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Foto: Bernd Kammerer
Foto: Bernd Kammerer

Russischer Angriffskrieg

Der ukrainische Widerstand

Oxana Matiychuk lebt in der Ukraine und möchte ihr Heimatland vorerst nicht verlassen. Sie glaubt an die Widerstandskraft der Ukraine, mit der sich das Land dem Aggressor Wladimir Putin widersetzen will.
Oxana Matiychuk ist Dozentin an der ukrainischen Universität Czernowitz und arbeitet zudem im International Office. Sie lebt aktuell im südwestlichen Teil der Ukraine und will, trotz der aktuellen Situation, das Land vorerst nicht verlassen. „Das kommt für mich nicht in Frage. Das mag im Deutschen etwas pathetisch klingen und es ist sicherlich auch etwas verpönt, aber ich bleibe hier aus patriotischen Gründen. Ich verstehe die Position der Menschen nicht, die keine Kleinkinder haben und auch nicht direkt gefährdet sind, aber dennoch flüchten“, sagt Oxana Matiychuk. Darüber hinaus habe sie eine pflegebedürftige Mutter, die nicht ausreisen kann und um die sie sich kümmern muss. „Mit meinen Kenntnissen und meinem Netzwerk kann ich etwas für die Ukraine leisten und ich möchte für das Land da sein“, sagt die Dozentin.

Nichtsdestotrotz gibt es auch für Oxana Matiychuk einen Punkt, an dem sie das Land verlassen würde, aber dieser ist noch nicht erreicht. „Die Ukraine würde ich nur verlassen, wenn das Land fällt. Das kann ich mir zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht vorstellen“, so Matiychuk. „Eher kann ich mir vorstellen, dass sich das Land spaltet, bevor die Ukraine endgültig kapituliert“. Dabei glaubt sie nicht nur an die Widerstandskraft der ukrainischen Bevölkerung: „Wenn man einigermaßen vernünftige Quellen liest, wird man feststellen, dass Putin zwar stark und groß ist, aber nicht so groß, dass er das ganze Land an sich nehmen könnte“ so die Ukrainerin.

Auch wenn sie eine Flucht aus ihrem Heimatland nicht in Erwägung ziehe, könne sie die Flucht in einigen Fällen verstehen: „Kinder müssen geschützt werden, genauso wie alte und gefährdete Menschen, die nicht mobil sind“, so Matiychuk. „Viele Menschen übergeben ihre Kinder an Bekannte und Verwandte in den Nachbarländern; andere wiederum, die zu den wohlhabenderen Menschen in der Ukraine gehören, haben das Land schon vor Kriegsbeginn verlassen“, erklärt die Wissenschaftlerin.

Wenn Oxana Matiychuk vor die Tür geht oder sich mit ihren Mitmenschen austauscht, sei es vor allem Entschlossenheit und Aufregung, die ihr Umfeld ausstrahlt. „Die Menschen wollen was gutes und sinnvolles tun. Jeder möchte helfen“, sagt sie. In der Stadt Czernowitz, in der sie lebt, gilt eine Ausgangssperre von 22 Uhr bis sechs Uhr, erklärt Matiychuk. Darüber hinaus schließen Restaurants und Cafés um 20 Uhr und in den Nachtstunden gelte eine Ausschank- und Alkoholverbot. Auch in der Grundversorgung gibt es Lücken: „Es fahren weniger Verkehrsmittel, weil das Benzin knapp ist. Auch das Angebot an Lebensmitteln hat sich deutlich reduziert“, berichtet die Dozentin. Der Unterricht an den Universitäten sei zudem vorerst bis zum 13. März ausgesetzt.

Wie sich die Situation im Land weiterhin entwickeln wird, könne die Dozentin Matiychuk nicht sagen und wolle auch keine Prognosen aufstellen. Dennoch hat sie eine klare Meinung zu dem Aggressor: „Ich glaube Russland hat sich eine zweite Realität konstruiert, die in dem Sinne nicht existiert. Das war meiner Einschätzung nach ein großer strategischer Fehler. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass es noch viele Opfer geben wird“, sagt Matiychuk. „Gleichzeitig glaube ich, dass auch Russland fallen kann. Die Frage ist nur wer zuerst fällt“.
 
7. März 2022, 12.38 Uhr
Sinem Koyuncu
 
Sinem Koyuncu
Jahrgang 1996, Studium der Politikwissenschaft an der Goethe-Universität, seit Oktober 2021 beim Journal Frankfurt. – Mehr von Sinem Koyuncu >>
 
 
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