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Dem Steinmetz über die Schulter geschaut

Nicht nur Besuchern und Touristen bleibt der vollständige Anblick des Domturms wegen seiner Umhüllung verborgen – auch Neufrankfurter, die nach 2000 in die Stadt gezogen sind, kennen den gotischen Westturm der Sankt Bartholomäuskirche nur teilweise mit Bauplane umhüllt. Gerade zum Mainfest an diesem Wochenende werden sich wieder viele Menschen fragen, welche Arbeiten eigentlich schon seit acht Jahren in windigen Höhen an dem Bauwerk vollzogen werden. Dombaumeister Robert Sommer erläutert die Maßnahmen (Foto links) auf einem Rundgang.


Der Domturm wurde 1415 als letzter Teil der gotischen Stiftskirche begonnen und ersetzte das alte Doppelturmpaar der romanischen Vorgängerkirche. Frankfurt wollte damals als freie Reichsstadt anderen Städten wie Köln, Straßburg, Ulm oder Freiburg nicht nachstehen, die ihre gotischen Großkirchen und Turmbauten bereits vollendet hatten. 1429, als gerade die Eingangshalle des Domturms mit einer Decke geschlossen war, starb jedoch der Baumeister Madern Gerthener, der auch bereits die Alte Brücke und den Eschenheimer Turm errichtet hatte. Erst 100 Jahre und 11 Baumeister später wurde der Turmbau vorläufig abgeschlossen.


Nach diversen Arbeiten an der Turmhaube, die im Lauf der Jahrhunderte nach verschiedenen Baustilen ausgestaltet worden war, griff am 15. August 1867 ein Gaststätten-Brand von der Pfarrgasse auf den Dom über. 1869 erhielt der Regensburger Dombaumeister Franz Joseph Denzinger den Auftrag, das brandgeschädigte Gemäuer abzutragen und das Dachgestühl samt Turm in seiner spätgotischen Bauweise wieder zu errichten. Seit 1875 ragt der Turm 95 Meter über den Main und die Stadt, so wie wir ihn heute kennen.


Im zweiten Weltkrieg blieb der Sakralbau bis auf einige wenige Einschusslöcher von Zerstörung verschont. Kleinen Ausbesserungsarbeiten 1955 folgte von 1972 bis 1977 eine große Sanierung nach den damals neuesten Erkenntnissen der Zeit. „Mineros“ hieß das Zauberwort, ein Mörtel, der in Formen gegossen als Steinersatz diente und bis in alle Ewigkeit der Witterung standhalten sollte. Die Ewigkeit währte jedoch nur 20 Jahre: 1997 platzten erste Teile aus der Fassade und stürzten in die Tiefe. Als 1998 zusätzliche ein Blitz in eine Kreuzblume der Turmornamentik einschlug, war eine neuerliche Sanierung unausweichlich.


Seit dem Jahr 2000 sind nun Spezial-Firmen mit der Rekonstruktion des Turms beschäftigt. Zierstücke müssen in Werkstätten aus dem roten Mainsandstein nachgefertigt und vor Ort mit Dübeln und Mörteln ins Mauerwerk eingepasst werden. Profile werden aus dem Stein gearbeitet, Fugen und Risse ausgebessert, der Bestand von schwarzer Patina gereinigt, die den Stein am atmen hindert. Allein das Erstellen der Planunterlagen mit Fotos vom Hubschrauber und Baukränen aus kostete noch vor der Einrüstung 200.000 Euro. Die 12 Steinmetze, die ihre Arbeit in rund 40 Metern Höhe auf Bohlen, Lochblechen und durchsichtigen Gerüstböden verrichten, nehmen es gelassen. Geduldig schleifen und meißeln sie in größter Hitze, der Staub und die Höhe können ihnen nichts anhaben, das kleine Radio hängt rot verstaubt im Mauerwerk.


Der erste Bauabschnitt, die Kuppel, wurde 2002 fertig gestellt, das Oktogon-Geschoss 2006. Bis Mitte 2009 sollen die letzten 40 Meter des Turms vollständig saniert sein. Nach aktueller Kalkulation werden die Gesamtkosten bei 10,2 Millionen Euro liegen. Bauherr ist übrigens nicht etwa die katholische Kirche, sondern die Stadt: Da der Dom seit dem Reichsdeputationshauptschluss im Jahr 1803 als eine von acht Dotationskirchen säkularisiert wurde, ist die Stadt als Besitzer zuständig für dessen Erhalt. Damit sich Bürger und Touristen auch von der Kunstfertigkeit des Bauwerks aus nächster Nähe überzeugen können, soll nach dem Willen der CDU-Fraktion im Römer der Turm nach seiner Fertigstellung auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.


Bilder vom Domrundgang finden Sie in unserem Blog unter:

 
3. August 2008, 19.25 Uhr
jan-otto weber
 
 
Fotogalerie:
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