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Die zweite Generation

Fast bis zum letzten Platz besetzt war die gestrige Diskussion auf der Studiobühne des Mousonturms: Die Autorinnen Lizzie Doron und Ute Scheub diskutierten im Hessischen Literaturforum darüber, was es heißt, 'nachgeboren' zu sein. Lizzie Doron, 1953 in Tel Aviv geboren, ist die Tochter zweier Holocaust-Überlebender. Und Ute Scheub, 1955 in Tübingen geboren, ist die Tochter eines Nazis. Sie veröffentlichte zuletzt "Das falsche Leben. Eine Vatersuche", in dem sie ihre Suche nach der eigenen Geschichte, der eigenen Vergangenheit beschreibt. Ihren Vater hat Scheub nie wirklich kennen gelernt, da er nie über sich und seine Kriegsgergangenheit sprach. Als sie 13 Jahre alt war, brachte er sich selbst öffentlich um. Das Schweigen hat sie mit Doron gemein: Auch ihre Mutter sprach nicht über ihre Flucht aus Deutschland. Auch Doron begann eines Tages schreibend, die unausgesprochene Geschichte aufzuarbeiten.

Moderiert von dem Übersetzer Eldad Stobezki sprachen die beiden Autorinnen darüber, was es heißt, die zweite Generation zu sein, als Töchter von Opfern oder Tätern aufzuwachsen. Es entwickelte sich eine höchst anregende Diskussion auch mit dem Publikum, über Verwicklungsprozesse in Familien- und Weltgeschichte und die Ausbruchsversuche familiärer Prägung. So setzt sich Scheub, die 1979 die taz mitbegründete, ihr Leben lang für Toleranz und Frieden ein. Bis in die Partnerwahl scheint die Prägung hinein zu reichen: Auf die Frage einer Zuhörerin sagte Scheub, sie habe stets möglichst dunkle Männer bevorzugt. Doron dagegen sagt, ihre Mutter habe sie stets angehalten, sich einen blonden, blauaugigen Mann zu suchen - wenn die Deutschen dann kämen, ihr Werk zu vollenden, würde es ihnen schwer fallen. Und tatsächlich ist Doron nun mit einem blonden Mann zusammen.

Anlass der Veranstaltung war im übrigen die Stadt Tel Aviv, die in diesem Jahr 100 Jahre alt wurde, die überaus fruchtbare Idee der Zusammenführung der Autorinnen stammte von Moderator Stobezki. Es war wirklich wunderbar zu sehen, wie sich die beiden Frauen im Gespräch einander annäherten, die heitere Doron, die ihre harte Geschichte klug reflektierte und sie mit zahlreichen Scherzen ausstaffierte, und die ebenfalls sehr überzeugend und intelligent argumentierende Scheub. Am Ende umarmten un dküssten die beiden Frauen sich herzlich, ein berührender Moment.
 
18. März 2009, 11.02 Uhr
esther boldt
 
 
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