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Foto: Chanukka-Feier in der Westend-Synagoge © Harald Schröder
Foto: Chanukka-Feier in der Westend-Synagoge © Harald Schröder

Jüdisches Leben in Frankfurt

Jüdisch in Frankfurt

Jüdisches Leben findet in Frankfurt seit fast 1000 Jahren statt. Lesen Sie in der Titelstory der Januar-Ausgabe, welche Menschen und Orte das jüdische Leben bis heute weiter und wieder prägen.
Jüdisches Leben ist seit Jahrhunderten in Frankfurt verankert, doch viele kennen weder Orte noch Menschen, die hier zu Hause sind und die unsere Stadt bereichern. „Besuchen Sie unsere Orte, besuchen Sie uns“, rief ein Mitglied der Jüdischen Gemeinde Frankfurt im November bei einer Demonstration gegen Judenhass. Uninformiertheit über geschichtliche Zusammenhänge und Berührungsängste, falsche Vorstellungen oder Fake News lassen sich ausräumen, wenn man sich die Geschichten unserer Mitmenschen anhört und die Orte aufsucht, die für ihre Kultur wichtig sind.

Jüdische Gemeinde Frankfurt zählt aktuell 7000 Mitglieder

Eins vorab: Diese Geschichte erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die hier vorgestellten Menschen und Orte stehen stellvertretend für das jüdische Leben in unserer Stadt, das sich schon um 1150 urkundlich belegen lässt. Bis 1933 hatte Frankfurt die zweitgrößte jüdische Gemeinde Deutschlands. 30 000 Juden lebten in der Stadt – 6,3 Prozent der Gesamtbevölkerung, bevor die Nationalsozialisten die Gemeinde zerschlugen und 12 000 Menschen in Konzentrationslager verschleppten und die meisten von ihnen töteten.

Wer konnte, verließ Deutschland so schnell es ging. Nach dem Krieg kamen 179 jüdische Mitbürger zurück und gründeten eine Gemeinde. „Wer ein Haus baut, will bleiben, und wer bleiben will, erhofft sich Sicherheit“, sagte einmal Salomon Korn, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt. Heute zählt die Gemeinde 7000 Mitglieder. Das jüdische Leben war und ist Teil der Identität Frankfurts. Die Erinnerungskultur und das aktive Leben sind überall sichtbar.



Rafael Herlich © Harald Schröder

Chronist Herlich: „Diese Kinder sind hier geboren, dieses junge Leben bedeutet Hoffnung“

Rafael Herlich ist ein Chronist. Er dokumentiert in seinen Fotografien seit über vier Jahrzehnten das jüdische Leben nicht nur in Frankfurt, sondern in ganz Deutschland. Die Bilder waren bereits in zahlreichen Ausstellungen zu sehen. Seine Arbeit ist auch eine Suche nach der eigenen Familie. Seine Großeltern, sein Onkel, sein Halbbruder – sie alle wurden in Konzentrationslagern umgebracht.

Herlich, 1954 in Tel Aviv geboren, verließ mit 21 Jahren Israel, angetrieben vom Wunsch, alles über seine Familie zu erfahren. In der Fotografie hat er ein Medium gefunden, denen, die nicht mehr da sind, näherzukommen. So fotografierte Herlich zum Beispiel acht jüdische Religionsschüler in Auschwitz. Sie blicken auf das Schild „Arbeit macht frei“. Er hat sie von hinten fotografiert. Warum, wurde ihm erst beim Abziehen des Fotos klar: „Ich habe unbewusst nach meinem Onkel gesucht und ihn von hinten gesehen.“ Herlich geht in Schulen, um jungen Menschen die Geschichten hinter seinen Fotos zu erzählen.

„Ich möchte aufklären.“ Er zeigt den Schülern dann auch ein Foto von seinen Großeltern Channa und Rafael. Noch bis Ende Januar ist seine Ausstellung „Jüdische Identitäten“ im Stadtkunstraum Frankfurt (Mainzer Landstraße 293) zu sehen. Herlich hat jüdische Kinder fotografiert: ein Mädchen, das Purim feiert, ein Junge bei seiner Bar Mizwa, der Großvater, der mit seinem Enkel zum Bahnhofsgleis geht, wo er als kleiner Junge Deutschland alleine verlassen hat. „Diese Kinder sind hier geboren. Dieses junge Leben bedeutet Hoffnung.“



© Jüdisches Museum

Jüdisches Museum Frankfurt war erstes seiner Art in der Bundesrepublik

Das Jüdische Museum Frankfurt wurde am 9. November 1988 als erste kommunale Gedächtniseinrichtung für deutsch-jüdische Geschichte und Kultur der Bundesrepublik Deutschland eröffnet. Drei Jahre nach der Wiedereröffnung des neuen Museumskomplexes am Bertha-Pappenheim-Platz feierte es 2023 seinen 35. Geburtstag. Mehr dazu in einem Gastbeitrag von Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt, in unserer Reihe „Demokratie gestalten“.



© Harald Schröder

Gedenkstätte Börneplatz erinnert an alle deportierten jüdischen Menschen aus Frankfurt

1984 beschließt die Stadt, auf dem Gebiet des ehemaligen jüdischen Viertels ein neues Stadtwerkezentrum zu bauen. Am Börneplatz stand einst eine der vier größten Synagogen, die am 9. November 1938 vollständig zerstört wurde. Die Jüdische Gemeinde regte daher an, im Zuge der Umgestaltung des Platzes eine Gedenkstätte zu errichten, die an die Deportationen der Frankfurter Juden erinnern soll. Während der Bauarbeiten für das Stadtwerkezentrum stieß man auf Hausfundamente und zwei Mikwen der Frankfurter Judengasse.

Die Stadtregierung wollte am Bauprojekt festhalten. Dies führte 1987 zu heftigem Protest: Es gab Demonstrationen gegen die Beseitigung der archäologischen Funde. Schließlich wurde ein Kompromiss geschlossen. Die Fundamente von fünf Häusern der ehemaligen Judengasse, zwei Ritualbäder und weitere archäologische Überreste wurden wiederhergestellt. Außerdem wurde ein Wettbewerb für eine Gedenkstätte ausgeschrieben, 1996 wurde die Gedenkstätte Börneplatz eröffnet.

Ihr Zentrum bildet der Fries auf der Außenmauer des Alten Jüdischen Friedhofs, dem ältesten der Stadt. Über 12 000 Namensblöcke erinnern an alle bekannten Frankfurter Opfer der Nationalsozialisten. Name, Geburts- und Todestag sowie der Deportationsort sind Druckstöcken gleich plastisch herausgearbeitet. Besucher können auf den Blöcken nach jüdischem Trauerritus Steine ablegen.



Majer Szanckower © Harald Schröder

Neuer Jüdischer Friedhof einzige aktive Ruhestätte der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt

In Frankfurt gibt es zwölf jüdische Friedhöfe. Majer Szanckower ist ihr Verwalter. Geboren wurde er 1947 in Berlin, von 1951 bis 1957 war er in einem Lager für „Displaced Persons“ in Föhrenwald nahe München. 1957 zog Szanckower nach Frankfurt. Wie kam er zu seiner Aufgabe? „In meinem ersten Leben war ich Zahntechnikermeister mit einem eigenen Betrieb. Wegen einer Krankheit musste ich meinen Beruf aufgeben.“

Szanckower war aber noch im Vorstand der Chewra Kadischa, der heiligen Beerdigungsbruderschaft, aktiv. Die Bruderschaft ist seit Jahrhunderten zuständig für Sterbebegleitung und rituelle Bestattungen in der Jüdischen Gemeinde und suchte eine Nachfolge für den Friedhofsverwalter, der 2000 in Rente ging. Sie fragten Szanckower und er sagte Ja. Seine Aufgaben sind umfassend: Zum einen ist er technischer Direktor des Neuen Jüdischen Friedhofs, der einzige noch aktive jüdische Friedhof, der der Jüdischen Gemeinde gehört und nicht Teil des Hauptfriedhofs ist.

Friedhofsverwalter Szanckower: „Es kommen weniger Besucher seit dem 7. Oktober“

Zum anderen achtet er bei der Bestattung auf die Einhaltung der jüdischen rituellen Vorgaben. Darüber hinaus ist er für die jüdische Pietät zuständig. „Wenn es einen Sterbefall gibt, werde ich benachrichtigt. Ich lade die Familie ein und wir besprechen alles, was mit der Bestattung einhergeht.“

Was hat sich seit dem 7. Oktober verändert? „Es kommen viel weniger Besucher auf den Friedhof, weil sie Angst haben, die Gräber ihrer Angehörigen zu besuchen.“ Auf die Frage, ob er sich unsicher fühlt, antwortet Szanckower: „Ich habe mich früher nicht unsicher gefühlt. Dieses Gefühl ist etwas Neues“, und fährt fort: „Packen wir die Koffer aus oder nicht – das war für uns Juden immer die Frage. Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich die Koffer ausgepackt habe. Mittlerweile sieht die Sache schon wieder etwas anders aus.“



© Harald Schröder

Weit verzweigtes Denkmal in Frankfurt: Die Stolpersteine

Seit 20 Jahren verlegt die Initiative Stolpersteine in Frankfurt Betonquader, auf deren Oberseite eine Messingplatte verankert ist. Auf diesen Platten werden die Namen und Daten von Menschen eingeschlagen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Die Quader werden am letzten frei gewählten Wohnort der Menschen in das Pflaster eingelassen. Rund 1950 Stolpersteine sind in Frankfurt bisher verlegt worden.

Ins Leben gerufen hat das Projekt der Künstler Gunter Demnig: „Auf dem Stolperstein bekommt das Opfer seinen Namen wieder, jedes Opfer erhält einen eigenen Stein - seine Identität und sein Schicksal sind, soweit bekannt, ablesbar. Durch den Gedenkstein vor seinem Haus wird die Erinnerung an diesen Menschen in unseren Alltag geholt. Jeder persönliche Stein symbolisiert auch die Gesamtheit der Opfer, denn alle eigentlich nötigen Steine kann man nicht verlegen.“

Mindestens zweimal im Jahr werden die Stolpersteine durch sogenannte Putzpaten gereinigt - zum jüdischen Holocaust-Gedenktag „Yom HaShoah“ (im April oder Mai mit wechselndem Datum) und zum 9./10. November. Die Arbeit der Initiative ist ehrenamtlich. Wer eine Patenschaft für einen Stolperstein übernehmen möchte, wendet sich an die Initiative. Diese bietet außerdem zehn Rundgänge durch Frankfurter Stadtteile an, in denen Stolpersteine verlegt wurden. Weitere Informationen finden Sie hier.



David und James Ardinast (v. li.) © Harald Schröder

Frankfurt trifft Tel Aviv: „Bar Shuka“ unter anderem mit levantinischen Gerichten

New Tel Aviv Cuisine bieten James und David Ardinast in ihrer „Bar Shuka“ im Frankfurter Bahnhofsviertel. „Die Küche ist ein Konglomerat aus levantinischen Gerichten, Erinnerungen an Rezepte der jüdischen Großeltern und kulinarischen Moden mit Frankfurter Einflüssen“, erklärt James Ardinast. Die Brüder sind in der Szene keine Unbekannten, die „Bar Shuka“, die 2018 eröffnete, ist ihr viertes Gastro-Projekt.

„Die Situation seit dem 7. Oktober ist für uns belastend, auch wenn wir zum Glück kaum persönlich mit Hass konfrontiert werden. Allerdings haben wir einen Judenstern entdeckt, der vor unseren Laden gekritzelt wurde. Dann haben wir gesehen, dass auch auf der Straßenseite gegenüber Judensterne gekritzelt wurden. Das kennen wir so nicht. Das ist neu.“ James Ardinast, der in Frankfurt geboren und aufgewachsen ist, findet Frankfurt zwar multikulturell, aber in den 80er- und 90er-Jahren habe es eine größere Offenheit gegeben.
„Wir bewegen uns leider viel zu stark in unseren Bubbles“, meint er. Dabei müsse man gemeinsam gegen Hass und Diskriminierung zusammenstehen. Vor einigen Wochen wurde seine Tochter geboren. „Da habe ich ganz deutlich gespürt: Jeder Mensch kommt gut auf die Welt. Das ist Hoffnung, Hoffnung in die Menschheit.“



Elisa Klaphek © Harald Schröder

Rabbinerin Elisa Klaphek: Irgendwann musste ich mir eingestehen, dass ich ein religiöser Mensch bin“

Elisa Klapheck ist Rabbinerin des „Egalitärer Minjan“, einer Synagogengemeinschaft der liberalen Jüdinnen und Juden in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt. Minjan bedeutet zehn gezählte Personen – in der jüdischen Tradition ist das die Mindestzahl für eine Gemeinde. Egalitär heißt, dass Männer und Frauen gleichberechtigt gezählt werden. Klapheck wurde in Düsseldorf geboren. Wie wurde sie Rabbinerin? Das sei weniger ein einzelnes Ereignis gewesen, vielmehr war es ein Prozess: „Irgendwann musste ich mir eingestehen, dass ich ein religiöser Mensch bin.“

Klapheck hat Rechtswissenschaft und Politologie studiert und als Journalistin gearbeitet. „Ich bin ein sehr intellektueller Mensch, meine Religiosität geht stark über den Text, über die Tora. hinaus. Mich interessiert, was Rabbiner dazu gesagt haben und wie das ausgelegt wird. Nicht weil es alt und archaisch ist, sondern weil sich so viele Menschen damit beschäftigt haben. Welche aktuellen Botschaften für uns können aus der Tora abgeleitet werden. Freunde sagten mir irgendwann, dass ich viel präsenter bin, wenn ich über Tora-Themen rede.“

In der Synagogengemeinschaft „Egalitäre Minjan“ sind Männer und Frauen gleichberechtigt

Klapheck wohnte zu dieser Zeit, in den 90er-Jahren, noch in Berlin und fing an, sich in der Jüdischen Gemeinde zu engagieren und für eine Erneuerung einzusetzen. „Dazu gehörte für mich von vornherein die Gleichberechtigung der Frau.“ Offenbar hatte sie den richtigen Moment gewählt: „Es gab auch andere, die das wollten. In Frankfurt wurde der Egalitäre Minjan gegründet, in Berlin etwas Vergleichbares.“ Neben dem Tora-Studium hat Klapheck dann die Rituale gelernt. Parallel dazu wurde der Nachlass von Regina Jonas in einem Archiv in Ostdeutschland entdeckt.

Jonas war die erste Rabbinerin der Welt und völlig vergessen, lange Zeit wurde die US-Amerikanerin Sally Priesand dafür gehalten. Ihr Rabbinats-Diplom hatte Jonas am 27. Dezember 1935 in Offenbach erhalten. Klapheck wurde gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, ein Buch über die Rabbinerin zu schreiben. Sie konnte. 2004 wurde sie selbst zur Rabbinerin ordiniert und ist heute liberale Rabbinerin in der Jüdischen Gemeinde und Mitglied der Allgemeinen Rabbinerkonferenz.



TuS Makkabi Frankfurt © Makkabi Frankfurt

Fußballverein Makkabi Frankfurt setzt sich für Demokratie und Völkerverständigung ein

Der jüdische Sportverein ist mit über 4000 aktiven Mitgliedern einer der größten Vereine Frankfurts. Die Philosophie von Makkabi ist, religionsübergreifend und unabhängig von der Herkunft für demokratische Werte und Völkerverständigung einzustehen. Seit 1965 ist Makkabi Teil der Frankfurter Sportlandschaft und wurde zunächst als Anlaufpunkt für talentierte jüdische Fußballer gegründet. Hierbei stand nicht nur der Sport im Vordergrund, sondern vielmehr die Etablierung eines eigenständigen jüdischen Lebens in Deutschland.

Über die Jahrzehnte ist Makkabi gewachsen und bietet heute ein breitgefächertes Programm in über 27 Abteilungen, wie zum Beispiel Boxen, Fußball, Capoeira, Judo, Golf, Schach, Tennis oder Yoga. Es gibt verschiedene Events, wie die Poker Night oder die Chanukka Gala. In den Schulferien bietet der Verein Feriencamps für Kinder und Jugendliche an. Der Begriff „Makkabi“ leitet sich vom Namen des in der Erinnerung unsterblichen Helden der jüdischen Geschichte, Yehuda Maccabi, ab.

Der Verein möchte allen Menschen unabhängig ihrer finanziellen Situation die Möglichkeit geben, am Sportangebot teilzunehmen. Daher können diejenigen, die nicht so viel Geld haben, einen persönlichen Mitgliedsbeitrag vereinbaren. Außerdem fördert Makkabi den Inklusionssport: Aktuell werden Blinden- und Rollstuhltennis sowie Tennis für Menschen mit einer geistigen Behinderung angeboten. Weitere Infos zum Verein und dem Programm finden Sie hier.



Foto aus der Ausstellung © Kurt Lamm

75-jähriges Bestehen der Jüdischen Gemeinde Frankfurt

Im vergangenen Jahr feierte die Jüdische Gemeinde Frankfurt das 75. Jubiläum ihrer Wiederbegründung nach der Schoa. Nachdem Frankfurt am 29. März 1945 durch die US-Armee befreit worden war, wurde im Juli 1945 der aus Theresienstadt zurückgekehrte Rabbiner Leopold Neuhaus von der amerikanischen Militärregierung mit der Gründung einer Jüdischen Gemeinde beauftragt. Nach der NS-Zeit waren nur noch wenige der einst in Frankfurt lebenden Juden am Leben.

Sie zählten zu den Gründervätern und -müttern der Jüdischen Gemeinde Frankfurt; überwiegend waren dies jedoch polnische Überlebende des Holocaust. Sie waren zunächst in so genannten DP-Camps untergebracht – wie zum Beispiel in dem nahe Frankfurt gelegenen DP-Camp Zeilsheim. Im Januar 1947 wurde der erste ordentliche Gemeindevorstand gewählt, und am 1. Februar 1948 gab sich die Jüdische Gemeinde Frankfurt ihre erste Nachkriegssatzung.

Ausstellung „Auf Leben. 75 Jahre Jüdische Gemeinde Frankfurt“ noch bis 26. Mai

1949 hat die Gemeinde den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts angenommen und zählte zu diesem Zeitpunkt rund 800 Mitglieder. Heute zählt die Gemeinde rund 6500 Mitglieder. Mit der Ausstellung „Auf Leben. 75 Jahre Jüdische Gemeinde Frankfurt“ wird die Geschichte der Frankfurter Jüdinnen und Juden nach 1945 im Ignatz Bubis-Gemeindezentrum multimedial erzählt. Die Jüdische Gemeinde setzt mit diesem Projekt die größte Ausstellung in eigener Regie seit ihrem Bestehen um.

„Die Ausstellung wurde zweieinhalb Jahre wissenschaftlich vorbereitet und selbst kuratiert“, erklärt Marc Grünbaum, Vorstand der Jüdischen Gemeinde. Der Ausstellungstitel „Auf Leben“ lehnt sich an den verbreiteten Trinkspruch „L’Chaim“ (hebräisch: Auf das Leben) an. Gezeigt werden u.a. Exponate und Fotos aus Privatarchiven, Archivmaterial des HR sowie Interviews mit Zeitzeugen. Die Ausstellung ist noch bis 26. Mai zu sehen, montags bis donnerstags und sonntags, von 10 bis 18 Uhr.



Noga Hartmann © Harald Schröder

Frankfurter Schule mit jüdischem Profil: Die I. E. Lichtigfeld-Schule

Die I. E. Lichtigfeld-Schule mit 700 Schülerinnen und Schülern ist eine staatlich anerkannte Ersatzschule in Trägerschaft der Jüdischen Gemeinde Frankfurt mit Grundschule und Eingangsstufe sowie einem Mittelstufengymnasium mit Förderstufe und einer gymnasialen Oberstufe.

„Die Besonderheit unserer Schule ist unser jüdisches Profil, das gelehrt und gelebt wird. Zusätzlich sind wir eine musikalische Grundschule. Das jüdische Jahr wird mit all seinen Festen und Gedenktagen mit Feiern, Projekttagen und Events begangen. Jüdische Werte wie zum Beispiel Tikkun Olam (Heilung der Welt) und Nächstenliebe, nicht nur im Judentum, werden geübt“, erklärt Schulleiterin Noga Hartmann

Sie fährt fort: „Alles was für öffentliche Schulen gilt, ist für uns als staatlich anerkannte Schule ebenfalls relevant. Um die vielschichtigen Facetten des jüdischen Profils zu vermitteln und zu erleben, fließen in unsere Unterrichtsstunden Inhalte aus dem Judentum mit ein.“ Ihre Aufgabe als Schulleiterin empfindet Noga Hartmann als vielfältig und spannend. „Neben Schulentwicklung und Pflege der Kontakte unserer Schule, bringen wir verschiedene Generationen zusammen. Innerhalb der Schule möchte ich die familiäre und herzliche Atmosphäre sowie das Vertrauensverhältnis zu den Eltern bewahren.“

Klasse „Kitat Shalom“ für Kinder aus israelischen Familien eingerichtet

Die Ereignisse des 7. Oktober 2023 haben die Schulgemeinschaft erschüttert und fassungslos gemacht. „Im Zuge der Ereignisse sind die gestrandeten und geflohenen Schülerinnen und Schüler israelischer Familien, zum Teil ehemalige Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, bei uns in der Schule aufgenommen worden. Wir haben 35 Schulkinder aus Israel aufgenommen. Für die 21 Grundschüler haben wir zunächst eine altersgemischte, nicht deutschsprachige Klasse eingerichtet.

Diese Klasse heißt ‚Kitat Schalom‘ (‚Klasse des Friedens‘). Dort gab es für die Kinder ein Grundprogramm in hebräischer Sprache. Die Kinder, die Deutsch sprachen, konnten wir gleich in den regulären Klassen unterbringen. Im Gymnasium wurden die Kinder sofort in Regelklassen integriert.“ Mittlerweile seien 21 Kinder mit ihren Familien nach Israel zurückgekehrt und die übrigen 14 Kinder der Grundschule besuchen nun alle ebenfalls Regelklassen an der Schule.

Info
Erleben Sie zusammen mit Sascha Stefan Ruehlow eine spannende Führung zum Thema Judentum in Frankfurt. Erfahren Sie mehr über Geschichte und Lebensweise Frankfurter Juden, inklusive des Besuchs im neu gestalteten Museum Judengasse. Alle Informationen finden Sie hier.
 
Fotogalerie:
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29. Januar 2024, 16.30 Uhr
Jasmin Schülke
 
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. – Mehr von Jasmin Schülke >>
 
 
 
 
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