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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Interview zum Bäderkonzept 2025

Wassernotstand

Das Bäderkonzept der Stadt steht in den Startlöchern. Wie es um die Frankfurter Schwimmbäder steht und welche Herausforderungen die zunehmende Zahl der Nichtschwimmer mit sich bringt, erklären Boris Zielinski (Bäderbetriebe Frankfurt) und Michael Ulmer (Schwimmgemeinschaft Frankfurt).
Wir treffen uns im Foyer des Rebstockbads, dem Flagschiff der Bäderbetriebe Frankfurt (BBF). Hausherr Boris Zielinski ermöglicht uns den Zugang zur Tribüne für das Fotoshooting. Zwischen zwei Tischen, die bereits für einen Kindergeburtstag dekoriert sind, findet unser Gespräch vor Kindergeschrei und Wellenrauschen statt.

JOURNAL FRANKFURT: Herr Ulmer, Herr Zielinski, wie stellt sich aktuell die Situation der Frankfurter Schwimmbäder dar?

BORIS ZIELINSKI: Zunächst einmal sind wir froh, dass die Stadt uneingeschränkt hinter den Schwimmbädern steht. Der Weg geht dahin, dass Visionen entworfen und neue Bäder gebaut werden. Wir müssen differenzieren zwischen den öffentlichen städtischen Bädern und den Schulschwimmbädern. Und wir alle sind uns einig darüber, dass wir insgesamt mehr Wasserfläche brauchen.

MICHAEL ULMER: Aus Sicht der Vereine und des Schulsports sehe ich das etwas kritischer. Wir haben ein massives Defizit an Wasserfläche. Es ist ja schön, dass mit dem Panoramabad und Rebstockbad zwei Bäder ersetzt werden. Aber das löst das Problem an sich nicht. Die Vereine fordern seit Jahrzehnten ein Schul- und Wettkampfbad, wie es nun auch mit dem Schwimmsportzentrum an der Sportuniversität bis 2025 entstehen soll. Das wäre ein Lichtblick. Drastisch ist allerdings der Zustand der Lehrschwimmbecken in den Schulen. Und der Bedarf wird in den kommenden Jahren steigen. Das ist eine Herausforderung für Vereine und Stadt gleichermaßen.

Wie steht es denn um die Schwimmkompetenz von Kindern und Heranwachsenden?

ULMER: Fakt ist, dass die Zahl der Ertrinkungstoten und Nichtschwimmer die höchste seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist. Das ist erschreckend, aber das ist nicht nur in Frankfurt so. Die Schwimmvereine versuchen da ihrer Aufgabe gerecht zu werden, aber es fehlt an der Infrastruktur. Wir haben hier fünf Lehrschwimmbecken in Schulen. Und überall gibt es Probleme: Beim einen sind es hygienische Mängel, andere sind veraltet, und das 2012 an der Wöhlerschule eröffnete Becken muss permanent geschlossen werden, um Nachbesserungen vorzunehmen.

ZIELINSKI: Die Schulschwimmbäder, das muss ich klar sagen, liegen nicht in der Verantwortung der BBF. Ich verstehe aber, dass die Situation von den Vereinen als schwierig empfunden wird. Allerdings möchte ich jetzt nach vorne schauen und mit den zuständigen Behörden und den Vereinen in die Gespräche gehen mit dem Ziel, der BBF die Verantwortung auch für die Schulschwimmbäder zu übergeben. Dann wäre alles unter einem Dach und könnte besser koordiniert werden.

ULMER: Es wäre wichtig, wenn Betrieb und Bau von Schwimmbädern in den Händen der BBF lägen. Bei den Neubauten der vergangenen Jahre sind dilettantische Fehler gemacht worden. Jede Mutter, die ihre Kinder zum Schwimmkurs bringt, hätte das besser gemacht. Da sind Türen zu schmal für Reinigungsmaschinen, in Umkleidekabinen fehlen Wasserabläufe, es gibt zu wenig Duschen und Föne, um nur einige Dinge zu nennen.

ZIELINSKI: Aber noch einmal: Uns geht es nicht darum, Schuldzuweisungen zu treffen. Wir bieten unsere Hilfe an, die derzeitigen Zustände zu verbessern. Und da sehe ich uns auf einem guten Weg.

Sie haben das Schwimmsportzentrum erwähnt, das Bestandteil des Bäderkonzepts ist, das Stadtrat Markus Frank in Abstimmung mit den Ortsbeiräten und Vereinen vorgestellt hat. Wie sieht dieses Konzept aus?

ZIELINSKI: Die Chronologie sieht vor, dass zuerst das Familienbad in Bornheim ansteht, das westlich der Eissporthalle neu gebaut werden soll. Der Baubeginn ist für 2020 geplant. Wenn dieses Bad fertig ist und eine Testphase durchlaufen hat, wird das Panoramabad am alten Standort geschlossen. Parallel dazu stehen Abriss und Neubau des Rebstockbads an. Das soll das neue Flaggschiff der Frankfurter Bäder werden und spätestens 2025 eröffnet werden. Und dann kommt das bereits angesprochene Schwimmsportzentrum hinzu, das von der Stadt, der BBF und der Universität gemeinsam geplant wird und sowohl dem Leistungssport als auch den Vereinen und den Individualgästen zur Verfügung stehen soll.

ULMER: Grundsätzlich begrüßen wir als Verein, in dem auch Leistungssport betrieben wird, das Bäderkonzept. Was uns verwundert, ist die Reihenfolge: Unser Vorschlag wäre gewesen, erst das Schwimmsportzentrum zu bauen, um dort eine große neue Wasserfläche zu schaffen und dann an das Rebstockbad heranzugehen.

ZIELINSKI: Das halte ich nicht für realistisch. Ich freue mich prinzipiell über jeden Beschluss, der einen Neubau garantiert. Und man muss auch klar sagen, dass der Zustand des Rebstockbads, in dem wir hier sitzen, nicht zuverlässig einzuschätzen ist. Deswegen müssen wir dafür sorgen, dass zunächst hier an diesem Standort zügig neu gebaut wird. Das ist eine wahnsinnige Herausforderung für die Stadt, logistisch und ökonomisch.

Hat Schwimmen als Spitzensport in Frankfurt ausreichend Raum?

ULMER: Die Spitzenschwimmer von der SG Frankfurt sind seit 1992 bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen vertreten. Dank unser Erfolge wurde Ende der 1990er-Jahre an der Landessportschule in der Otto-Fleck-Schneise ein 50-Meter-Becken gebaut. Dort trainieren die erste Mannschaft und die Junior-Mannschaft. Ohne diese Kooperation mit dem Hessischen Schwimmverband wäre Leistungs-Schwimmsport in Frankfurt nicht möglich.

ZIELINSKI: Leistungssport gehört in den Verein. Da ist er in den besten Händen. Wenn wir vom Schwimmen als Breiten- und Freizeitbewegung sprechen, die auch den gesundheitlichen Aspekt berücksichtigt, ist das auch unsere Sache, sich darum zu kümmern, den Menschen das Wasser näherzubringen und auch eine entsprechende Betreuung zur Verfügung zu stellen. Aber auch da arbeiten wir nicht gegen die Vereine, sondern mit ihnen.

Dazu passt ja auch der kostenlose Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren, der seit Februar gültig ist. Wem hilft diese Maßnahme? Welche Erfahrungen haben Sie bislang gemacht?

ZIELINSKI: Wir haben seit dem 1. Februar einen signifikanten Besucheranstieg. In den Monaten Februar und März hatten wir 60 000 Kinder in den Bädern. Und die Zahl der erwachsenen Besucher steigt. Das bedeutet natürlich einen großen Aufwand für das Personal, aber bislang funktioniert das sehr gut. Eine echte Bilanz können wir aber tatsächlich erst in einem Jahr ziehen, wenn wir die erste Freibadsaison hinter uns haben.

ULMER: Ich sehe das sehr skeptisch. Wir haben zu wenig Wasserfläche, aber die machen wir kostenlos. Wir sind natürlich prinzipiell froh für jedes Kind, das dem Schwimmsport zugeführt wird. Die Frage ist, ob das durch eine solche Maßnahme geschieht. Als Frankfurter finde ich es etwas seltsam, dass auch Kinder aus dem Umland kostenlosen Eintritt haben. So bekommt der Speckgürtel eine weitere Speckwelle.

ZIELINSKI: Ich möchte herausstreichen, dass unsere Mitarbeiter in den Bädern großartige Arbeit leisten. Alle anderen Erfahrungen müssen wir abwarten.
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Boris Zielinski (Bäderbetriebe Frankfurt) und Michael Ulmer (Schwimmgemeinschaft Frankfurt). © Harald Schröder

Dr. Boris Zielinski ist neuer Geschäftsführer der Bäderbetriebe Frankfurt GmbH (BBF). Seit Anfang des Jahres ist er zusammen mit seinem Kollegen Frank Müller für alle städtischen Hallen- und Freibäder verantwortlich. Sein persönliches Ziel ist die zügige Umsetzung des Bäderkonzept 2025 der Stadt Frankfurt, das gemeinsam mit der Stadt, den Vereinen und Ortsbeiraten entwickelt wurde.

Michael Ulmer ist Sportdirektor der Schwimmgemeinschaft Frankfurt (SGF), ein Verbund aus acht Frankfurter Schwimmvereinen mit rund 7000 Mitgliedern. Ob in der Nachwuchsförderung oder bei der Auswahl der Bundesliga-Mannschaften, seit über dreißg Jahren verweist er immer wieder auf die fehlenden Wasserfläche in der Stadt und fordert für den Schwimmsport ein Trainings- und Wettkampfbad wie in anderen deutschen Großstädten.
 
28. Mai 2019, 08.59 Uhr
Christoph Schröder/Tom Tizian
 
 
Fotogalerie:
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