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Vielschichtige Talente

Papagena, Lottofee und Teufel

Dem Fernsehpublikum bekannt ist sie als Lottofee. Aber das wirkliche Talent von Ingrid El Sigai sind Gesang und Schauspiel. Im Herbst übernimmt sie die künstlerische Leitung der Kleinen Oper in Bad Homburg.
Das ernsthafte Interesse an Gesang kam mit der besten Freundin. Deren Mutter war Opernsängerin, ihr Vater Schauspieler. Damals, als Jugendliche, träumte Ingrid El Sigai davon, einmal an der Frankfurter Oper aufzutreten, später dann an die ganz großen Häuser zu gehen, die Metropolitan Opera etwa. „Ich hatte mir den Weg damals sehr viel eindeutiger vorgestellt, als er es schließlich war“, sagt sie.

Die 45 Jahre alte zierliche Halbägypterin hat an den Hochschulen für Gesang und Darstellende Kunst in Würzburg und Frankfurt studiert. In der Mainstadt begeistert sie zurzeit das Publikum des Stalburg-Theaters bei ihren Auftritten mit dem Cellisten Frank Wolff und dem Pianisten Markus Neumeyer in „Musikspiel auf italienische Art: Mamma, Mafia, Musica“. Und in der Kammeroper spielt und singt sie die Papagena in Mozarts „Zauberflöte“. Vielseitigkeit ist das Markenzeichen von Ingrid El Sigai. Obwohl sie gerne experimentiert, neue Formen gemeinsam mit ihren Künstlerkollegen entwickelt, kehrt sie immer wieder zur klassischen Musik zurück. Spielt mit ihr auf geistreiche Art, entlockt ihr neue Töne, verleiht ihr neue Farben. „Ich finde das klassische Singen total schön“, sagt sie. Mit einer Einschränkung: „Ich kann mir nicht vorstellen, ausschließlich nur das auf der Bühne zu tun.“ Dafür gehe sie „viel zu gerne mit Sprache um“. Das tut sie zum Beispiel bei ihren Auftritten als Moderatorin im HR-Fernsehen, dem Nachrichtensprechen und bei ihren Lesungen für das Literaturhaus oder die Frankfurter Buchmesse. Vielen ist Ingrid El Sigai bekannt als schwarzhaarige Lottofee-Vertretung von Franziska Reichenbacher. Aber nur etwa zehnmal im Jahr zieht Ingrid El Sigai die Glückszahlen. Und das sei auch gut so, sagt sie. Zu groß ist ihre Befürchtung, sonst in die Lottofee-Schublade gesteckt zu werden.

Die wechselnden Ausflüge ins Theater, das Fernsehen, den Rundfunk, die geliebten gemeinsamen Auftritte mit Frank Wolff und Markus Neumeyer – für Ingrid El Sigai ein Elixier für Lebendigkeit und Kreativität: „Ich bin nicht etwa unstet, aber ich brauche die Inspiration aus verschiedenen Bereichen, um in jedem von ihnen dann wieder richtig gut zu sein.“ Als Schauspielerin interessieren sie „starke Charaktere“. Im März 2012 hat die „Geschichte vom Soldaten“ an der Frankfurter Oper Premiere. Sie spielt den Teufel. Im September wird Ingrid El Sigai die künstlerische Leitung der Kleinen Oper Bad Homburg übernehmen, einer Spielstätte, die sich seit vielen Jahren auf anspruchsvolle Klassikproduktionen für Kinder spezialisiert hat. Es freut sie sehr, dass ihr 20 Jahre alter Sohn Casper das Theaterplakat zur Kinder-Oper „Die kleine Entführung“, einer Bearbeitung von Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“, entworfen hat. Seit 18 Jahren ist Ingrid El Sigai schon Ensemblemitglied der Kleinen Oper. Das Spielen vor Kinderpublikum sei „eine tolle Sache“, sagt sie, „weil Kinder viel freier mit klassischer Musik umgehen als Erwachsene“. Wenn sie sich langweilen, „fangen sie ganz einfach an zu schwätzen“. Für Erwachsene hingegen sei „alles gut, solang die Sänger schön singen und das Orchester perfekt musiziert, selbst dann, wenn es sie im Grunde langweilt“.

Seit 19 Jahren lebt Ingrid El Sigai in Frankfurt, würde „niemals hier wegziehen“. In der Stadt am Main habe sie ihr „Biotop“ gefunden. Hier habe sie „schon überall gespielt, wo man es kann“. Michi Herls Stalburg-Theater nennt sie liebevoll ihr „Haustheaterchen“, auch die Auftritte in Rainer Pudenz’ Kammeroper bedeuten ihr viel. „So gerne wie ich hinausstreune, so gerne komme ich immer wieder an einen Punkt, einen Ort zurück.“ Das gilt für ihre Ausflüge in diverse Kunstsparten, wie auch für ihr Verhältnis zu Frankfurt. Ob Berlin für sie je in Frage gekommen sei? „Nein, denn wenn jeder hinrennt, mach ich das erst recht nicht!“ Außerdem sei die Hauptstadt ihr „zu groß“. An Frankfurt schätzt sie, dass „hier viel im Kleinen läuft, man viel erreichen kann“. Leiterin der Kleinen Oper Bad Homburg, demnächst auf der Bühne in der „Beggars Opera“, „Mamma, Mafia, Musica“ in ihrem Haustheaterchen, zwischendrin die Lottofee: „Freunde sagen hin und wieder: ‚Du spinnst’.“ Doch Ingrid El Sigai kann nicht anders. „Manchmal denke ich, ich müsste etwas von allem wegstreichen, aber es gelingt mir nicht. Es machen wie der Frank, das wär’s vielleicht.“ Sie lächelt, erzählt von Frank Wolff. „Er hat nur sein Cello und ist damit richtig glücklich.“
 
27. Juli 2011, 07.23 Uhr
pia/ Annette Wollenhaupt
 
 
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