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Happy Landings

Ein Fest für den Beton

Zwei Tage soll auf der fertiggestellten Nordwest-Landebahn die Erweiterung des Flughafens gefeiert werden. 80.000 Menschen sind geladen. Die Ausbaugegner trauern derweil dem Kelsterbacher Wald hinterher.
Der Flughafenbetreiber Fraport kann sein Glück kaum fassen. 184.000 Menschen hatten sich beworben, um Gast bei "Happy Landings" zu sein – weniger als ein Drittel von ihnen hat nun auch tatsächlich eine Einlasskarte bekommen. Dazu kommen noch rund 20.000 Flughafenmitarbeiter. Es wird also voll werden am Wochenende des 25. und 26. Juni auf der neuen Nordwest-Landebahn. "Die Gewinner bekommen die exklusive Möglichkeit geboten, den Beton der neuen Landebahn unter den eigenen Füßen zu spüren", heißt es in einer Mitteilung der Fraport AG.

Vor dem Zaun, der das von der Stadt Kelsterbach an die Fraport übereignete Gelände abzirkelt, wird es schon am Freitag Proteste geben. Denn bei den Flughafenausbaugegnern ist Lust am Beton nicht eben groß. Sie trauern nach wie vor dem weichen Waldboden hinterher, der sich noch im vergangenen Jahr an eben dieser Stelle befand. "Fraport feiert die Zerstörung des Walds", heißt es auf einem Flugblatt. Eine Mahnwache ist geplant, kleinere Protestzüge sind rund um die Okrifteler Straße angekündigt, Workshops, Vorträge und Konzerte. Am Samstag um 14 Uhr soll es einen Flashmob im Terminal 1 geben. Gleichwohl ist zu vermuten, dass das Interesse an ebendiesen Aktionen vergleichsweise gering sein wird. Denn anders als bei den Protesten gegen die Startbahn West in den 80er-Jahren wurde der Bau der Nordwest-Landebahn nur von kleineren Störfeuern begleitet. Klar, es gab ein Hüttendorf im Kelsterbacher Wald, doch in dem lebten bis zur Räumung des Geländes nur einige Dutzend Waldschützer. Kein Vergleich mit den Protesten vor 25 Jahren als bis zu zehntausend Menschen den Wald besetzt hielten. Woran liegt's?

Der einstige hessische Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) schreibt sich auf die Fahnen, dass die sogenannte Mediation einiges zur Akzeptanz des neuerlichen Ausbaus beigetragen habe. "Es gab eine Traumatisierung durch die Proteste gegen die Startbahn 18 West. Solche bürgerkriegsähnlichen Zustände sollten sich nicht wiederholen. Der Ausbau hatte also nur eine Chance, wenn man alle mit einbinden würden." Was dann mit der Mediation auch geschah. An deren Ende stand folgender Kompromiss: Ausbau ja, aber nur mit einem Nachtflugverbot. Von letzterer Idee distanzierten sich schließlich nicht nur Unternehmen wie die Lufthansa, auch die Landesregierung unter Führung von Roland Koch lehnte ein Verbot ab. Dies führte schließlich dazu, dass sich die Gerichte mit dem Nachtflugverbot beschäftigen müssen - ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig wird noch vor der Eröffnung der neuen Landebahn erwartet.

Der Lärm, der von den an- und abfliegenden Flugzeugen ausgeht, wird in der Region auch wieder stärker diskutiert, seit die Deutsche Flugsicherung in Langen neue Flugrouten festgelegt hat. Seit dem 10. März 2011 sind deswegen auch Frankfurter Stadtteile wie Harheim, aber auch einige Umlandgemeinden in stärkerem Maße von Lärm betroffen. Bei einigen Bürgerversammlungen konnte man den Bewohnern aber wenig Hoffnung auf Besserung machen, Motto: "Sicherheit geht vor." Zumal die Entscheidung über die Flugrouten keine politische ist, sondern im Zusammenspiel von Flugsicherung und dem zuständigen Bundesaufsichtsamt ausgearbeitet wird. Von der Fraport kommt immerhin der Hinweis, dass wieder weniger Flugzeuge über die verlegten Routen düsen, wenn die Landebahn am 30. Oktober schließlich eröffnet wird.

Insgesamt aber sollen durch die Erweiterung mehr Flüge möglich sein. Die Fraport spricht von von bis zu 700.000 Flugbewegungen. Für die 2800 Meter lange Piste wurden über 160 Hektar Wald gerodet, die Bauarbeiten begannen im Januar 2009. Für den Bau der Landebahn und die weitere Ertüchtigung des Flughafens (unter anderem ist derzeit ein neues Terminal in Planung) veranschlagt der Flughafenbetreiber Investitionen rund vier Milliarden Euro. Mit der Erweiterung sollen im Jahr 2020 rund 90 Millionen Passagiere abgefertigt werden können. Dann nähert sich der Flughafen erneut seiner Kapazitätsgrenze. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Diskussion um eine Erweiterung dann wieder einsetzen wird. Nun aber wird erst einmal auf der einen Seite des Zauns gefeiert - und auf der anderen getrauert.
 
24. Juni 2011, 11.45 Uhr
Nils Bremer
 
 
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