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Gummibärchen des Grauens

Dosch@Berlinale 2011: Es gibt sie, diese bitteren Erkenntnisse, über die sich einfach nur den Kopf schütteln lässt: Die Menschen sollten kein billiges Supermarktfleisch mehr kaufen, aber sie tun es wider besseren Wissens trotzdem.

Das Radio- und Fernsehprogramm mutiert immer mehr zur einheitsbreiigen Konsensmasse, aber trotzdem guckt bzw. hört sich's jeder an. Solche Dinge.


Und dann wären da die Pressekonferenzen auf Filmfestivals. Jedes Jahr hofft man: Vielleicht reissen sich die Journalisten ja diesmal am Riemen, um die offensichtlich von solchen Anlässen genervte Kinoprominenz zur Abwechslung mal mit interessanten Fragen zu überraschen – und was muss man gleich in der allerersten Film-PK der 61. Berlinale vernehmen? „Was ist die Farbe deiner Lieblingsgummibärchen?“


Wie bitte?! Ja, Sie haben richtig gelesen. Da wurde Hailee Steinfeld, die Hauptdarstellerin des (zu Recht) allseits gefeierten Coen-Brothers Westerns „True Grit“, Eröffnungsfilm der aktuellen Filmfestspiele, doch tatsächlich um ihre Meinung zu Haribo-Goldbären gebeten. Okay, das junge Fräulein ist erst 14 Jahre alt, und beim Fragesteller handelte es sich um einen wohl einschlägig bekannten Moderator aus dem Kids-TV. Aber dann wundert man sich doch, wie in aller Welt es einen Typ aus dem Kinderfernsehen in die Pressekonferenz eines beinharten Männerwestern verschlagen hat, bei dem jemandem auch schon mal ein Auge ausgeschossen wird. Miss Hailee jedenfalls nahm's professionell und mit Humor. Jeff Bridges, Star des Films, auch, als man von ihm wissen wollte: „How was it for you to play the role of John Wayne?“ Schon jetzt die zweitblödeste Frage des Festivals. Denn Bridges spielt nun mal nicht „die Rolle des John Wayne“, sondern die des einäugigen, versoffenen Marshalls Rooster Cogburn – und diese Rolle wiederum verkörperte der Duke, also John Wayne, einst in dem Western „Der Marshall“, welcher auf demselben Roman von Charles Portis basiert, den die Coens nun unter seinem Originaltitel und mit der Bemühung um Werkstreue neu fürs Kino adaptiert haben – alles klar? Weshalb es sich auch nicht um ein „Remake“ handelt, wie das Duo nicht müde wurde zu betonen, sondern eben um eine eigenständige Romanadaption. Die anwesende Pressemeute hindert das jedoch nicht daran, von den beiden eh nicht besonders mitteilungsfreudigen Amerikanern wiederholt über die Unterschiede zwischen altem und neuem Film aufgeklärt werden zu wollen. Was nicht ging, weil die Coens die John-Wayne-Version nach eigener Auskunft das letzte Mal „irgendwann in unserer Kindheit“ gesehen hatten und sich nicht besonders gut dran erinnern konnten – ausser eben an John Wayne.


Immerhin gelang Bridges und seinem Mitstreiter Josh Brolin (im Film ein gesuchter Mörder) doch noch eine hübsche Anekdote, die kleine Hailee betreffend. „Sie hat uns bei den Dreharbeiten unsere Flüche berechnet“, plauderte der „Dude“, also Jeff Bridges, in seiner kernigen Coolness aus. „Für das S-Wort mussten wir 2 Dollar blechen, für das F-Wort gleich 5.“ Der grosse Verlierer dabei war Brolin. „Die kleine Schlampe hat damit mehr Geld gemacht als mit der Gage für den Film“, scherzte dieser ins Berlinale-Mikro. Nein, „Schlampe“ hat er natürlich nicht gesagt. Und wenn Sie es schon unbedingt wissen wollen: Ihre Lieblingsgummibärchen sind rot, die schmecken nämlich am besten. Wieder was gelernt – so kann's weitergehen.

 
13. Februar 2011, 09.51 Uhr
Andreas Dosch
 
 
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