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Erster Internetfriedhof für Avatare

Gesundheitsdezernentin Manuela Rottmann startet ein außergewöhnliches Suchtpräventionsangebot des Drogenreferats der Stadt Frankfurt. Das neue Projekt trägt den Namen "Herolymp": Onlinerollenspieler erhalten auf der Webseite www.herolymp.de die Möglichkeit, sich in einer "Wall of Fame", einer letzten Ruhestätte, von ihren "Avataren" zu verabschieden. Dabei ist die Webseite Teil einer Präventionsstrategie, die junge Menschen bei einem gesunden und unbeschadeten Aufwachsen in der digitalen Welt unterstützen will.

"Herolymp" ist der erste Internetfriedhof für Avatare. Im Onlinerollenspiel ist ein Avatar eine künstliche, grafische und virtuelle Figur, in deren "Haut" der Onlinerollenspieler schlüpft. Der Avatar ist also die Spielfigur, deren Rolle der Spieler annimmt. Die möglichen Rollen sind meistens einer Fantasywelt entlehnt. Es können Kämpfer, Magiere, Heiler, Orks oder ähnliches sein. Das meistgespielte Onlinerollenspiel in Deutschland ist "World of Warcraft" (WOW). Weltweit hatte es Ende 2008 bereits über elf Millionen Spieler.

Das Faszinierende, aber auch das Riskante der Onlinerollenspiele erschließt sich deutlicher anhand folgender Merkmale: Die Spieler zahlen neben dem Kaufpreis auch eine monatliche Abogebühr von 10 bis 15 Euro. Das Spiel geht weiter, wenn ein einzelner Spieler eine Pause macht. Der Spieler muss befürchten, etwas zu verpassen, wenn er nicht online ist. Die Spieler schließen sich als Avatare in sogenannten Gilden zusammen und lösen gemeinsam Aufgaben. Dies kann etwa ein Kampf gegen einen Drachen sein. Sie kommunizieren dazu miteinander im Chat oder mit Headset. Das heißt, sie müssen ihr Verhalten und Handeln vor dem und im Spiel sowohl als reale Menschen als auch als Avatare aufeinander abstimmen.

Onlinerollenspieler sind also nicht nur durch den Spaß an das Spiel gebunden, sondern auch durch die Anforderungen der anderen Mitspieler. Dieses Genre und seine Merkmale birgt ein Risiko, in virtuelle Welten abzudriften oder im Extremfall spielsüchtig zu werden. Allerdings fehlt bislang eine klare Definition, ob und ab wann es sich tatsächlich um Sucht handelt. Zudem gibt es kaum verlässliche Zahlen über das Ausmaß der Problematik, vor allem nicht bei Erwachsenen. Aus einer amerikanischen Studie ist lediglich bekannt, dass das Durchschnittsalter der Onlinerollenspieler bei 26 Jahren lag.

Die Zahlen der jährlich in Frankfurt durchgeführten repräsentativen Schülerinnen- und Schülerbefragung im Rahmen der Frankfurter Drogentrendstudie "Monitoring System Drogentrend" zeigen, dass zwanzig Prozent der 15- bis 18-Jährigen ein durchaus riskantes Medienkonsumverhalten haben: In ihrer Freizeit verbringen sie mehr als vierzig Stunden pro Woche vor Bildschirmen. Hierbei haben die Onlinerollenspiele einen maßgeblichen Anteil. Interessant ist, dass die männlichen Jugendlichen deutlich häufiger und länger Computerspiele spielen und hier mit Abstand die meiste Zeit mit Onlinerollenspielen verbringen: insgesamt fünfmal so viel Zeit wie die Onlinerollenspielerinnen.

"Herolymp" hat das Drogenreferat gemeinsam mit der Academy of Visual Arts Frankfurt (AVA) entwickelt. Die kreative Idee hatten Studenten, die selbst auch gerne Computerspiele spielen. "Hinter 'Herolymp' steckt eine ganz einfache Idee", sagte Gesundheitsdezernentin Rottmann bei der Präsentation der Webseite. "Das Drogenreferat will Menschen, die über Monate und Jahre sehr viel Zeit mit dem Spiel und ihrem Avatar verbracht haben, dabei unterstützen, sich von ihrer Spielfigur und damit von dem Spiel verabschieden zu können. Dabei muss die Figur nicht spurlos verschwinden und verloren gehen." Der Abschied ist sicher für viele nicht einfach. Ein Onlinerollenspieler verbringt im Schnitt 22 Stunden pro Woche mit seinem Avatar. Der Abschied fällt leichter, wenn es einen Ort der Erinnerung gibt, in dem der Avatar verewigt werden kann. Einen solchen Ort gab es bisher im Netz nicht.

"Herolymp" ist also eine Ruhmeshalle, ein Friedhof, aber auch ein Ort, an dem man sich mit Menschen in ähnlichen Situationen austauschen kann. Schließlich ist es auch ein Ort, der niedrigschwellig Rat und Hilfe bietet. Dies steht allerdings zunächst nicht im Vordergrund. Jeder kann "Herolymp" auch ohne Hilfebedarf sinnvoll nutzen. Die Hilfe ist eine mögliche Option.

"Herolymp" ist ein bundesweit einmaliges, eher untypisches präventives Angebot für Onlinerollenspieler. "'Herolymp' dramatisiert oder verteufelt Computerspiele nicht, es ist vielmehr ein Angebot, das auch die Leistung der Onlinespieler respektiert und würdigt", betonte Gesundheitsdezernentin Manuela Rottmann. Die Zugangsschwelle ist niedrig gelegt, um Onlinerollenspieler möglichst frühzeitig erreichen zu können. (pia)
 
17. Juni 2010, 17.28 Uhr
red
 
 
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