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dk auf Tour – Vom Nachwuchs, einer Legende und Visions of Julie

Die Nacht vorm Tag der deutschen Einheit gehört dem Best of Mainova Heimspiel. Gut so – denn nach einem solchen Bandmarathon, Talks und Drinks muss man am nächsten Tag ausschlafen können. Um es gleich deutlich zu sagen: die Show zum 5. Geburtstag der Nachwuchssichtung und Kulturförderung der etwas anderen Art war im Vergleich mit den letzten beiden Jahren die sicherlich erfolgreichste, was den Publikumszuspruch betrifft. Also alles richtig gemacht, die richtige Bandauswahl getroffen und die Fans der jeweiligen Bands endlich auch motiviert, sich die anderen Acts anzuschauen und bis zum Ende zu bleiben. Denn letztes Jahr agierte die letzte Gruppe vor sichtbar geleerter Halle.


Das Best of steht auch für Stil- und Artenvielfalt. Und so war auch tatsächlich Kontrastprogramm angesagt. Nanu aus Bad Homburg machten den Anfang. Deutschsprachiger Pop mit R&B-Appeal und HipHop-Elementen hieß es in der Werbung. Und die Band hielt, was die versprach. A little bit of Disco fehlte auch nicht im Sound. Von Sinisha Vrdoljak, dem Erfinder des Heimspiels und jetzt auch Moderator des Festivals, als Indie im wahrsten Sinne des Wortes (und somit mit hohem Erinnerungspotential an die eigenen Jugend) angekündigt, rockten Gloria Palace danach unverkrampft und mit dem Bonus der Jugend (alle kurz vor oder knapp nach 20) los. Da wackelt zwar noch der eine andere Beat, dafür funktioniert die Doppelspitze mit Felix und Lea (beide Gitarre, beide Leadgesang) bestens. Nice one, ausbaufähig, charmant und wer weiß, was da noch für Songs kommen wenn man sich umhimmelswillen nicht zu viele Gedanken darüber macht, wie man denn am besten erfolgreich wird. Das funktioniert in dieser kaputten Branche im Moment ohnehin nicht. Das einzige Mittel, um die Fans zu erreichen: Authentisch bleiben!

Seit ihrem Gig im Nachtleben sind Venus On Mars noch professioneller und perfekter geworden. Und sie stehen weiterhin unter Beobachtung der hr3-Musikchefs Till Hofmeister (dessen Sohnemann eher nicht wellenkompatibel ist, denn der spielte dieses Jahr beim Wacken Open Air!), der extra wegen ihnen und Wagner Love in die Batschkapp gekommen war. „Das ist doch schöne Musik“, war der Kommentar von Front Of The House-Mixer Andi Kerl, selbst Musiker. Guter, melodiöser Mainstream-Rock oder Power Pop (so hieß das damals in der zeitlichen Folge nach The Knack & Co.). Wirklich angenehm das tiefe, wohlige dunkle Timbre von Sängerin Carlotta. A, Freitag, 10.10. supporten sie Maria Mena bei deren hr3 Ganz nah-Auftritt im Maintower knapp unterm Himmel.

Cellar d’Or gehen mit ihrem FunkHipHopSoul-Konzept unbeirrt ihren Weg und bewiesen auch in der Batschkapp einmal mehr, dass sie es verstehen, Party zu machen und ihr Publikum mitzureißen. Kein Rapshit, sondern gute Texte, vorgetragen von vier MCs, die ihren Verstand benutzen statt dumm rumzudissen, begleitet von Topmusikern, ein rundes Paket. Danach Wagner Love , deren Album nun endlich bald bei der EMI rauskommt und denen man nur wünschen kann, dass das Industrielabel sich auch wirklich richtig um sie kümmert. Die Jungs spielen fast schon ein bisschen zu perfekt, Motto: Nix dem Zufall überlassen. Am 24.10. gibt´s die Releaseparty im Walden und dann gilt´s für den Pop-Soul der Frankfurter. Schaun mer mal. Würde ja Zeit, dass man wieder was aus Frankfurt heraus da draußen auf dem Pop-Planeten funktioniert. Aber auch hier gilt: die ganzen Gesetze des Marktes funktionieren nicht mehr. Was früher eine Nummer Sicher schien, muss heute kämpfen, kämpfen, kämpfen. Langer Atem ist gefragt.


Nach Eleganz und Styling zum Abschluss noch ein wenig mehr „Dreck“, sprich Rock mit Punk-Appeal, laut und schweißtreibend, auf und vor der Bühne. Vielleicht haben es At The Farewell Party – nicht wirklich eine Popband – leichter als die Kollegen vor ihnen, sich in ihrer Szene, ihrem Umfeld durchzusetzen. Sie sind fett auf Tour und erfahren eine Menge Unterstützung.

Um zum Abschluss des Berichtes übers Heimspiel noch den Jens zu geben: Als einziger wirklicher Promi wurde in der Batschkapp – von Booker Matze mit einem Corona versorgt – der Franz Beckenbauer des Frauenfußballs, Steffi Jones gesichtet, die sichtlich Spaß an der Musik und der Atmo in der Kapp hatte.

Obwohl Paul Kuhn zum 3.10. umsonst und draußen auf dem Römerberg spielte, machte ich nachmittags eine Pause, um dem totalen Musik-Overkill zu entgehen und leistete mir erst um 22 Uhr eine andere Tastenlegende. Kein Mann am Klavier, sondern einer an der Hammond Orgel. Brian Auger , zu Gast bei der Zoom 68-Reihe im Sinkkasten. Und siehe da – das Konzert war dann doch nicht so schlecht besucht wie befürchtet und auch nicht nur von älteren Menschen, die dann bei Augers Sound und der Erinnerung an die eigene Jugend abgingen wie ein Zäpfchen, sondern auch von jungen, darunter Musiker von Cellar d’Or, die wissen, was gut ist.

Der Oblivion Express nahm sofort Fahrt auf. Mit seinem so typischen Funk-Rock mit Jazz-Backing. Auger (69) wirbelte dynamisch über die Tasten seiner Hammond, spielte atemberaubenden Soli, streute aufheulenden Cluster ein und entpuppte sich außerdem als echter Entertainer. Wie viele seiner Zeitgenossen, die schon in jungen Jahren viel in Deutschland unterwegs waren, hat er sich Deutsch draufgeschafft, jedenfalls so vie, dass es für wunderbare Denglish-Ansagen reichte, mit denen er die Lacher auf seiner Seite hatte. Dieses Wissen rühre von einem „Studiengang auf der Margaret Thatcher Schule of Hochdeutsch“ her witzelte der Keyboarder, der ansonsten alles „absolutely unglaublich“ fand und musikalisch „Straight Ahead“ marschierte und mit Berklee School-Absolventen Andreas Geck einen versierten deutschen Bassisten in seinem Familienunternehmen vorstellte. Sichtlich stolz präsentierten er seine Kinder, Karma D. an den Drums, groovig, aber alles andere als filigran agierend, und Savannah Grace als Sängerin. Die übernahm dann in den alten Hits aus der grandiosen Trinity-Zeit den Part von Julie Driscoll und vielleicht war es die Vision von Julie vor dem geistigen Auge, die gerade „Indian Rope Man“ und „Season Of The Witch“ besonders wirkungsvoll erscheinen ließen. Denn die blonde Savannah ist alles andere als ein Driscoll-Typ. „Die Tussi ist ja schlimm“, simste mir eine liebe Freundin noch in die erste Reihe, als ich da am Fotografieren war. Was sie vor allem meinte, war die Performance der Sängerin, eine wiederkehrende Folgen von Bewegungen zwischen Tempel-, Ausdrucks- und GoGo-Tanz, der eine Art Ekstase vorgaukelte aber letztlich nur dazu führte, dass man sich über längere Instrumentalpassagen wie bei „In And Out“, einer Komposition des Gitarristen Wes Montgomery, freute. Nur selbst da blieb Miss Auger in der Bühnenmitte und voll engagiert, dabei mehr Savannah (eher die trockene Variante) als Grace, hier Anmut und Grazie. Dass Brian Auger auch über genügend Selbstironie verfügt, belegte seine Ansage von „Season of The Witch“. Der Song stamme aus der Zeit, als London nach Londonium hieß, Kaiser Augustus mit Discs in Terracotta hantierte und ein englischer Folksänger namens Donovanius Songs wie diesen hier schrieb. Und wo wir gerade bei Coverversionen sind: Der Doors-Klassiker „Light My Fire“ war in der Express-Version eher ein Ausfall.
Text und Fotos: Detlef Kinsler
 
6. Oktober 2008, 10.53 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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