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Demo gegen U60311-Betreiber

Eine Mutter klagt an

Nachdem Lee John Heath im Club U60311 ums Leben kam, formiert sich Widerstand gegen den Clubbetreiber Alexander Eger. Gestern demonstrierten Angehörige des Opfers am Römerberg. Lees Mutter fordert den Entzug der Betreiberlizenz.
Ein wenig bizarr ist die Szenerie schon. Aus dem Römer kommen im dreißig-Minuten-Takt die glücklichen Brautpaare samt Festgästen, am Justitiabrunnen flanieren Horden asiatischer Reisegruppen vorbei und etwas abseits am Römerberg stehen rund 30 bedrückte Personen, die mit ihren Plakaten an den gewaltsamen Tod eines Menschen erinnern und die Person zur Rechenschaft ziehen wollen, die ihrer Meinung nach für den Tod des Opfers verantwortlich ist. Ein junger Mann im Steppenwolf T-Shirt mit einem Hund an der Leine ergreift das Wort und erinnert an den Briten Lee John Heath, der am 27. Oktober 1977 geboren wurde und in Frankfurt am 27. April diesen Jahres - nachdem er wohl von Türstehern des Technoclubs U60311 verprügelt und liegen gelassen wurde - an seinen Verletzungen gestorben ist. „Es scheint in Frankfurt gang und gäbe zu sein, Türsteher nach den Kriterien Aggressivität und Brutalität auszusuchen.“ Als der Redner seinen Vortrag beendet hat, läutet die Glocke des Römers zur vollen Stunde als sei es zum Gedenken.

Drei Monate nach seinem Tod, haben Jessica E., die Freundin des Opfers, und auch seine Familie den Verlust noch nicht verkraftet. Sie wollen, dass der Vorfall Konsequenzen hat und glauben, dass der Clubbetreiber, der die Türsteher letztlich auch eingestellt hat, zur Rechenschaft gezogen werden muss. „Qualvoller Tod wegen Geldgier“ steht auf einem der Plakate. „Die Party geht weiter. Wir lassen uns nicht unterkriegen“, habe Alexander Eger einen Tag nach der fatalen Prügelei auf seiner Facebookseite gepostet.

Etwas abseits der Plakatträger steht die Mutter. Immer wieder steckt sie sich eine neue Zigarette an, als ob diese ihr Halt geben könnten. Ihre weinenden Augen verbirgt sie hinter den schwarzen Gläsern einer Sonnenbrille. „Ich bin hier, um Lees Familie zu repräsentieren“, sagt Marie Heath. Dazu sei sie extra von Essex in England rübergeflogen. „Ich bin am Boden zerstört“, sagt die 52-Jährige „und meiner Familie geht es nicht besser.“ Ihr ältester Sohn ist tot, zurückbleiben ein 28-jähriger Sohn und eine 30-jährige Tochter. „Es ist eines der seltenen Male, dass ich vor die Tür gegangen bin, ich verkrieche mich seit dem Vorfall und kann nicht mehr arbeiten gehen.“ Sie werde medikamentös behandelt, leide unter Depressionen - ein Zustand, den sie vorher an sich nicht gekannt habe. „Mein Leben hat aufgehört“, sagt sie. Lee habe das Leben geliebt, er sei ein Familienmensch gewesen, der positiv gedacht habe und er sei hier zur Schule gegangen, um Deutsch zu lernen. Damit war er der einzige in der Familie, der Deutsch sprechen kann. Fatal, wie sich jetzt herausstelle, denn die Kommunikation sei für sie durch die Sprachbarriere schwierig. Seit dem Tod des Sohnes habe sich niemand bei Marie Heath gemeldet. Weder von der Polizei, noch von der Stadt Frankfurt und auch vom Clubbetreiber Alexander Eger habe es ein Wort des Trostes oder des Mitgefühls gegeben. „Eger bemitleidet sich nur selbst. Es wird Zeit, dass er die Verantwortung übernimmt. Ich will nicht, dass er noch irgendwo auch nur einen Club eröffnet.“ Ob statt des U60311 ein anderer Club aufmacht, dass sei ihr aber egal. „Nichts bringt mir meinen Sohn zurück, aber wer verantwortlich ist, der sollte sich dazu bekennen.“ Wie ihr Sohn genau zu Tode kam, das versteht sie immer noch nicht. „Außer mit einem Anwalt habe ich zu keinem Kontakt. Niemand meldet sich, um mir zu sagen, was in der Nacht der Prügelei wirklich passiert ist.“ Marie Heath erhebt schwere Vorwürfe: „Türsteher sind dazu da, die Kunden zu beschützen, nicht sie sie zu Tode zu prügeln. Wenn ein unschuldiger Mensch in einer Stadt einfach so seinen Tod findet, dann stimmt doch etwas nicht.“ Marie Heaths Blick schweift über den Römerberg. Traurig sagt sie: „Das letzte Mal als ich hier war, stand hier der Weihnachtsmarkt. Das waren fröhliche Zeiten. Das ist alles so entsetzlich traurig. Ich bin am Boden.“
 
19. August 2011, 10.53 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
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