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Am Ende des Regenbogens

CSD2
Ausblick vom Envy-Bus


Die CSD-Nachwehen sind noch spürbar: Viele meiner Freunde haben Ringe unter den Augen, schlurfen morgens müde herum und schleppen sich mühsam zur Arbeit. Kein Wunder, denn der Christopher Street Day besteht – seinem Namen zum Trotz – tatsächlich aus mehr als einem Tag und einer Nacht. Während manche meiner Bekannten bereits das vorherige Wochenende zum Warm-up genutzt haben, steige ich zumindest erst am Abend zuvor ins Geschehen ein. Auf der Club-78-Party im CK, die zwar völlig überfüllt ist, bei der aber ungeachtet gefühlter 45 Grad vor der Theke keine rechte Stimmung aufkommt. Bei „Moskau, Moskau“ und „La Bamba“ müssen wir mit mehr oder weniger spektakulären Tanzeinlagen selbst für gute Vibes sorgen. So ist die Versuchung wenigstens nicht allzu groß, die Nacht bis zur CSD-Parade durchzumachen, denn dort geht die Party bereits mittags weiter.

Eine Schönheit der Nacht im CK
Eine Schönheit der Nacht im CK


Nach nur zweieinhalb Stunden Schlaf piepst mich um 7.30 Uhr die erste SMS mit Infos zum Tagesablauf wach, anschließend ist an Ausruhen nicht mehr zu denken. Duschen, Haare waschen, schnell ein Croissant reinschieben und mit Tee nachspülen – und dann das eigentliche Styling: Perücke, schrilles Outfit, Kontaktlinsen, falsche Wimpern, greller Lippenstift ... Um 10.30 Uhr purzelt noch ein Freund aus Düsseldorf herein, der sich in meiner Wohnung aufrüscht. Kurz vor 12 folgt dann der Sprint zur U-Bahn – auf Stöckelschuhen kein leichtes Unterfangen. Um 12.20 Uhr stehen wir schnaufend auf dem Dach des Envy-Busses. Puh, jetzt kann’s losgehen. Obwohl wir vom Wagen aus nur ein kurzes Stück der Parade sehen können, haben wir einen guten Ausblick über das Geschehen um uns herum. Johlende, hüftschwingende Zuschauer sind mir die liebsten, da sie die aufkommende Müdigkeit vertreiben. Außerdem bewundere ich die kreativen T-Shirt-Aufdrucke von „Abercrombie & Bitch“ über „Manndecker“ bis „Arschlecken: 3,50 €“. Abgesehen von kleineren Missgeschicken läuft auf dem Wagen alles rund. Ein Stiefel bricht zwischen Plateausohle und Schaft auseinander, an einem Schuh reißen die Riemchen. Klebeband und ein Spurt zu Mister Minit schaffen zumindest Abhilfe bis zum Ende der Tour. Währenddessen gehen hektoliterweise Wodka und Red Bull über die Theke. Letzterer ist auch nötig, denn der Tag wird noch lang dauern. Nach einem anschließenden Stopp auf der Zeil, dem Kauf mehrerer Lose am Stand der Aids-Hilfe und einem Happen zwischendurch fahre ich für ein kurzes Nickerchen heim, um abends wieder fit zu sein.

Ob schwul oder nicht - hauptsache schrill
Ob schwul oder nicht - Hauptsache, schrill


Denn da folgt die nächste Party im Cocoon. Das bedeutet: wieder duschen, umziehen, frische Kontaktlinsen rein, Wimpern nachkleben, neu stylen. Der Taxifahrer guckt etwas pikiert, als sich mein schwuler Begleiter in neonfarbener Netzstrumpfhose, Hotpants und Plateauschuhen neben ihn setzt. Macht nix, wir sind gleich da und stürzen uns ins Getümmel. Zwar bin ich häufiger Gast der Fake-Partys, doch habe ich noch nie so viel Gay-Publikum auf einmal im Cocoon gesehen. Fast nur – meist gutaussehende – Männer um mich herum ... Da fällt man als Hetero-Frau wohl auf? Anscheinend nicht, wenn man Perücke und falsche Wimpern trägt. Im Laufe des Abends machen zwei Kerle den gleichen Fehler. Sie fassen mir an die (hübsch in einem Korsett verpackten) Brüste, um dann mit Entsetzen festzustellen, dass diese ja echt sind. Oh Schreck, eine Frau! Tja, nicht alles, was heute nach Frau aussieht, ist eine Transe ... Mehrere Wodka-Red-Bulls später lichtet sich jedoch auch hier die Tanzfläche. Jeder Tag hat mal ein Ende, selbst der Christopher Street Day. Aber die Augenringe werden uns noch eine Weile an ihn erinnern.
 
22. Juli 2009, 14.22 Uhr
Anja Ruppel
 
 
Fotogalerie:
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