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Europa Kulturtage der EZB

Die lettischen Geheimnisse lüften

Die Europa Kulturtage der EZB rücken dieses Jahr Lettland in den Fokus von Frankfurts Kulturfreunden. Die dürfen sich vor allen Dingen auf Gesang freuen. Denn gesungen wird im Land der Chöre eigentlich immer.
„Nein, nein“, winkt Māris Sirmais lachend ab. „Nicht jeder Lette singt. Auch wir haben Probleme, männlichen Nachwuchs zu finden“, sagt der künstlerische Leiter des Lettischen Nationalchor „Latvija“. In Riga gewinnt man schnell den Eindruck, dass die Letten ein besonders musikbegeistertes und sangesfreudiges Völkchen sind. Es gibt den Lettischen Nationalchor, den Lettischen Radio Chor und die meisten der professionellen Chormusiker sagen von sich, sie haben selbst auch noch einen Chor, den sie dirigieren. Das Faible für mehrstimmige Ensembles mag der deutschen Moderne etwas fremd erscheinen, wurde aber eben hier geformt. „Die Chortradition haben wir aus der Schweiz und Deutschland übernommen“, erzählt Sirmais. Für die Europa Kulturtage der Europäischen Zentralbank „re-importieren“ die Letten ihr kulturell hervorstechendes Merkmal gewissermaßen in das Land der Dichter und Denker.

Wer bei Chormusik sofort an Grundschulaufführungen für Oma und Opa denkt, wird der lettischen Kunst nicht im geringsten gerecht. Nebst Produzenten von Gesang fungieren die Chöre nämlich auch als Bühneninstrument. Sie erzeugen Töne, Geräusche, Klänge, die als Ergänzung zur orchestralen Musik verstanden werden: bei einer Chorgröße von 8 bis 80 Musikern ein Hörerlebnis der besonderen Art. Der Lettische Radio Chor zählt nicht umsonst weltweit zu den besten seiner Zunft.

Natürlich gibt es auch in Lettland moderne Pop-Musik. Das Duo Instrumenti etwa, das derzeit zu den beliebtesten Musikern des Landes gehört. Möchte man es verknappen, sind Jānis Šipkēvics und Reinis Sējāns die junge, attraktive Variante von Depeche Mode. Der Sound ist geprägt von Synthesizern. Er transportiert ein Ambiente zwischen trashiger 80er-Jahre Kultur und maschinellem Futurismus. Völlig losgelöst von der lettischen Gesangskultur sind aber auch die beiden Popstars nicht. Sowohl Jānis als auch Reinis haben eine klassisch Ausbildung an einer der unzähligen Musikschulen Lettlands genossen. Dort lernten sie sich kennen. Die Einflüsse aus Jugendtagen schimmern auch heute noch immer wieder in ihren Liedern durch.

Nachdem die Europäische Zentralbank 2012 die französische Kultur nach Frankfurt brachte, ist 2013 Lettland zu Gast bei den „Europa Kulturtagen“ der EZB. Natürlich besteht da die Gefahr, dass allein der Name der einst sowjetisch besetzten Nation nicht so viele Besucher anlockt, wie das bei unserem westlichen Nachbarn der Fall war. Andererseits könnte gerade die Neugier auf das Unbekannte als Triebfeder fungieren. Bei der EZB setzt man eben auf diese Komponente – und hat die Europa Kulturtage unter den Titel „Geheimnisvolles Lettland“ gestellt, auf dass das Geheimnis um die kulturelle Vielfalt des Landes gelüftet wird. Es würde sich lohnen.

>> Die Europa Kulturtage 2013 der Europäischen Zentralbank feiern ihren Auftakt am 16. Oktober mit dem Eröffnungskonzert in der Alten Oper. Von 20 Uhr an nehmen das lettische Nationalorchester und der Nationalchor „Latvija“ die Besucher mit auf eine Reise durch die europäische Romantik. Das komplette Programm der Kulturtage gibt's unter
bit.ly/Kulturtage


Dieser Text ist zuerst im JOURNAL FRANKFURT (Ausgabe 22/13) erschienen.
 
16. Oktober 2013, 11.20 Uhr
Gerald Schäfer
 
 
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