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Die Rumänen kommen

Mit einem großen Festkonzert in der Alten Oper sind die diesjährigen Kulturtage der Europäischen Zentralbank (EZB) eröffnet worden.
Da sind sie nun, die Rumänen. Mit großem Gepäck sind sie angereist, denn ihrem Land sind die diesjährigen Kulturtage der EZB gewidmet. Zur Eröffnung spielte das Nationale Rundfunkorchester Rumänien auf, mit nicht weniger als ihrem Nationalkomponisten George Enescu auf dem Programm, den sie zu Recht in eine Reihe mit Beethoven stellten.

Drei Wochen lang dürfen sich die Frankfurter nun mit rumänischer Hochkultur verwöhnen lassen, man hat aus den Sparten Musik, Tanz und Theater, Literatur, Film und Kunst ― ergänzt um ein Kinderprogramm ― das Beste mitgebracht, was das Land zu bieten hat. Und während man beim klassischen Konzert zur Eröffnung keine Risiko einging, so darf man sich im Verlauf der Kulturwochen auch auf das moderne, kritische, spöttische und nach vorne gewandte Rumänien freuen, etwa in Gestalt des klugen Romanciers Mircea Cartarescu, des bedeutenden, interkulturell versierten Jazz-Pianisten Harry Tavitian oder des jungen rumänischen Kinos, das in den letzten Jahren international für Furore sorgte.

In seiner Begrüßung unterstrich EZB-Präsident Jean-Claude Trichet, wie sehr es ihm und seinen Mitarbeitern ein Anliegen sei, sich mit dieser jährlich stattfindenden Reihe für die europäische Kultur einzusetzen, die die vielleicht wichtigste Grundlage für das Selbstverständnis Europas darstelle. (Womit sich ein kleines Wortspiel aufdrängt: Die Hüter der Gemeinschafts-Währung pflegen die wichtigste Währung Europas, die gemeinsame Kultur.) Da nun trotz EZB-Assoziation nirgendwo das Wort „Euro“ im Zusammenhang mit Rumänien fällt, darf man mit uneingeschränkter Freude auf die drei anstehenden Wochen blicken, in denen sich das interessierte Publikum, unter das sich ganz sicher auch viele der über 2000 rumänischen Ex-Pats in Frankfurt mischen werden, mit der Kultur des jüngsten EU-Mitgliedes etwas bekannter machen. Am östlichen Ende unseres europäischen Horizontes liegt dieses gerade im alten Westen noch weithin unbekannte und meist nur mit gepflegtem Desinteresse bedachte Land, das doch so viel mehr zu bieten hat als die alten Klischees (Korruption, Straßenkinder, deutsche Minderheit).

Die Rumänen beeindrucken aktuell gerne mit Extremen zwischen Jubel („Wir sind Literatur-Nobelpreis!“) und Depression (Regierungskrise, bedrohliche Kreditklemme). Dabei sind sie doch eine alte europäische Kulturnation, die sich immer als Brücke zwischen Orient und Okzident verstand, dem Westen sehr zugetan, und die jetzt, nach Jahrzehnten kommunistischer Verwüstungen, eine neue, in Europa wohlwollend akzeptierte Rolle als das EU-Land anstrebt, das im Osten die Grenze zu den postsowjetischen Staaten und im Süden zum Balkan bildet und das aus alter historischer Erfahrung ein neues Modell für das friedliche Zusammenwohnen von Volksgruppen innerhalb eines Nationalstaates werden kann.

Und das Konzert selbst? Keine Überraschungen an diesem Abend. Das Rundfunkorchester unter der Leitung von Cristian Mandeal spielte so selbstbewusst auf, wie George Enescu (1881 bis 1955) komponierte. Vom modernen, individuellen Ausdruck des späten Enescu war allerdings nichts zu hören. Man blieb mit der 1903 komponierten Orchestersuite Nr. 1 in C-Dur auf sicherem spätromantischem Terrain irgendwo zwischen Wagner und Mahler, garnierte das Konzert mit paganinihafter Kammer-Virtuosität in Form der Rumänischen Capricen für Violine und Orchester und schloss mit der Rumänischen Rhapsodie Nr. 1 in A-Dur.

Die entpuppte sich als Sonntagnachmittagkonzertmusik mit volkstümlichen Einschlag, die so klang wie das Klischee von einem Nationalkomponisten, die aber immerhin mit schmissiger Ciocarlia- Blechfanfare für Stimmung sorgte. Der filigran und virtuos aufspielende Solist der Capricen, Gabriel Croitoru, konnte die ziellos dahinplätschernden Sätze auch nicht in eine spannende Form bringen, während Beethovens solide und risikofrei vorgeführtes Trippelkonzert op. 56 zu keiner interpretatorische Offenbarung verhalf.
Man spielte unter dem kenntnisreichen Dirigat von Mandeal engagiert und untereinander sehr gut harmonierend, trotzdem blieb der Klang des Orchesters eher matt und in den Tutti-Stellen zum Teil etwas undifferenziert. Herrschaftliche Klassik, schwelgende Romantik – das können auch die Rumänen! Das Publikum in dem fast vollbesetzten Großen Saal der Alten Oper dankte mit langem, begeistertem Applaus. Und zumindest der Name George Enescu sollte nun jedem Frankfurter geläufig sein. (lé)
 
23. Oktober 2009, 10.04 Uhr
red
 
 
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