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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Kolumne von Ana Marija Milkovic

Schiebung auf europäisch

Ana Marija Milkovic widmet sich diese Woche den Themen Gleichberechtigung und Kindererziehung. Welche Rollenbilder existieren tatsächlich noch? Und wer kann im Billiglohnland Deutschland überhaut noch gut verdienen?
Franz Josef Wagner ist dieser Kolumnist, der für die Bild Zeitung schreibt. Wagner widmet sich gerne Themen, von denen er wenig versteht. Kürzlich beschäftigte er sich mit Frauen, die den Schlüssel zu ihrem Unterbewussten verloren und deswegen keine Kinder geboren haben sowie Smoothie-Karriere Müttern, die ihre Kinder mit reichlich Vitamine, auch Vitamin B, versorgen, nicht aber für sie da sind, wenn sie Kummer mit sich rumtragen. 

Dabei dachte ich immer, Freiheit bedeute für den Einzelnen, sich frei von äußerem Druck zu entscheiden. Sicherlich ist ihnen bereits aufgefallen, dass  öffentlich geführten Debatten um Freiheit vorrangig an sexuellen Themen, mit Vorliebe aber an homosexuellen Männern festgemacht werden. Wenn Frauen hier nicht aufpassen, sind sie zukünftig als vollbeschäftigte Gebärmaschinen gesellschaftlich fest etabliert. Dieses Mal wieder durch Männer, die sie nicht einmal dafür lieben, heiraten und dauerhaft versorgen werden.

Es gibt Familien, unabhängig ihrer sexuellen Ausrichtung, die zwei Gehälter und den Kinderhort dringend brauchen. Diese Menschen können zum Beispiel nicht frei entscheiden, wie sie ihr Kind groß ziehen. Es gibt auch Familien, denen ein Gehalt zum Leben reicht und es gibt darüber hinaus Frauen, die Honorare und Löhne leichtfertig nach unten drücken, einfach weil sie sich das leisten können.

Ich verstehe eine Gesellschaft besser, die sich aus privaten Entscheidungen öffentlich raushält und Menschen darin fördert, sie nicht für ihre einmal getroffenen Entscheidungen dauerhaft zu benachteiligen. Ein Gehalt aber sollte nicht nur Paaren, sondern auch Alleinerziehenden zum Lebensunterhalt reichen. Genau das ist häufig nicht der Fall. Ich glaube, das fing mit der Wiedervereinigung an. 

Früher waren Renten und Frauen im Westen ob des Generationenvertrags und der Ehe sicher. Dagegen waren Frauen im Osten selbstbewusster. Nun ist das alles und die Mauer hin. Jetzt nähern sich 25 Jahre Wiedervereinigung und ich könnte mich dazu verleiten lassen auf Ossis zu schimpfen, wenn da nicht Safet Babic, ein bosnischer Moslem kroatischer Abstimmung und das irrsinnige Video der NPD Trier im Netz zu sehen wäre. 

Klar, Schuldige zu finden, ist leichter als Ursachen für Missstände zu beheben. Ursache für Regulierung und Billiglöhne ist natürlich auch die Leuna-Affäre. Wussten sie, dass seit Leuna der Kampf gegen Korruption durch Überregulierung in Europa geführt wird? Das nennt sich „Schiebung auf europäisch“. 

Dazu führe ich ein Beispiel aus der Praxis an. Öffentliche Auftraggeber sind verpflichtet Aufträge nach einer Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen, kurz VOB genannt, zu vergeben. In diesem dreiteiligen Ordnungswerk steht unter vielem beschrieben, dass der Zuschlag nicht an das günstigsten Angebot gehen muss, wenn es nicht das wirtschaftlichste ist. In der Praxis findet dieser Hinweis kaum Anwendung. Zum Zug kommt das Dumping-Angebot. Wird dem Bieter des günstigsten Angebots nicht der Zuschlag erteilt, bestände die Möglichkeit zur Klage. Eine Klage wiederum setzt Bauvorhaben und Zeitpläne in Verzug. Ist das Bauvorhaben einmal außerhalb des Terminplans, die die Auftragnehmer weiterer Gewerke nicht verschuldet haben, lassen sie sich auch nicht mehr unter Verzug setzen, ihre Aufgaben zeitnah auszuführen. Ab diesem Zeitpunkt beginnt das Manövrieren für alle Beteiligten auf hoher See und das mit offenem Ausgang.

Natürlich lassen sich mit Dumpingpreisfirmen Terminpläne noch weniger halten - mit oder ohne Klage. Es werden ständig Gründe gesucht, warum eine termingerechte Ausführung in der ausgeschriebenen Qualität behindert ist. Damit streiten sich dann Architekten herum. Würde statt dessen aber das wirtschaftlichste Angebot gewählt, müssten die Protagonisten der öffentlichen Hand dafür die Verantwortung tragen. Das versuchen sie auch mit eigens in Auftrag gegebenen teuren Gutachten zu vermeiden. 

Viele beauftragte Firmen aus dem Osten Deutschlands erhalten für ihre günstigen Angebote die Zuschläge. Ihre Arbeiter und die Sub-Unternehmer schlafen dafür unter der Woche in Transportern vor der Tür der Schulbauten, auf die sie ihre mit Smoothies versorgten Kinder zukünftig schicken werden. Es wird bei dem beschriebenem Procedere sicherlich kein Geld gespart. Es wird nur sozialer Unfriede politisch motiviert und das bis vor den Asylantenheimen vollumfassend gefördert. Gut verdienen dürfen nur noch Wenige in unserem Billiglohnland. Das haben mittlerweile auch die Dümmsten unter unsverstanden.
 
Leider ziehen sie falsche Schlussfolgerungen daraus.  
 
6. August 2015, 11.15 Uhr
Ana Marija Milkovic
 
 
Fotogalerie:
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