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dk auf Tour – ein musikalischer Wochenrückblick (II)

janis_elko_closer_foto_kinsler-querDann der Donnerstag. Endlich, nach langer Wartezeit, mal wieder ein Solokonzert von Janis Elko (Foto), die sich ansonsten gerne im Line up von En Transit versteckt. Wenn man musikalisch sein Innerstes nach außen trägt, kann das schon scary sein, mehr noch für den Musiker/die Musikerin selber als fürs Publikum. Entsprechend nervös tigerte Janis vorm Konzert durch den Dreikönigskeller und es schien sie nicht wirklich zu beruhigen, dass sie die meisten Gesichter im Club kannte. Endlich auf der Bühne richtete sich die Singer/Songwriterin hinter Mikrofonstativ und großer Halbresonanz-Epiphone-Gitarre häuslich ein. Zumindest versuchte es Miss Hibbelig, die ständig mit Effektgeräten, Setlist oder anderweitig beschäftigt war, als wolle sie sich vom Grund ihrer Anwesenheit auf der Bühne ablenken. Aber dann sang sie endlich ihre leisen, intensiven, so wunderbar traurigen Lieder, altbekannte wie neue, und tauchte, wann immer sie nicht sang, im Sitzen tief nach links ab und versuchte sich an einer Art Limbo mit ihrem Kopf unter dem Mikrogalgen.
Den Beifall quittierte sie mit Gesten, als wäre er ihr peinlich und sogar unverständlich. Und genauso kommentierte sie vieles von dem, was sie da auf die Bühne brachte, eher (selbst-) ironisch. Aber diese Unsicherheit gab dem ganzen Auftritt eher eine noch sympathischere, persönlichere, auch intime Note.

Ganz anders danach Bucky Halker, ein US-Songschreiber-Urgestein, lässig, souverän, irgendwie Profi durch und durch, mit auch politisch motivierten Geschichten, aber insgesamt einem Storytelling, das nun wirklich nicht so unter die Haut geht wie jenes von Janis Elko. Sein großer Bonus war sein Mitstreiter, Andy Dee an Gitarre und vor allem Lapsteel Guitar, aus der mit Bottleneck und Fingerpicking er überaus virtuos wunderbare Klänge zauberte. janis_elko_bucky_halker_foto_kinsler_557-querDann die angekündigte Überraschung: ein kurzes gemeinsames Set (Foto), für das sogar Annika Hohl ihren lange eingemotteten Bass reaktivierte und Janis so von beiden Seiten der Bühne plötzlich traditionellen Folk-, Hobo- und Countrygeist eingehaucht bekam. Zwei wunderbare Songs gaben sie alle gemeinsam zum besten, einen Woody Guthrie und Bonnie Raitts („Angel From Mongtgomeny“) ... Und so lernte Janis Elko, die erklärte Melancholikerin, an diesem Abend auch, dass Songs ernsten Inhalts wie der von Guthrie musikalisch federleicht und spaßstiftend rüberkommen können. Ob sie das für sich selbst und ihre Songs in Zukunft umsetzen wird...

Der Freitag schließlich versöhnte endgültig mit der Woche. Eleni Mandell in der Brotfabrik. Die Frage eines Fans, welchen musikalischen Schwerpunkt sie nun auf ihrer nächsten CD setzen werde, stellt sich meiner Meinung nach bei der US-amerikanischen Songschreiberin, Sängerin und Gitarristin gar nicht mehr. Denn sie hat die Persönlichkeit, egal, was sie stilistisch streift, es wird zu Mandell und total „unique“. Welch größeres Kompliment kann man einer Künstlerin überhaupt machen? eleni_mandell_kinsler_063-hochEin Konzert von Eleni, gespeist aus vielen ihrer tatsächlich sehr diversen Alben, ist wie eine Zeitreise, die – sagen wir mal – in den 1920ern beginnt und sich auch nicht auf den amerikanischen Kontinent beschränkt. Blues, Folk, Big Band Jazz, Barmusik, Punk, 50’s/60’s Rock’n’Roll, TexMex, Ballade – man könnte sich Stunden, ja Tage damit beschäftigen und versuchen all das, was sie da spielt, konkret zuzuordnen. Aber so what...

Gespielt von einer vierköpfigen Band, zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug, allesamt sehr spezielle Instrumentalisten, die alles andere als klischeehaft, eher mit sehr persönlicher Note zu begeistern wissen, wird das alles transzendent. Erstaunlich auch, dass eine so kleine Besetzung es schafft, zu klingen als ob sie die Musik vom großen Van Dyke Parks instrumentiert, ja orchestriert (Eleni stellt sich im Gespräch als großer Fan von ihm heraus). Und da vor allem Gitarrist Jeremy Drake nicht nur mit wohl gesetzten Dissonanzen für zusätzliche Spannung sorgt, sondern auch seine Effektpedale bestens einzusetzen weiß (eins davon klingt wie Röhrenglocken), muss ich unwillkürlich an Harry Partch denken, den US-Komponisten mit den selbst gebauten Instrumenten.

Mag sein, dass diese mitunter eher „schrägen“ Sounds Zuhörer auch an Tom Waits denken lassen, aber dem Eleni Mandell-Gig fehlt alles Kopfige und nichts von dem, was da an Klängen hörbar wird, wirkt aufgesetzt und des puren Effektes wegen so arrangiert. Sie illustrieren die Stimmungen, die zuletzt – so sagt es Eleni auch auf der Bühnen an – einen leichten Shift bekommen haben hin zum neuen Album „Artificial Fire“: „Es gibt jetzt auch einige fröhliche Songs in meinem Repertoire.“ Schwingt da ein wenig Selbstironie mit, so wie sie auch in ihrem „Look“ zu stecken scheint, diesem knallbonbonbunten Kleidchen über grell roten Strumpfhosen mit rosa Schühchen mit Schleifen? Kommentar von Miss Mandell dazu später am Abend: „Ich glaube mein Kleid ist ein wenig zu kurz...“. Auch ja – was sich auch ohne zu Googeln noch direkt klären ließ, waren die unüberhörbaren osteuropäischen Elemente in einigen Songpassagen, die eher an Element of Crime denken ließen. „Ich habe russisch-polnisch-ungarische Vorfahren..“ Damit wäre das auch noch gesagt... Und, fast vergessen: am Bass ganz neu im Line up: Nigel Harrison, früher bei den legendären Blondie.

Text/Fotos: Detlef Kinsler
 
28. April 2009, 12.00 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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