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Ein Pick-up-Artist im Gespräch

Die Tricks der Verführungstaktiker

Von wenigen bewundert, von vielen gehasst – selbsternannte Pick-up-Artists wie Julien Blanc geben in Seminaren Tipps, wie man Frauen aufreißt. Auch in Frankfurt gibt es diese Szene. Sie gibt sich harmlos.
„Ich bin Pick-up-Artist seit ich 14 Jahre alt bin. Mein erstes Mal hatte ich mit elf“, sagt Marko Polo und verzieht dabei keine Miene. Er gibt Seminare und lehrt Männer, Erfolg bei Frauen zu haben. Auch hat Polo vor gut einem Jahr ein Buch geschrieben mit dem Titel „Pickup: Die Kunst der Verführung“. Das verkauft sich so gut, dass der 24-Jährige momentan seinen Lebensunterhalt durch den Erlös bestreiten kann, wie er sagt. Er vertritt dabei eine andere Philosophie als Julien Blanc, der bekannte Pick-up-Artist aus den USA. Der zog durch frauenfeindliche Aktionen schon oft Aufmerksamkeit und Hass auf sich. „Julien Blanc arbeitet damit, den sozialen Wert einer Frau runterzudrücken und sie auch körperlich zu degradieren, so dass er über ihr steht“, erklärt Polo.

Seine eigene Taktik lebe dagegen davon, durch Charme und Witz die Frau dazu zu bringen, sich in ihn zu verlieben. Er sprich von „kompletter Loyalität“. Das Wort „Loyalität“ kann aber wohl auch „Abhängigkeit“ ersetzt werden. „Du musst der richtige Mann sein, dann kannst du jede Frau haben“, sagt Polo. Im Grunde sei es eine Verkaufsstrategie. „Aber harmlos bin ich nicht“, sagt er und lacht.

Dennoch betont Polo, dass er – im Vergleich zu anderen Pick-ups – nicht nach One-Night-Stands suche, sondern nach festen Beziehungen. Wer bei dieser Aussage misstrauisch wird, hat vielleicht nicht ganz unrecht. Denn die Einstellung, die der Pick-up-Artist todernst vertritt, ist doch ein wenig zum Schmunzeln. „Wenn ich die besten Absichten habe, eine Beziehung einzugehen, dann mit der Frau beim ersten Date schlafe und merke, es klappt nicht zwischen uns, kann ich doch nichts dafür, oder?“, fragt er und schaut unschuldig.

Einer verschmähten Frau dürften diese Absichten wohl ziemlich gleichgültig sein. Merkwürdig mutet auch die Definition von Bindung und Beziehung an, die der Frankfurter vertritt. Eine Beziehung habe er immer nur mit einer Person, „aber es kann durchaus sein, dass ich mit mehreren Frauen gleichzeitig eine Bindung eingehe.“ Wie viele Frauen das zur selben Zeit sind, wisse er gar nicht so genau. „Da kommen mal welche dazu, und andere verschwinden. Aber es kann durchaus vorkommen, dass fünf Frauen bei mir zu Hause sind, mit denen ich alle schlafe.“ Denn für einen gelernten Pick-up sei so etwas kein Problem. Die Frauen seien durchweg mit diesem Arrangements einverstanden. „Wenn eine Frau stutenbissig ist, passt sie ohnehin nicht zu mir.“

Von Julien Blanc hat Polo keine sehr hohe Meinung, nennt ihn „Blender“. Die coolen Sprüche und das Machogehabe komme gar nur allein ihm, sondern von einem ganzen Team. „Das merkt man auch daran, wie ihm das Gesicht entgleist, wenn man ihm schwierige Fragen stellt.“ In Frankfurt hat Blanc in diesem Jahr bereits ein Seminar gegeben, bei dem auch Polo war. Im Frühjahr 2015 plant Blanc ein weiteres – das versucht Frauendezernentin Sarah Sorgen (Grüne) jedoch zu verhindern. Diese Seminare laufen folgendermaßen ab. Es gibt ein kostenloses Treffen für die Anhänger, bei denen Verhaltensmuster und Taktiken vermittelt werden. „Beim letzten Mal waren etwa 200 Menschen da“, erzählt Polo. In den zwei darauf folgenden Tagen stehen dann Praxisübungen auf dem Programm – das lassen sich die Teilnehmer bis zu 3000 Euro kosten. „Die meisten waren aber von ihm enttäuscht und haben da gar nicht mehr mitgemacht“, berichtet Polo.

Auch in seinen eigenen Seminaren gibt es einen solchen Praxisteil. Dabei gehe es zwar darum, Frauen anzusprechen, nicht aber sie „nur“ ins Bett kriegen. „Nächstes Jahr heiratet einer meiner Teilnehmer. Er hat die Frau während des Kurses auf der Straße kennen gelernt.“ Selbst Frauen suchen öfters seinen Rat. „Pick up ist nicht nur etwas für Männer“, sagt Polo.

Übrigens: Stadträtin Sarah Sorge von den Grünen war für ein Gespräch mit Marko Polo nicht bereit.
 
30. Dezember 2015, 10.50 Uhr
Christina Weber
 
 
Fotogalerie:
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Text: Sina Claßen / Foto: Symbolbild © Adobe Stock/paul prescott
 
 
 
 
 
 
 
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