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Im Ostend wächst etwas
Vor zwei Monaten wurde der Grundstein für den Neubau der Europäischen Zentralbank mit einem großen Tamtam gelegt. Die Integration der zwei 180 Meter hohen Doppeltürme in die Mauern der Großmarkthalle macht Fortschritte. Ein moderner Querriegel soll den Turm mit der alten Halle verbinden. Auf den ersten Blick erkennt man noch nicht viel. Eine gewöhnliche Baustelle und mittendrin die Ruine der alten Halle.
Es ist heiß an diesem Sommertag. Doch beim Betreten der alten Großmarkthalle verspüren wir eine angenehme Kühle. Die natürliche Kühlung der 220 Meter langen und 23 Meter hohen Großmarkthalle, in der bis 2004 noch Obst und Gemüse verkauft wurde, funktioniert immer noch. Auch wenn nur noch Teile von ihr übriggeblieben sind.
Denn Teile der Fassade wurde herausgebrochen. An dieser Stelle soll der gläserne Riegel entstehen. Am Donnerstag wird der Abrissbagger mit einer Schnabelzange anrollen und die drei Tonnengewölbe über den Betonträgern einreißen. Thomas Rinderspacher, EZB-Projektleiter, der seit 1998 mit dem Neubau beschäftigt ist, sieht diesem Tag gelassen entgegen. Ob da nicht Teile der Großmarkthalle einstürzen können? „Nein. Die Statiker haben gute Arbeit geleistet. Alles andere sehen wir dann.“ Der Riegel wird die Halle dann um „drei, vier, fünf Meter überragen“. Ganz genau wusste es der Projektleiter noch nicht. Nach dem Umbau wird die alte Großmarkthalle über einen Besucherbereich, eine Kantine, einen Presse- und Konferenzbereich verfügen. Aber trotz dem Konzept des Wiener Architektenbüros Coop Himmelb(l)au mit viel Glas und Metall, sollen viele Originalteile erhalten bleiben.
So auch die Fenster, die zwar herausgenommen wurden, aber doppelverglast und originalgetreu nachgebaut wieder eingesetzt werden.
„Unser Konzept ist es, die Spuren der Zeit zu zeigen“, erklärt Rinderspacher. Matin Elsässer, der die Großmarkthalle entworfen hat, habe ein Faible für Uhren gehabt. Deshalb sollen diese erhalten bleiben. „Die Uhr an der Außenfassade läuft immer noch. Wir haben sie extra mit Strom versorgt. Wir wollen ja nicht, dass die Zeit stehen bleibt“, so Rinderspacher.
Und wie sieht es mit den verschlungenen Doppeltürmen, dem Skytower, zwischen Main und Halle aus? Baustelle und Bauarbeitern mit gelben Helmen, Westen und Stiefeln so weit das Auge reicht.
Böse Überraschungen gab es auf dem Bau noch nicht wirklich. Rinderspacher weiß nur Positives zu berichten: „Manche Fundamente sind stabiler als wir anfangs dachten.“
In der vergangenen Nacht konnte bereits die Mitarbeiter-Tiefgarage betoniert werden. „Tagsüber trocknet der Beton bei der Hitze zu schnell“, erklärt Rinderspacher die Nachtschicht. Etwa 100 verschiedener Nationalitäten sind zurzeit auf der Großbaustelle beschäftigt. Sie arbeiten in zwei Schichten und teilweise auch nachts. „Die Bauarbeiter sind genauso international, wie später auch die Menschen, die hier ein- und ausgehen werden.“ Und diese sollen Anfang 2014 in ihre neuen Büros einziehen können. Soweit der Plan.
20. Juli 2010, 10.29 Uhr
Julia Lorenz
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