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Bürger AG
Eine andere Region ist möglich
Der Öko-Landwirt Thomas Zell will seinen Hof ausbauen. Das Geld will er sich nicht über einen Bankkredit, sondern über eine neue Bürger AG holen. Was steckt dahinter?
Thomas Zell sitzt am großen Küchentisch seines Bauernhauses, das kurz hinter dem kleinen Ort Oberissigheim bei Bruchköbel liegt. Beim Blick aus dem Fenster: Felder. Es ist eine fruchtbare Gegend, in die es Herrn Zell Anfang der 90er-Jahre zog. Damals hatte er als Landwirt schon auf einem Biobauernhof ausgeholfen, bevor er auf gepachteten 1,5 Hektar selbst mit ökologischem Ackerbau begann. Mittlerweile sind es 37 Hektar. Eine neue Lagerhalle ist gerade fertig geworden. Unter dem Namen Ackerlei wird das Gemüse des Hofs an Bioläden, an Supermärkte, aber auch mit einem Lieferwagen direkt an Verbraucher gebracht. Es ist ein Geschäft, das weiter wachsen soll.
Mit dem Geld der Bürger AG aus Frankfurt soll das gelingen. Bürger AG? Nie gehört? Könnte daran liegen, dass sich diese Finanzgesellschaft gerade erst gegründet hat. Initiator Joerg Weber, einst Mitgründer der Ökobank, will mit ihr nicht weniger als die Region verändern. Wer nämlich Anteile der Bürger AG zeichnet, der kann sich sicher sein, dass sein Geld in ökologische Projekte in der Region investiert wird. Eine große Rendite kommt dabei jedoch nicht rum, auch weil die Margen von Landwirten wie Zell nicht eben hoch sind. Joerg Weber sagt: „Das Streben danach ist aber ohnehin der falsche Weg, wie sich in der Finanzkrise gezeigt hat. Wenn sich aber unsere Region irgendwann wieder selbst ernähren kann, wäre das nicht ein viel höherer Wert?“ Davon ist Rhein-Main in der Tat noch weit entfernt. Derzeit haben selbst Schulen Probleme, eine ökologische Ernährung sicherzustellen. „Dafür müssen die Lieferketten optimiert werden – und manch alte Betriebe wieder reaktiviert werden, die durch die Förderpolitik der Europäischen Union nach und nach verschwunden sind, kleinere Molkereien oder Fleisch verarbeitende Betriebe zum Beispiel.“ Auch sie könnten, so die Hoffnung, vom Geld der Bürger AG profitieren. Deswegen ist die nun auf der Suche nach Menschen, die Anteile ab 500 Euro kaufen.
Warum Thomas Zell nicht einen Kredit bei einer Bank aufnimmt? Nicht weil er ihn nicht bekommen würde, sondern weil das Geld der Bürger AG als stille Beteiligung gilt und somit das Eigenkapital des Hofs erhöht. „Damit werden auch die Konditionen meiner Kredite günstiger“, sagt er. Die neue Verpackungsmaschine, die er sich unter anderem kaufen will, soll die Effizienz steigern – und seine Angestellten, die meisten davon kommen aus Polen, für andere Aufgaben frei machen. Auch die Löhne und das Arbeitsumfeld möchte Zell verbessern, nicht nur, weil es für spezialisierte Höfe wie seinen lebenswichtig ist, qualifizierte Mitarbeiter auch zu halten. „Es sind auch soziale Beweggründe“, sagt der Landwirt. Ebendiese gaben für die Bürger AG den Ausschlag, ihn zu unterstützen. Etliche weitere Unternehmungen haben bereits wie Ackerlei Anträge auf Förderung gestellt. Fehlen nur noch viele Investoren, die es leid sind, ihr Geld in undurchsichtige Fonds-Produkte zu stecken. Die Produkte vom Hof bei Bruchköbel jedenfalls sind mehr als greifbar. Man kann sie sogar guten Gewissens essen.
Mit dem Geld der Bürger AG aus Frankfurt soll das gelingen. Bürger AG? Nie gehört? Könnte daran liegen, dass sich diese Finanzgesellschaft gerade erst gegründet hat. Initiator Joerg Weber, einst Mitgründer der Ökobank, will mit ihr nicht weniger als die Region verändern. Wer nämlich Anteile der Bürger AG zeichnet, der kann sich sicher sein, dass sein Geld in ökologische Projekte in der Region investiert wird. Eine große Rendite kommt dabei jedoch nicht rum, auch weil die Margen von Landwirten wie Zell nicht eben hoch sind. Joerg Weber sagt: „Das Streben danach ist aber ohnehin der falsche Weg, wie sich in der Finanzkrise gezeigt hat. Wenn sich aber unsere Region irgendwann wieder selbst ernähren kann, wäre das nicht ein viel höherer Wert?“ Davon ist Rhein-Main in der Tat noch weit entfernt. Derzeit haben selbst Schulen Probleme, eine ökologische Ernährung sicherzustellen. „Dafür müssen die Lieferketten optimiert werden – und manch alte Betriebe wieder reaktiviert werden, die durch die Förderpolitik der Europäischen Union nach und nach verschwunden sind, kleinere Molkereien oder Fleisch verarbeitende Betriebe zum Beispiel.“ Auch sie könnten, so die Hoffnung, vom Geld der Bürger AG profitieren. Deswegen ist die nun auf der Suche nach Menschen, die Anteile ab 500 Euro kaufen.
Warum Thomas Zell nicht einen Kredit bei einer Bank aufnimmt? Nicht weil er ihn nicht bekommen würde, sondern weil das Geld der Bürger AG als stille Beteiligung gilt und somit das Eigenkapital des Hofs erhöht. „Damit werden auch die Konditionen meiner Kredite günstiger“, sagt er. Die neue Verpackungsmaschine, die er sich unter anderem kaufen will, soll die Effizienz steigern – und seine Angestellten, die meisten davon kommen aus Polen, für andere Aufgaben frei machen. Auch die Löhne und das Arbeitsumfeld möchte Zell verbessern, nicht nur, weil es für spezialisierte Höfe wie seinen lebenswichtig ist, qualifizierte Mitarbeiter auch zu halten. „Es sind auch soziale Beweggründe“, sagt der Landwirt. Ebendiese gaben für die Bürger AG den Ausschlag, ihn zu unterstützen. Etliche weitere Unternehmungen haben bereits wie Ackerlei Anträge auf Förderung gestellt. Fehlen nur noch viele Investoren, die es leid sind, ihr Geld in undurchsichtige Fonds-Produkte zu stecken. Die Produkte vom Hof bei Bruchköbel jedenfalls sind mehr als greifbar. Man kann sie sogar guten Gewissens essen.
28. Juni 2012, 12.28 Uhr
Nils Bremer
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