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Foto: Dirk Ostermeier
Foto: Dirk Ostermeier

Netzwerk Paulskirche

„Demokratie ist die Möglichkeit, die Welt zu verändern“

Wenn in zwei Jahren das 175. Jubiläum der Nationalversammlung in der Paulskirche begangen wird, soll in ganz Frankfurt die Demokratie erfahrbar gemacht werden. Dafür steht auch das kürzlich gegründete „Netzwerk Paulskirche“. Ein Gespräch mit zwei der Initiator:innen.
JOURNAL FRANKFURT: Das Netzwerk Paulskirche will Demokratie gestalten und das Demokratieverständnis stärken. Wie würden Sie denn Demokratie erklären?
Paula Macedo Weiß: Demokratie ist etwas Lebendiges, das nie zu Ende geht und jeden Tag gestaltet wird. Sie gibt uns die Möglichkeit, jeden Tag zu entscheiden, in welcher Gesellschaft wir leben wollen. Diese Möglichkeit, diese Offenheit ist evident für dieses System. Und es ist wichtig, an dieser Kultur festzuhalten, damit alle in der Gesellschaft zu Wort kommen können. Daher kann unser Vorhaben auch mit dem Begriff „Demokratie als Lebensform“ umschrieben werden, weil Demokratie ganz nah und erlebbar ist.
Dominik Herold: Mit dem Netzwerk haben wir ein sehr breites Verständnis von Demokratie. Dabei geht es eben nicht nur um Parteien oder Wahlen, sondern um den Versuch, Demokratie vor allem im Lebensalltag der Menschen sichtbar zu machen; gemeinsam zu überlegen, was Demokratie eigentlich heißt und wo sie tagtäglich stattfindet, aber auch, wo sie behindert wird.

Sie bezeichnen Demokratie als einen „fragilen Prozess“. Wieso ist sie so fragil?
DH: Fragil meint, dass man bei der Demokratie nicht einfach sagen kann, wir haben einen finalen Zustand erreicht und müssen jetzt nichts mehr machen. Die politischen Kämpfe auf der Straße zeigen, dass es noch nicht zu Ende ist und dass es ganz viele Dinge gibt, an denen wir noch arbeiten müssen; ob das klimapolitische oder anerkennungspolitische Fragen sind, die Gleichstellung von Mann und Frau, die Mitbestimmung in Betrieben. Fragil meint aber auch: Wenn wir uns nicht um unsere Demokratie kümmern, dann tun es andere. Dieses Narrativ der Demokratie wird ja auch ganz stark von autoritären und regressiven Kräften bespielt: nach dem Motto, sie sind die wahren oder einzigen Vertreter des Volkes und nur sie kümmern sich um dessen Belange. Der Fragilität zu antworten gelingt also nur dann, wenn wir die Gesellschaft immer weiter demokratisieren.

Das Ziel ist also, dass jeder einzelne Mensch Demokratie aktiv mitgestaltet.
PMW und DH: Demokratie ist für uns die Praxis der Gerechtigkeit und die Möglichkeit, die Welt fortwährend zu verändern. Für alle. Dabei sollte vor allem die soziale Herkunft kein Faktor für die Beteiligung an demokratischen Prozessen sein, aber viele Menschen fühlen sich benachteiligt, weil sie diese Möglichkeit aufgrund ihrer Herkunft nicht sehen. Mit dem Netzwerk wollen wir vermitteln, dass wir Demokratie gestalten können, dass man durch sein Handeln und Einbringen etwas erreichen kann. Demokratie ist nichts, was per Knopfdruck funktioniert, umso wichtiger ist es, Räume zu schaffen, wo sich Menschen versammeln und mitreden können, wie die Demokratie und ihre Gesellschaft aussehen sollen.

Zum 175. Jubiläum der ersten deutschen Nationalversammlung in der Paulskirche planen Sie 2023 die „Frankfurter Tage der Demokratie“. Was soll an diesen Tagen in Frankfurt passieren?
PMW und DH: An diesen Tagen steht der Netzwerk-Gedanke im Vordergrund. Wir wollen die ganze Stadt öffnen und Demokratie auf vielfältige Weise erfahrbar machen. Dabei gibt es einmal den lokalen Strang, der sich mit der Demokratie im Alltag befasst. Dazu wollen wir verschiedene Formate in Frankfurt anbieten, wie den Demokratiekonvent oder den DemokratieWagen, der in verschiedene Stadtteile fährt und einen mobilen Erfahrungsraum für Demokratie schafft. Viele Partner aus dem Kulturbereich sind auch schon mit eigenen Inhalten zu uns gekommen und wollen sich einbringen. Und für den globalen Strang wollen wir den Gedanken von 1848 aufgreifen und zeitgemäß übersetzen. Dafür planen wir eine globale Versammlung in der Paulskirche mit Menschen, die sich tagtäglich in ihren Heimatländern für Demokratie einsetzen. Das soll kein Schaulaufen von Regierungsvertretern werden, sondern Akteure, die von ihrem alltäglichen, hautnahen Erleben berichten können.

Wird es vor 2023 auch schon Projekte geben?
PMW: Na klar, das soll jetzt schon losgehen! Und dann wird sich alles peu à peu bis 2023 entwickeln.
DH: Die Tage der Demokratie sind das Ereignis, bei dem die Öffentlichkeit auf Frankfurt schauen wird. Aber die Formate müssen natürlich jetzt schon vorbereitet und ausprobiert werden. Der DemokratieWagen, oder StreitBus, ist zum Beispiel jetzt schon aktiv.

Was erhoffen Sie sich von den „Frankfurter Tagen der Demokratie“ und dem „Netzwerk Paulskirche“?
DH: Es ist ein Versuch, in eine eher geschichtspolitische Debatte einzugreifen. Wir sind darauf angewiesen, dass Leute sich melden und sagen, sie wollen mitmachen und dass die Ideen von den Frankfurter:innen auch angenommen, mit- und weiterentwickelt werden.
PMW: Wir wollen mit den Tagen der Demokratie in eine Bewegung kommen, mit der wir Signale in die Welt schicken können. Das klingt vielleicht utopisch, aber es wäre denkbar, dass wir zusammen etwas entwickeln, was wahrgenommen wird und was wir weiterentwickeln können im Hinblick darauf, was eine demokratische Gesellschaft und was Demokratie ist.
DH: Das Ziel ist zumindest, dass das unmittelbare Auswirkungen auf die Frankfurter Stadtpolitik hat. Und die Hoffnung ist auch, dass das Ganze eine Art Eigendynamik entwickelt und diese Tage der Demokratie vielleicht eine nicht jährliche, aber regelmäßige Veranstaltung werden.
PMW: Wir wissen nicht, was am Ende dabei herauskommt. Aber das ist auch das Spannende, denn Demokratie ist das einzige politische System, das es möglich macht, sich selbst in Frage zu stellen und sich gleichzeitig stetig weiterzuentwickeln, ohne daran kaputt zu gehen.
 
5. Mai 2021, 10.24 Uhr
Laura Oehl
 
 
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