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Buddha in Frankfurt

Frankfurt ist reich an buddhistischen Einrichtungen: Die burmesische Gemeinde hat ihren Tempel, die Thailänder und die Chinesen. Mit der Pagode Phat Hue im Osten Frankfurts verfügen die deutsch-vietnamesischen Buddhisten über die prächtigste Stätte. Alle Gläubigen kommen zusammen, wenn heute zu Ehren Buddhas eine Geburtstagsparty im Ostpark stattfindet.

"Buddhismus ist ein Langstreckenlauf", sagt Herbert Rusche, Aktionskoordinator der Deutschen Buddhistischen Union (DBU). Rusche fand vor 31 Jahren zu Buddha. "Anfangs habe ich gedacht, dadurch ändert sich ja gar nichts", doch als der Frankfurter dann vor Jahren lebensbedrohlich erkrankte, half ihm sein Glaube sehr. "Freunde haben mir später erzählt, wie erstaunlich groß meine Gelassenheit in dieser Zeit war." Rusche, der sich als Grünen-Politiker einst gemeinsam mit Petra Kelly erstmals im Deutschen Bundestag über eine Kleine Anfrage für die Rechte der Tibeter einsetzte, ist vom Elternhaus aus "zu einem kritischen Menschen erzogen" worden, sich einem Glauben anzuschließen sei ihm eigentlich suspekt gewesen. Der Buddhismus aber überzeugte ihn: Mit "seiner Offenheit, was die letzte Wahrheit betrifft, mit seiner Transparenz und der Möglichkeit, seine Grundlagen logisch nachzuvollziehen."

Im Reich Buddhas duftet es nach Basmatireis
Frankfurt ist reich an buddhistischen Einrichtungen: Die burmesische Gemeinde hat ihren kleinen Tempel an der Stadtgrenze zu Offenbach, die Thailänder verehren Buddha im Stadtteil Höchst, die Chinesen an der Hanauer Landstraße in einem schlichten Zweckbau. Die prächtigste Stätte nennt die besonders große Deutsch-Vietnamesische Buddhistische Gemeinde ihr Eigen. Der flach gehaltene Neubau an der Hanauer Landstraße im Osten Frankfurts erinnert von außen eher an einen großen asiatischen Lebensmittelmarkt oder ein Restaurant, doch im Inneren entpuppt sich der Bau als Reich Buddhas. Dabei ist die Pagode Phat Hue ein Reich, in dem es zeitweilig durchaus auch profan und alltäglich zugeht. Zum Bespiel, wenn Mittagszeit ist, und Gäste des Hauses, Nonnen, Mönche und Äbte sich gebratenen Tofu, asiatisches Gemüse, duftenden Basmatireis und Oolong-Tee schmecken lassen. Sie alle schweigen, zehn Minuten lang. Bis ein Gong signalisiert: Es darf wieder geredet werden. "Das Schweigen zu Beginn des gemeinsamen Essens zählt zu den buddhistischen Achtsamkeitsregeln", erklärt Rusche.

Selbstfindung und innere Ruhe
Vor der Pagode bauen Helfer ein Zelt ab. Ein Überbleibsel vom Vortag, an dem zur Waschung Buddhas 2.500 buddhistische Gäste nach Frankfurt gekommen waren. Die Waschung ist eine zentrale Zeremonie zu Buddhas Geburtstag, der eigentlich bereits bei Vollmond im Mai gefeiert werden sollte, doch ganz so eng sieht man es selbst in Buddhistenkreisen nicht und dehnt die Feierlichkeiten bis in den Sommer aus. Zur Buddha-Waschung gab es ein großes Kulturprogramm, allein drei bekannte buddhistische Sänger reisten aus den USA an. Die Pagode Phat Hue zählt zu den finanziell gut gestellten buddhistischen Gemeinden. Abt Thich Thien Son erzählt, dass 30 Prozent der Mitglieder Banker sind, weitere 30 Prozent dem Therapeuten-Milieu angehören. Was diese Menschen in die Pagode und zum Buddhismus zieht? "Der Wunsch, sich selbst zu finden und zu innerer Ruhe zu gelangen."

Aus Martina Glaubitz wurde Hue Nghiem
Im Frankfurter Kloster haben auch Frauen Zutritt. Dass Mönche und Nonnen zusammen in einem Kloster lebten, sei, so sagt die deutsche buddhistische Novizin Hue Nghiem, eine große Seltenheit. Die 48-Jährige, die im bürgerlichen Leben Martina Glaubitz heißt, trägt die dunkelbraune Kutte der Zen-Buddhisten, die Haare hat sie sich abrasieren lassen: als Zeichen dafür, dass sie sich von materiellen Dingen gelöst hat. Hue Nghiem erzählt von den 323 Gelübden, die eine buddhistische Nonne ablegen müsse. Regeln, die Buddha noch zu seinen Lebzeiten formulierte und die bis in kleinste Dinge hinein Regeln setzen, zum Beispiel für das äußerliche Erscheinungsbild: kein Kajalstrich am Auge, kein Schmuck im Ohr. "Sicher", sagt Hue Nghiem, "es gibt Momente, in denen es nicht leicht ist, Buddhas Regeln einzuhalten, doch nur, wenn es mir schwer fällt, entwickle ich mich." Von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr arbeiten die Klosterbrüder und -schwestern, manche in der im Haus untergebrachten Privatklinik für Traditionelle Chinesische Medizin, andere auch als Webdesigner oder wie Hue Nghiem als Eventmanagerin für die Pagode.

Energietankstelle für Buddhas
Im Tempelraum thront ein Baby-Buddha auf einem Blütenteller, umgeben von üppigen Blumengestecken und mit Obst gefüllten Opferschalen. Auf einem Ahnenaltar reihen sich kleine Fotos von Toten und zierliche Porzellanschalen, gefüllt mit dem Lieblingsessen des Verstorbenen, dem nur wenige Minuten zuvor eine Trauerzeremonie gewidmet war. "Das Essen steht 49 Tage dort, weil es solange dauert, bis das Bewusstsein des Verstorbenen in ein neues Leben reinkarniert", sagt Hue Nghiem. Im hinteren Teil des Tempelraumes treffen sich die Ordinierten auf Sitzkissen zu Meditation und Gebet. Unzählige Buddhas bevölkern hier einen prächtigen Altar. "Es gibt sogar Tempel, die heißen "Zehntausend Buddhas’", erzählt Hue Nghiem, "denn für Buddhisten können es gar nicht genug sein". In einer kleinen Ecke sind ein paar auffallend unterschiedliche Exemplare abgestellt worden. "Jeder, der zu uns kommt", erläutert die Novizin, "kann seinen persönlichen Buddha bei uns mit Energie aufladen und später wieder mit nach Hause nehmen." Draußen, im Teich des schmalen, tempeleigenen Steingartens, streifen orange-rot leuchtende Kois durchs Wasser, während Helfer am Teichrand Zelte und Zeltstangen für das große Vesak-Fest am 14. Juni im Frankfurter Ostpark ablegen. Mehr als 20 buddhistische Vereine aus dem Rhein-Main-Gebiet werden sich auf Buddhas Geburtstagsparty vorstellen, das Gros aus Frankfurt. Mit dabei ist auch das Bockenheimer Tibethaus unter Schirmherrschaft des Dalai Lama und der Verein Lebens- und Sterbepraxis, dessen Gründerin Dorothea Mihm, eine engagierte Altenpflegerin, ein buddhistisches Hospiz in Frankfurt errichten möchte.

Text: Annette Wollenhaupt/PIA Stadt Frankfurt

 
14. Juni 2008, 15.32 Uhr
red
 
 
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