Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
No Sex in the City
Startseite Alle KolumnenNo Sex in the City
Ana Marija Milkovics Kolumne
 

Ana Marija Milkovics Kolumne

Da da da

Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder
Ana Marija Milkovic geht dahin, wo es weh tut. Zum Beispiel in die Braubachstraße. Von dort blickt man auf baulichen "Schmutz", wie die Architekturkritikerin findet. Andere sprechen von der Altstadt.
Kurt Tucholsky soll einmal gesagt haben, in Deutschland würde jemand, der auf den Schmutz hinweist als viel gefährlicher gelten, als jemand, der den Schmutz macht. So wäre, diese Annahme vorausgesetzt, meine Person viel gefährlicher anzusehen als etwa jene, die den Schmutz gerade in der Braubachstraße fabrizieren, wo ich doch nur darauf hinweise, dass gerade Schmutz entlang der Braubachstraße entsteht.

Nicht nur entlang der Braubachstraße, auch am einstigen Krönungsweg wurde der begrenzten Rationalität eines Bürgerbegehrens vollumfassend Rechnung getragen. Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit setzte am Römerberg genau dort an, wo die Fortschrittsidee im Bewusstsein gegenwärtiger Krisen versagte. Mitten im Sturm globaler Daseinskrisen entsteht nun am Römerberg ein Genius Loci für energiesparende Elektrogeräte. Natürlich sinkt die Nutzung dieser Geräte unaufhaltsam gleichermaßen wie exponentiell der Elektromüll weltweit rasant anwächst. Growing by Shrinking steht nun auch an den Betonmischern geschrieben. Damit seien dann auch Konstruktion des neuen Fachwerks, des verloren gegangenen Handwerks und dazugehöriger Betonrisse für jedermann nach- und stichhaltig erklärt.

An der Dom-Römerbebauung findet heute der Rückbau einer fehlgeleitet empfundenen Moderne durch historischen Überbau und Ressourcenverschwendung statt. Dort wo Fachwerk und Handwerk vermutet werden konnte, entsteht aus Kostengründen billigster Stahlbetonbau. Dort wo das gemeine Volk sich zu Hause sah, ziehen zukünftig Vertreter des LOHAS (Lifstyles of Health and Sustainability) stellvertretend für Alle ein, die Energieeffizienz als Entkoppelung von Ressourcenverbrauch und Wachstum verstehen. Während Stromsparlampen Licht spenden, fährt der geleaste Mercedes Benz in die Tiefgarage ein. Das erklärt, warum sich der Energieverbrauch aller Effizienz zum Trotz in den kommenden 15 Jahren verdoppeln wird.

Heuristik bezeichnet die Kunst, mit begrenzten Wissen und wenig Zeit zu guten Lösungen zu kommen. Am Dom-Römer entsteht durch falsche Wahrnehmung und Annahmen ein zeitgenössisches Ergebnis, das kaum eigentümlicher und profaner bereits im Rohbau für eine hedonistische Lebenslüge stehen kann.
19. Mai 2016
Ana Marija Milkovic
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_kolumne_GALERIE_WHILE#}
 

Leser-Kommentare

Kommentieren
 
Mikael G B Horstmann am 19.5.2016, 14:27 Uhr:
Nun, ich bin wahrlich kein Freund von rekonstruiertem Fachwerk in einer Stadt, in der noch viele alte Fachwerkhäuser stehen, die aber leider zerfallen. In Sachsenhausen kommen mir oft die Tränen.
In der Braubachstraße standen allerdings seit ihrem Entstehen vor gut hundertzwanzig Jahren bis auf zwei, drei Ausnahmen keine Fachwerkhäuser sondern Betonhäuser. Madame Milkovic ist in einem dieser Betonhäuser gerne Gast.

Frankfurt hat eine große Chance vertan, zeitgenössischen Holzbau in der Stadt zu realisieren, vielleicht sogar ein Frankfurter Holzhaus mit Holz nur aus dem Stadtwald.
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort No Sex in the City
Ana Marija Milkovics Kolumne
Wild at heart
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic schreibt über Cindy Crawfords Lebensratgeber und darüber, was diese mit der Messe Design Annual zu tun haben, auf der sie Julian Smiths Handynummer bekam – sich aber nie bei ihm meldete.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
 
 
Ana Marija Milkovics Kolumne
What else?
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic trinkt gerne Kapselkaffee von Nespresso. Dabei, glaubt sie, wähnt sie sich in guter Gesellschaft. Doch der Gedanke an das Müllaufkommen und die Privatisierung von Wasser mindern ihren Genuss.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
 
 
Ana Marija Milkovics Kolumne
Von Testa zu Omer Klein Trio
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic kauft gerne CDs im Laden – weil sie so oft auf neue Künstler aufmerksam wird. Warum ihr ihre neuen Entdeckungen Gianmaria Testa und das Omer Klein Trio besonders gut gefallen, beschreibt sie in ihrer Kolumne.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
 
 
Ana Marija Milkovics Kolumne
Ein Nachruf
Am gestrigen Dienstag ist der Modeschöpfer Karl Lagerfeld gestorben. Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic betrauert seinen Tod - und erinnert daran, dass Lagerfeld nicht nur wegen seiner Mode bekannt war, sondern auch wegen politischer Statements.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
 
 
ANA MARIJA MILKOVICS KOLUMNE
Makis Milki Way
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic hat große Ziel für 2019: Auf ihrem neu gestarteten Instagram-Profil möchte sie innerhalb eines Jahres eine Million Follower erreichen. Wie sie das schaffen möchte, schreibt sie in ihrer Kolumne.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: © Harald Schröder
 
 
 
 
Ältere Beiträge