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Covid-19

Viele Baustellen, zu wenige Kontrollen

Laut der Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt (IG BAU) wird auf Frankfurter Baustellen nicht ausreichend auf die Hygiene- und Abstandsregeln geachtet. Doch Kontrollen finden nur stichprobenartig statt. Wie hoch die Zahl der Verstöße wirklich ist, bleibt unklar.
Am Donnerstag gab Fraport bekannt, dass auf der Terminal-3-Baustelle am Frankfurter Flughafen insgesamt 17 Arbeiter positiv auf Covid-19 getestet wurden. Nachdem eine Infektion bei einem Arbeitnehmer festgestellt wurde, habe die Fraport-Ausbau-Süd GmbH (FAS) „unmittelbar und proaktiv“ das Gesundheitsamt in Frankfurt und weitere zuständige Gesundheitsämter kontaktiert. So sei es möglich gewesen, alle direkten Kontaktpersonen zu erfassen und auf Covid-19 zu testen; diese befänden sich nun nicht mehr auf der Baustelle.

Weitere Auftragnehmer wurden negativ getestet, man stimme mit den zuständigen Gesundheitsämtern aktuell das weitere Vorgehen ab. Von den direkt betroffenen Unternehmen verlange die FAS bei den negativ getesteten Mitarbeitern einen zweiten Test nach sieben Tagen oder eine 14-tägige Quarantäne ab Vorliegen des ersten Testergebnisses. Laut Fraport werden an den Baustellen am Frankfurter Flughafen alle behördlichen angeordneten Maßnahmen umgesetzt. Man kommuniziere diese an relevanten Stellen über Plakate und habe die Reinigungsintervalle Aufenthaltsräumen, Toiletten, Waschräumen erhöht.

IG BAU: „Keine Waschbecken mit fließendem Wasser“

Am selben Tag, kurz vor Bekanntwerden der Corona-Fälle am Frankfurter Flughafen, bemängelte die Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt (IG Bau) in einem Schreiben, dass auf den Baustellen in Frankfurt generell nur noch wenig auf die Corona-Vorgaben geachtet werde. So gebe es häufiger Verstöße gegen die Hygiene- und Abstandsregeln. „Viele Baufirmen nehmen die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus auf die leichte Schulter. Das ist fatal“, so der stellvertretende Bezirksvorsitzende der IG BAU Rhein-Main, Bruno Walle. Viele Bauunternehmen blendeten die Gefahr einer Infektion mit dem Covid-19-Virus inzwischen einfach aus. Häufig sei es den Mitarbeitenden in Ermangelung von Waschbecken mit fließendem Wasser nicht möglich, sich die Hände zu waschen. In den Mittagspausen hielten sich die Arbeiter zu dicht beieinander auf. Auch Sammeltransporte in Bullis fänden wie gewohnt statt; die Arbeitgeber müssten den Arbeitnehmern jedoch Einzelfahrten ermöglichen.

Oliver Skerbs, Geschäftsführer des Baustellenkoordinationsunternehmens Gefas, das aktuell über 300 Baustellen betreut, und unter anderem beim Bau des Skyline Plaza und der Elbphilharmonie in Hamburg tätig war, beobachtet aktuell eher wenige Verstöße „Der überwiegende Großteil sieht gut aus. Dort gibt es kaum Verstöße und es sieht aus, wie es aussehen sollte“, so Skerbs. Wenn ihnen bei einer Kontrolle Verstöße auffielen, versuche man in erster Linie in Zusammenarbeit mit den ausführenden Firmen vor Ort, der Objektüberwachung und dem Bauherrn die Situation für die Beteiligten zu klären, auch im Hinblick auf eine eventuelle Gefährdung für die Allgemeinheit.

„Auch das Amt für Arbeitsschutz und die Berufsgewerkschaft führt Kontrollen durch. Diese können anders als durch uns auch zu Bußgeldern führen.“, erklärt Skerbs. Sie selbst seien für das Verhängen von Bußgeldern jedoch nicht zuständig. „Wir haben eher eine beratende und koordinierende Rolle inne.“ Jedoch könne man, wie in vielen Branchen, die Risiken für eine Infektion lediglich minimieren, aufgrund der unterschiedlichen Beschaffenheiten von Baustellen jedoch nicht vollständig verhindern. Es gebe Arbeiten, wo es kaum möglich wäre, 1,5 Meter Abstand zu halten, oder an heißen Tagen bei dem Bau einer Rohbaudecke durchgängig einen Mundschutz zu tragen. „Aber das gilt schließlich für alle Lebensbereiche und Berufsfelder“, so Skerbs.

Problempunkt Anfahrt

In Bezug auf die Anreise sieht die Berufsgenossenschaft der Baugewerkschaft (BG Bau) in ihren Corona-Empfehlungen vor, dass Mitarbeiter mit ihrem eigenen PKW anreisen, vorausgesetzt sie besitzen einen. Gemeinsame Fahrten könnten die Arbeitgeber nur sehr individuell abhängig von der Anzahl der Mitarbeiter regeln, erklärt Skerbs dazu. Dabei müsse eine klare Gruppenaufteilung bestehen und möglichst ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. „Vermutlich lassen Arbeitgeber auch Personen gemeinsam in einem Fahrzeug anreisen, wenn sie aus Sammelunterkünften kommen, da diese sich dann ja auch gewissermaßen einen Haushalt teilen.“

Zu der Häufigkeit der Kontrollen auf den Baustellen durch das Gesundheitsamt konnte das Gesundheitsamt Frankfurt am Freitag keine Angaben machen. Auch das Amt für Arbeitsschutz könne aufgrund der aktuellen Urlaubszeit uns Kurzfristigkeit keine zahlenmäßigen Angaben machen. „Wenn unser Arbeitsschutz Kenntnis von Hygiene-Mängeln erhält, wird der Betrieb - in Abstimmung mit dem zuständigen Gesundheitsamt - aufgefordert, hier umgehend Abhilfe zu schaffen. Dies wird selbstverständlich kontrolliert“, so ein Sprecher des Amts für Arbeitsschutz.

Alleine im Aufsichtsbezirk für die Städte Frankfurt, Offenbach sowie im Wetterau und Main-Kinzig-Kreis befänden sich in etwa 16 000 größere Baustellen. In normalen, nicht coronabedingten Zeiten suchten die Kontrolleure rund jede zehnte davon einmal im Jahr auf. Aufgrund der Covid-19-Pandemie sei die Zahl der Außendienste seit dem Frühjahr zudem gesunken. „Wir kontrollieren vor allem anlassbezogen und stichprobenartig - so ist das System hierzulande angelegt“, so der Sprecher. Die Zuständigkeit der Kontrollen läge während der Pandemie sowohl beim städtischen Gesundheitsamt als auch beim Amt für Arbeitsschutz. Hätten sich beispielsweise Leiharbeiter infiziert, die in einer Gemeinschaftsunterkunft lebten, wäre eher das Gesundheitsamt zuständig.
 
7. August 2020, 13.01 Uhr
Johanna Wendel
 
Johanna Wendel
Jahrgang 1993, Technikjournalismus-Studium an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, seit Januar 2019 beim Journal Frankfurt. – Mehr von Johanna Wendel >>
 
 
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