass, Schlagzeug, Keyboards) rockt, ist’s beliebig und wenn die Jungs dann Blues oder gar Reggae spielen, klingt’s auch nicht spannender als wenn die Pur- oder Silbermond-Musiker sich auf dieses Terrain begeben. Drei Frauen, die wahlweise als Chor oder Percussionistin bzw. Streicherduo fungierten, brachten Farbe ins Spiel, aber da ging’s dann stimmungsmäßig mitunter in Richtung Night of The Proms.


Versöhnte wurde das anspruchsvollere Ohr aber von Darinka Tsekova, denn die junge wie sympathische Bulgarin spielte ihre Kniegeige Gadulka so virtuos und – unabhängig vom Kontext – authentisch, das einem der Herz aufging. Schön, dass von Goisern sie nach seiner Linz Europa Tour Ost eingeladen hatte. Denn sie brachte mehr Soul auf die Bühne als „Xaver“, der dann noch zu einem gemeinsamen Auftritt von Hubert auf die Bühne zurückkam. So spielten sie das 9-minütige Epos „Siagst as“ vom neuen von Goisern-Album „S`nix“ (doch, dös woar woas...), eine Ballade mit wunderschönen Trompete-Intro auf flächige Keyboards. Schlussendlich jodelten sie sogar zur Entzückung des Publikums sogar noch gemeinsam. Den Schlussakkord übernahm dann Xavier mit Huberts Band, einem weitere Sohn Mannheims als Gast und Darinka an der Gadulka... Ein bisschen Hippiemusik vom selbst ernannten Visionär Naidoo, die Ingrid V., der guten Seele unseres Hauses einen Kommentar entlockte, der in etwas meinte, klingt wie Seeed ohne Seeed das Wasser reichen zu können... Nettes Geplänkel zum Schluss um Punkt Elf (länger hätten Nachbarn und Ordnungsamt sicher auf den Plan gerufen, die Strompolizei blieb ohnehin immer in der Nähe, Strom wie Fluss übrigens, nicht wie Energie) nach einem Fast-Drei-Stunden-Programm. Hut ab übrigens vor der Professionalität Hubert von Goiserns. Denn der laboriert an einer Lungenentzündung, musste nach dem Konzert zurück ins Frankfurter Nordwestkrankenhaus, um sich für das Konzert in Mainz heute Abend fit machen zu lassen. Detlef Kinsler


P.S.: Der hauseigenen Ersatzkamera fehlte leider die gewohnte Lichtstärke, deswegen diesmal nur ein „Kunstfoto“...


Foto © Kinsler

 
6. Juli 2008, 13.41 Uhr
red
 
 
Fotogalerie:
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