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Leise Lauten-Musik
Seltsames Gefühl in die Jahrhunderthalle zu fahren, um dort Sting mit seinem Dowland-Programm "Songs from the Labyrinth" zu sehen. Denn genau da erlebte ich 1979 die Geburt einer späteren Rocklegende, die jetzt gerade ihre Wiedergeburt erfährt: The Police. Als Mitglieder der Band des deutschen Multimedia-Spezialisten Eberhard Schoener waren Sting, Andy Summers und Stewart Copeland Mitglieder in Schoeners Ensemble, ihr Album "Outlandos d'Amour" - gerade veröffentlicht - erfuhr gerade in Großbritannien noch keine großen Gegenliebe in in Höchst spielten sie - in Khaki-Overalls und frisch wasserstoffblond gefärbten Haaren - vorm "Laser in Concert"-Programm drei ultralaute, harte, schnelle Police-Songs, was das Gros des Publikums, auf Elektronik, Gamelan, Lichtprojektionen und Tanz eingestellt, eher eiskalt erwischte.
Auch diesmal wusste wohl nicht jeder im Saal, auf was er sich da wirklich eingelassen hatte. Höchstens 5 bis 10 % der rund 2.000 Besucher hatten wohl je bewusst John Dowland gehört und so begaben sie sich gänzlich unbedarft auf eine Zeitreise in die Elisabethanische Zeit. Allein das erste Stück von Stings Begleiter, dem Lautinisten Edin Karamazow aus Sarajevo, war das Eintrittsgeld wert. Mit viel Gefühl und begnadeter Leichtigkeit interpretierte er Bachs schwierige Partitur der "Toccato und Fuge in (ich sag jetzt mal) d-moll" und vom ersten Ton an war klar: Der Mann liebt sein Instrument, streichelt und liebkost es - ein einziger zärtlicher Liebesakt des ganze Konzert lang, zu dem Sting und - teilweise - der achtköpfige Stile Antico Chor aus London noch singen duften. Dass Sting eine Art moderner Opernsänger ist, sagte schon Schoener nach gemeinsamen Plattenproduktionen Anfang der Achtziger. Die Art Dowland richtig und im Geiste seiner Zeit zu singen, hat Sting regelrecht gelernt. Sein kehliges Timbre passte jedenfalls bestens zu den feinen Balladen, zu deren Traurigkeit einer- und deren Witz andererseits. Schön auch, dass er Briefe Dowlands aus der Zeit zitierte, ein wenig Nachhilfe in Geschichte gab, versuchte einen Kontext herzustellen. Und das teilsweise auf Deutsch - Chapeau. Ehrgeizig wie Sting nun einmal ist, musste auch er sich auf der Laute versuchen, ein äußerst schwierig zu beherrschendes Instrument. Selbst einfachere Begleitungen nötigten ihm so viel Konzentration ab, dass sich die Stirn gleich automatisch zu Basset-Falten runzelte. Trotz aller Entertainment-Qualitäten war doch ein Teil des Publikums maßlos überfordert von so viel Kultur. So auch mein permanent Kaugummi schmatzender Nachbar. Give the people what they want, dachte sich dann auch Sting und bot zumindest zum Ende des Konzertes zwei seiner Hits an: "Fields Of Gold" udnd "Message In A Bottle", die sich nahtlos in das Repertoire einfügten wie auch ein Original Robert Johnson-Blues. Den gab es auch noch, nachdem er bereits vorher einen Robert Johnson gespielt hatte, allerdings von einem Komponisten gleichen Namens aus der Dowland-Ära.
TEXT/FOTO: DETLEF KINSLER
Auch diesmal wusste wohl nicht jeder im Saal, auf was er sich da wirklich eingelassen hatte. Höchstens 5 bis 10 % der rund 2.000 Besucher hatten wohl je bewusst John Dowland gehört und so begaben sie sich gänzlich unbedarft auf eine Zeitreise in die Elisabethanische Zeit. Allein das erste Stück von Stings Begleiter, dem Lautinisten Edin Karamazow aus Sarajevo, war das Eintrittsgeld wert. Mit viel Gefühl und begnadeter Leichtigkeit interpretierte er Bachs schwierige Partitur der "Toccato und Fuge in (ich sag jetzt mal) d-moll" und vom ersten Ton an war klar: Der Mann liebt sein Instrument, streichelt und liebkost es - ein einziger zärtlicher Liebesakt des ganze Konzert lang, zu dem Sting und - teilweise - der achtköpfige Stile Antico Chor aus London noch singen duften. Dass Sting eine Art moderner Opernsänger ist, sagte schon Schoener nach gemeinsamen Plattenproduktionen Anfang der Achtziger. Die Art Dowland richtig und im Geiste seiner Zeit zu singen, hat Sting regelrecht gelernt. Sein kehliges Timbre passte jedenfalls bestens zu den feinen Balladen, zu deren Traurigkeit einer- und deren Witz andererseits. Schön auch, dass er Briefe Dowlands aus der Zeit zitierte, ein wenig Nachhilfe in Geschichte gab, versuchte einen Kontext herzustellen. Und das teilsweise auf Deutsch - Chapeau. Ehrgeizig wie Sting nun einmal ist, musste auch er sich auf der Laute versuchen, ein äußerst schwierig zu beherrschendes Instrument. Selbst einfachere Begleitungen nötigten ihm so viel Konzentration ab, dass sich die Stirn gleich automatisch zu Basset-Falten runzelte. Trotz aller Entertainment-Qualitäten war doch ein Teil des Publikums maßlos überfordert von so viel Kultur. So auch mein permanent Kaugummi schmatzender Nachbar. Give the people what they want, dachte sich dann auch Sting und bot zumindest zum Ende des Konzertes zwei seiner Hits an: "Fields Of Gold" udnd "Message In A Bottle", die sich nahtlos in das Repertoire einfügten wie auch ein Original Robert Johnson-Blues. Den gab es auch noch, nachdem er bereits vorher einen Robert Johnson gespielt hatte, allerdings von einem Komponisten gleichen Namens aus der Dowland-Ära.
TEXT/FOTO: DETLEF KINSLER
28. Februar 2007, 00.18 Uhr
red
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