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Ein Rest von Rebellion

Abendroth bringt die alten Jocco-Songs wieder auf die Bühne. Im Juni 2007 ist er gestorben – Frankfurts einzig relevanter Deutsch-Rocker. Jetzt treffen sich ehemaliger Musiker seiner Bands, um die alten Songs am Sonntag, 27.2 wieder auf die Bühne zu bringen. Im Sinkkasten Arts Club in Frankfurt und in der Reihe Rock classic.

Interview mit Howard Scarr, Keyboarder von Abendroth, Mentor von Ayefore und Sound-Designer für Hans Zimmer, der aktuell für den Oscar nominiert ist.

JOURNAL FRANKFURT: Wie bist Du seinerzeit Mitte/Ende der Achtziger als britischer Progrocker zu Jocco Abendroth gekommen?
Howard Scarr: Als ich das erste Mal in Deutschland wohnte, war ich plötzlich kein Prog-Rocker mehr, sondern Lagerist. Das waren harte Zeiten. Nach und nach kam ich mit Musiker zusammen – zuerst mehrere Jazzrock Bands, dann endlich Jocco Abendroth. Ich blieb 7 oder 8 Jahre dabei, obwohl ich mehrmals aus- und wieder eingestiegen bin. Irgendwas holte mich immer wieder zurück!

JOURNAL FRANKFURT: Was hat die Musik für Dich ausgemacht, wie hast Du sie – vor allem auch emotional, von der Message her – empfunden, auch im Kontext mit den Westernhagens, Maahns, Lages und Niedeckens?
Howard Scarr: Mit diesen Deutsch-Rocker hatte ich anfangs gar nichts am Hut. Nicht mal Springsteen oder Van Morrisson. Aber mit der Zeit habe ich gelernt, dass auch „einfache“ Musik wirklich gut sein kann.

JOURNAL FRANKFURT: Was waren für Dich die Highlights in der „Karriere" mit Jocco Abendroth?
Howard Scarr:  Vor 17.000 (oder so) spielen bei Rock am See am Bodensee, ein paar mal in „So Isses" auftreten, aber ganz besonders nach Kuba zu fliegen und mit Musikern da musizieren.

JOURNAL FRANKFURT:  Wie wirkt die Musik heute auf Dich?
Howard Scarr:  Von der Nostalgie abgesehen, ich finde sie strahlt immer noch eine einmalige Frische aus. Warum sollte das mit der Zeit ändern?

JOURNAL FRANKFURT: Gehst Du nach dem Gig im Sinkkasten Arts Club nach Hause und guckst TV, um zu sehen ob Du Mitgewinner eines Oscars wirst?
Howard Scarr:  Ja, das habe ich tatsächlich vor! Aber es ist wahrscheinlicher, dass ich vorm Fernseher einschlafe und alles verpasse.

Perkussionist Mark Collazo über die Idee zu Abendroth
Die Idee zu Abendroth hat ihren Ursprung bei Tony Spagone, dem Bassisten, und mir während der WM. Wir hatten ein Spiel zusammen geguckt und natürlich über Joccos Musik gesprochen und dass wir diese vermissen. Dann hat er mir am Tag später  den Song „Irgendwann" als MP3 gemailt. Daraufhin rief ich ihn an und fragte, ob er nicht Bock hat, die Sachen noch mal live zu spielen. Logisch hatte er, genau wie ich. Wir riefen also den Gitarristen aus Joccos erster Band, Muli Müller an und auch Howard, den Keyboarder, und beide sagten ohne zu zögern „sofort" und beim Schlagzeuger Thomas Rath und Tom Ripphahn, den wir als Sänger im Kopf hatten, bedurfte es auch keiner großer Überredungsgabe. So einfach habe ich die Entstehung einer Band noch nie erlebt.

Gitarrist Muli Müller über Abendroth
Den Stein ins Rollen brachte tatsächlich Mark Collazo im Spätsommer 2010. Mich musste man nicht lange überreden, Joccos Songs zu spielen zumal viele Leute von damals auch dabei sind und sich in der ersten Probe zeigte wie viel Spaß das noch macht. Es geht ja nicht darum, Joccos Songs nachzuspielen! Wir spielen sie auf unsere Art, so ist Tom natürlich auch kein Jocco-Imitator sondern er interpretiert sie auf seine Art. Eigentlich wundert es mich, dass noch keine bekannteren deutschen Sänger oder Musiker Abendroth-Songs spielen oder aufgenommen haben. Einige wären das allemal wert. Dafür spielen wir sie jetzt. Der Schwerpunkt liegt dabei eindeutig eher im rockigen Bereich. Das hat sich einfach so ergeben. Wir haben uns Songs ausgesucht, die uns allen Spaß machen und spielen die ohne uns zu verbiegen. Vielleicht sieht das Programm beim nächsten Gig ganz anders aus.

Woran ich mich, was das Arbeiten mit Jocco Abendroth am meisten und liebsten erinnere? Es gibt massenhaft Momente an die ich mich gerne erinnere und die anderen natürlich auch und bei jeder Probe kommen neue alte dazu, echt interessant. Aber spätestens beim Anspielen der Songs zeigt sich, dass das keine Nostalgieveranstaltung ist . Ich finde, dass diese Musik auch ins Jahr 2011 noch ziemlich gut passt und hoffe, dass ich nicht der einzige bin, der das so  sieht!

Interview mit Tom Ripphahn, der gerade mit seiner Band Hands On the Wheel ein neues Album aufgenommen hat.

JOURNAL FRANKFURT:  Wie bist Du zur Band gekommen?
Tom Ripphahn: Im letzten Jahr haben mich die ehemaligen Mitglieder der Abendroth-Band angerufen und gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, Joccos Songs zu singen. das war für mich natürlich eine große Ehre, denn Jocco hat seit Anbeginn meiner musikalischen Laufbahn zu meinen vorbilden gehört. Songs wir 'Jane' oder 'Hier & dort & dann' oder 'Herzen müssen brennen' gehören für mich untrennbar zu der Zeit, in der ich mein eigenes Leben in die Hand nahm, und sie waren, auch rückwirkend betrachtet, sehr richtungweisend für mich.

JOURNAL FRANKFURT:  Wie empfindest Du die Songs – als nostalgisches Vergnügen, als zeitlose Klassiker, als nach wie vor relevante deutschsprachige Musik?
Tom Ripphahn: es ist ein bisschen von allem. Joccos Musik repräsentiert natürlich schon das Lebensgefühl einer vergangenen Zeit, es ist viel Rebellion und finden des eigenen Weges außerhalb der gesellschaftlichen Konventionen im Spiel, Themen, die die jungen Leute heute nur noch als historisch nachvollziehen können, da ihre Lebensbedingungen von vorn herein anders aussehen. Aber Jocco hat halt auch immer wieder Sätze gesagt, die Zeiten und Trends überdauern. er hat ein paar universelle Wahrheiten gefunden, und damit ist er 'relevante deutschsprachige Musik'.

JOURNAL FRANKFURT:  Wie fühlt es sich für Dich an, deutsch zu singen?
Tom Ripphahn:  Wenn ich die Texte behalte, fühlt es sich super an :-) Für mich ist der Unterschied nicht so groß, da ich im Englischen immer ähnlich zuhause war wie im Deutschen. Ich habe immer schon Texte mit relevanter Aussage gesungen und dementsprechend respektvoll die jeweilige Sprache behandelt. Aber es fühlt sich gut an, da ich hinter den Dingen stehe, die ich da singe. Das ist wichtig, wenn das stimmt, kann man auch auf Suaheli singen.

 
25. Februar 2011, 09.40 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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