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Jobs

Die Schornsteinfegerin

Jobs in Frankfurt, die nicht jeder macht

Jeder zweite Arbeitnehmer ist unzufrieden mit seinem Job. Aber gibt es so etwas wie einen Traumberuf? Wir haben mit sechs Frankfurtern gesprochen, die einer eher ungewöhnlichen Profession nachgehen und glücklich sind: Von der Schornsteinfegerin bis zum Spinnenforscher.
An einem warmen Frühlingstag treffen wir die Schornsteinfegermeisterin Sina Schweizer in ihrer schweren schwarzen Kluft, den Kehrbesen mit dem fast drei Kilo schwerenGewicht am Hanfseil geschultert und den eleganten Zylinder auf dem Kopf. Manchmal muss die zierliche Frau eine 15 Kilo schwere Ausrüstung tragen, dennoch ist die Frankfurterin begeistert: „Ich übe diesen Beruf seit fast zehn Jahren aus, und er macht mir total viel Spaß.“ Während Sina Schweizer die Straße entlanggeht, laufen Passanten auf sie zu, berühren sie kurz und säuseln „Danke“. Es soll ja letztlich Glück bringen, einen Schornsteinfeger anzufassen. „Das ist auch nett an meinem Beruf. Man kommt ständig mit den Leuten in Kontakt. Manchmal soll ich Babys anfassen oder den Leuten die Lottozahlen aufschreiben, und ich war auch schon bei einer Hochzeit eingeladen“, sagt die 27-Jährige und überreicht uns einen winzigen Schornsteinfeger als Talisman. „Es haben auch schon Kunden gesagt, dass ich Glück gebracht habe!“ Es sei ein Brauchtum aus dem Mittelalter, wo es eben oft gebrannt und der Kaminkehrer die Gefahr reduziert habe.

Meistens ist Sina Schweizer in Teilen von Sossenheim, Unterliederbach, Nied, Rödelheim und Eschersheim unterwegs. „Ich bin zwar angestellt, aber ich kann meine Termine legen, wie ich will, das ist viel wert“, schwärmt die Schornsteinfegerin, eine von rund 30 in Hessen und somit eine kleine Rarität. Als Schülerin absolvierte sie bei einem Bekannten der Eltern, der Bezirksschornsteinfeger in der Innenstadt war, ein kurzes Praktikum. „In der ersten Woche war ich dann auf der Börse und auf dem Commerzbank-Tower. Außerdem haben wir gewerbliche Dunstabzugshauben kontrolliert. Ich hab gestaunt, denn in dem Beruf kommt man in viele Küchen rein. Außerdem hat mir gefallen, dass man mit allen Schichten in Kontakt kommt, von den Blocks in Sossenheim bis zu den Stadtvillen.“ Nach dem Praktikum war jedenfalls klar, das ist der Beruf fürs Leben. „Das ist ja auch was Handwerkliches, und das kann einem keiner mehr nehmen.“ Den Eignungstest bestand Sina Schweizer. Mathe, Physik und Chemie waren kein Problem für sie. Drei Jahre dauerte die Ausbildung, und die einzige adäquate Berufsschule war in Bebra. Jetzt gehören Messungen zu ihrem täglichen Geschäft, Abgaswege werden überprüft und die Verbrennungsluft bestimmt. Und vor allem bei Häusern, die mit Holz und Kohle heizen oder über einen Kamin verfügen – was zumindest in Frankfurt immer seltener der Fall ist – , muss der Schornstein gefegt werden. Dann saust der Besen im Schornstein durch das Gewicht nach unten und wirbelt ordentlich Staub auf. „Höhenangst habe ich keine, sonst könnte ich den Beruf auch gar nicht ausüben. Klar gibt es ein Risiko, aber auch Sicherheitsvorkehrungen. Das Schlimmste war bisher, als ich mir die Wimpern angesengt habe. Das hat mich geärgert.“ Der Beruf befinde sich im Wandel, einige Kollegen böten schon einen Brandmelderservice an, sie selbst sei nun zusätzlich Energieberaterin. Aber auch wenn die Tätigkeit sich leicht ändert: „Ich bin jeden Tag bei rund 15 Haushalten, und jeder ist anders. Ich bekomme so einiges zu sehen, und meistens freuen sich die Kunden, wenn ich vorbeikomme. Für mich ist das absolut mein Traumjob!“

Wenn Sie mehr über "ungewöhnliche" Berufe in Frankfurt lesen wollen, werden Sie im aktuellen Journal Frankfurt (Ausgabe 12/13) fündig. Dort lesen Sie etwa von einem Spinnen-Forscher, einer Bestatterin und einer Tätowiererin. Ab sofort für 1,80 Euro am Kiosk oder für 1,79 im Appstore erhältlich.
 
22. Mai 2013, 11.34 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
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