Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: hen
Foto: hen

Gleichberechtigte Ehe für alle

Amerikanischer LGBTIQ-Aktivist in Frankfurt

Am 19. Oktober kam der amerikanische Aktivist Evan Wolfson, der für die Rechte von Schwulen und Lesben eintritt und „Freedom to Marry“ gegründet hat, für eine Diskussion zum Thema Ehe ins English Theatre.
Rund 50 Interessierte fanden sich am Abend des 19. Oktobers in der James Bar des English Theatre ein, um den Worten von Evan Wolfson, amerikanischer Aktivist von LGBTIQ (lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, transsexuelle, intersexuelle und queere Menschen) und Präsident der 2003 gegründeten Initiative „Freedom to Marry“ (Foto rechts) zu lauschen. Seit über 32 Jahren engagiert sich der US-Amerikaner für die rechtliche Gleichstellung von Schwulen und Lesben, insbesondere für die Möglichkeit, eine vor dem Gesetz und in der Gesellschaft gleichwertige Ehe eingehen zu können. Im Juni diesen Jahres bestätigte der Supreme Court dieses Anstreben.

„Es geht nicht darum, heiraten zu dürfen. Es geht darum, die Freiheit zu haben, sich überhaupt dafür oder dagegen entscheiden zu können“, erklärt Wolfson auf der Veranstaltung, die vom English Theatre und dem US-Generalkonsulat Frankfurt gemeinsam organisiert wurde. Der im Jahr 2004 vom Time Magazin als einen der einflussreichsten Menschen der Welt ausgezeichnete Aktivist resümierte die Strategie, mit der über Jahre hinweg zum Finale hingearbeitet wurde – der Möglichkeit für Schwule und Lesben in den ganzen USA zu heiraten: Bedingt durch das andere Rechtssystem wäre es das Ziel gewesen, in immer mehr Bundesstaaten die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu ermöglichen, um schließlich den Supreme Court zum Handeln zu zwingen. „Auch Rückschläge sind dabei gewesen, die uns am Ende aber nur stärker gemacht haben“.

Der Kampf um gleiche Rechte für die LGBTIQ-Community geht dabei bis auf Stonewall zurück, als vor 40 Jahren die Schwulen und Lesben, angeführt von Drag Queens, sich gegen die Willkür von Staat, Polizei und Gesellschaft auflehnten. Über die Jahre hinweg sei der Zuspruch für die Gleichberechtigung gewachsen. „Was die Ehe angeht, so liegen wir weit vor Deutschland, jedoch nicht, wenn es um Diskriminierung im Alltag, auf der Arbeit oder in Geschäften geht – hierfür gibt es keinerlei staatenübergreifende Gesetzesgrundlage“, erläutert der 2012 gemeinsam mit Präsident Barack Obama mit der Medal of Dsistinction ausgezeichnete Wolfson.

In den Medien wurde der Fall der Beamtin Kim Davis, die sich weigerte, gleichgeschlechtlichen Paaren die Heiratsurkunde auszustellen und deshalb in Beugehaft genommen wurde, viel diskutiert, jedoch „gilt es, solch ein Verhalten als Ausnahme zu bezeichnen. 95,5 Prozent der gewünschten Eheschließungen können ohne Probleme umgesetzt werden“. Die Verweigerung der Möglichkeit der Eheschließung für gleichgeschlechtliche Paare sieht Wolfson als Verletzung der Menschenrechte.

Der LGBTIQ-Aktivist konnte gemeinsam mit seiner Organisation rund 379 der bedeutendsten Unternehmen in der USA für seine Sache gewinnen. Ohne diese Unterstützung wäre der Politik die Tragweite dieser Entscheidung immer noch nicht richtig klar gewesen, so Wolfson. So konnte er den Abgeordneten aufzeigen, dass sie durch die Ablehnung des Antrags in der Vergangenheit Teile ihrer eigenen Bevölkerung diskriminiert haben. Hier müsse Deutschland ansetzten und nicht die extreme Pro- bzw. Contra-Seite pushen, sondern den Unentschlossenen ihren Anspruch und das Recht auf Gleichbehandlung verdeutlichen, „das wichtigste Mittel bei all dem ist Konversation. Es bedarf auch nicht tausender von Aktivisten, sondern viel mehr einer Strategie und engagierten Mitstreitern“. Sein nächstes Ziel sei nun ein ebenfalls in den kompletten USA gültiges Antidiskriminierungsgesetz durchzusetzen.

Von deutscher Seite knüpft hier der ebenfalls anwesende Journalist und einer der Koordinatoren von #EheFürAlle Dirk Ludigs (Foto links) an. Er plane mit seinem Team in Zukunft sich in Deutschland für die Gesetzesänderung verstärkt einzusetzen. Zwar müsse, bedingt durch das hiesige Rechtssystem, anders Vorgegangen werden, "aber sobald Parteien merken, dass sie Wählerstimmen verlieren, weil sie sich weigern, uns dieses Menschenrecht zuzusprechen, dann werden sie auch reagieren".

Ludigs betonte nochmals, dass "wir in Deutschland keine Ehe für gleichgeschlechtliche Paare haben, sondern lediglich eine eingetragene Lebenspartnerschaft". Letztendlich bedeute dies zum Beispiel, sollten Kinder von einem Partner mit in die Lebenspartnerschaft gekommen sein, der leibliche Elternteil sterben, würde der andere Partner nicht automatisch das Sorgerecht erhalten. Die Menschen sollten sich viel mehr Gedanken darum machen, dass Kinder aus so genannten Regenbogenfamilien nicht durch die Gesellschaft selbst stigmatisiert seien, sondern dadurch, dass der Staat es nicht ermögliche, dass ihre Eltern eine Eheschließung vollziehen könnten – das räume ihnen automatisch eine Sonderstellung ein.

Wolfson schloss die Veranstaltung mit Worten, die dem sonst so fortschrittlich, liberal und menschenrechtsachtenden Deutschland zu denken geben sollten. „Wenn das römisch-katholische Irland und sogar der erzkonservative Staat Texas die Freiheit der Ehe für alle umsetzen können, dann kann Deutschland das auch“.
 
20. Oktober 2015, 11.50 Uhr
hen
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Stadtleben
Die Hochschule für Gestaltung Offenbach stellt ihr neues Konzept für die Höchster Porzellanmanufaktur in Frankfurt vor.
Text: Jasmin Schülke / Foto: HfG-Präsident Bernd Kracke, Ministerpräsident Boris Rhein und André Haase von der Höchster Porzellanmanufaktur begutachten den hessischen Löwen, der aus seiner Form gelöst wird (von links). © red
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
3. Mai 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Low500
    Lotte Lindenberg | 21.30 Uhr
  • Fischer-Z
    Colos-Saal | 20.00 Uhr
  • Witch'n' Monk
    Kreativfabrik Wiesbaden | 20.00 Uhr
Nightlife
  • Fifty/Fifty - Die Party für Best Ager
    Centralstation | 20.30 Uhr
  • La Grande Fortuna
    Fortuna Irgendwo | 22.00 Uhr
  • Electric Grooves
    Tanzhaus West | 23.00 Uhr
Klassik / Oper/ Ballett
  • L'Italiana in Londra
    Oper Frankfurt | 19.30 Uhr
  • Siegfried Jung und Susanne Endres
    Casals Forum | 19.00 Uhr
  • Ulrich Tukur und das hr-Sinfonieorchester
    Alte Oper | 20.00 Uhr
Theater / Literatur
  • Freies Wort – Freies Europa?
    Literaturhaus Frankfurt | 19.30 Uhr
  • Das Kind in mir will achtsam morden
    Wasserburg | 20.00 Uhr
  • Gifted3
    Gallus Theater | 20.00 Uhr
Kinder
  • Schirn Studio. Die Kunstwerkstatt
    Schirn Kunsthalle Frankfurt | 17.00 Uhr
  • Lichtspielplatz
    DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum | 11.00 Uhr
  • Pop Up-Technothek – MINT zum Anfassen
    KiBi – Zentrale Kinder- und Jugendbibliothek | 15.00 Uhr
Freie Stellen