Partner
Cachaça ist kein Rum!
Nachmittags um Punkt 14 Uhr geht’s los. Eine etwas ungewöhnliche Zeit, um einen Schnaps mit circa 45 Prozent Alkoholgehalt zu testen. Zum Glück haben wir mit einem schnell dazwischengeschobenen Mittagessen eine einigermaßen gute Grundlage.
Die Verkostung startet zeitgemäß mit einer Powerpoint-Präsentation, in der Arno Schmid-Egger und Joachim Klein – zusammen sind sie die Perola GmbH – sich und ihren Cachaça Magnifica vorstellen. Magnifica ist portugiesisch und heißt „großartig“. Da steigen natürlich gleich die Erwartungen.
In Deutschland ist bisher eigentlich nur Cachaça der Marke Pitú bekannt. In Brasilien jedoch gibt es mehr als 3000 verschiedene Sorten, die entweder industriell oder artesanal, im traditionellen Verfahren, hergestellt werden. Ursprünglich entwickelt haben ihn die Sklaven aus den Zuckerrohrplantagen, wo das grüne Zuckerrohr als Abfall galt. Die beiden ehemaligen Ingenieure Schmid-Egger und Klein sind monatelang durch ganz Brasilien gereist, um den für sie besten Zuckerrohrbrand zu finden. Dabei haben sie so ziemlich alle Cachaças überhaupt probiert und viele feuchtfröhliche Caipi-Abende erlebt. Ich werde glatt ein bisschen neidisch. Nach diesen Infos gibt es erst mal ein Gläschen Rohschnaps, der nach dem Brennen ohne Lagerung direkt in Flaschen abgefüllt wurde. Zack und weg. Schmeckt scharf und brennt leicht nach.
Weiter geht’s mit dem Cachaça-Einmaleins. „Cachaça ist kein Rum“, sagt Joachim Klein mit Nachdruck. Das dachten wir uns schon, schließlich heißen die beiden Zuckerrohrbrände ja verschieden. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist außerdem, dass Cachaça aus dem ganzen Zuckerrohr hergestellt wird, Rum dagegen üblicherweise nur aus der Melasse, honigartigem Zuckersirup, einem Nebenprodukt bei der Zuckerproduktion. Wir erfahren alles Mögliche über Fermentation, industriell oder mit Hefe; und Destillation, im Säulenverfahren oder in der Kupferbrennblase; und Lagerung, die in Stahl- oder Holzfässern erfolgt. In Holzfächern ist es natürlich edler, wie bei Wein. Dann steht die nächste Verkostung an: Der zwei Jahre in Ipeholz gereifte „Tradicional“ schmeckt überraschenderweise nach warmen Bananen-Pancakes mit Ahornsirup. Ziemlich stark ist er auch. Bei mir dreht sich so langsam alles. Glücklicherweise gibt es eine Pause, in der man sich mit Zigaretten oder leckeren brasilianischen Spezialitäten stärken kann. Ich torkele dann mal zum Buffet.
Es folgt „Envelhecida“, der in „schjöttischen Whischkifäschern“ – ja, auch Klein ist der Schnaps wohl zu Kopf gestiegen – gelagert wird, deswegen frisch und blumig daher kommt. Einmal heruntergeschluckt hinterlässt er ein kühles Gefühl im Mund, ähnlich wie Menthol. Als Highlight wird „Magnifica Reserva Soleira“ – welch klingender Name – eingeschenkt. Geschmacklich und mit seiner goldenen Farbe erinnert er ein bisschen an Whiskey. Dazu passt eine Zigarre, findet mein rechter Nachbar und zündet sich sogleich eine an. Dekadenz am Nachmittag! Der offizielle Teil ist nun geschafft und folgt nun die „Open Bar“. Die Barkeeper dürfen jetzt selbst kreativ werden und mixen was das Zeug hält. Dazu stehen Schälchen mit verschiedensten Obstsorten bereit – Caipirinha kann man nämlich nicht nur mit Limetten, sondern auch mit Erdbeeren, Himbeeren, Melone, Litschis, Rhabarber, Johannisbeeren, Ingwerwurzeln und Basilikum mixen. Besonders der Waldfrucht-Caipi klingt lecker. Aber nicht jetzt. Leicht besäuselt verlassen wir den Beyond Saloon und laufen beschwingt zur Bahnstation.
Die Cachaças von Cachaça Magnifica kosten zwischen 12,60 und 49,90. Mehr Informationen unter www.cachaca-magnifica.de.